FC Bayern in der Einzelkritik:Musiala stiehlt Mané die Show

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(Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Der 19-Jährige zelebriert die erste Halbzeit, Sadio Mané erzielt sein Premierentor und die Abwehr wackelt wie in der vergangenen Saison. Die Bayern gegen Leipzig in der Einzelkritik.

Von Martin Schneider

Manuel Neuer

(Foto: IMAGO/IMAGO/ActionPictures)

Nach all den Zugängen beim FC Bayern in diesem Sommer bietet sich der Kalauer an: Und sogar im Tor steht ein Neuer. Und da dieser mittelgute Namenswitz nun einmal und nie wieder gemacht ist (versprochen), kann sich der Kapitän seine frisch renovierte Mannschaft anschauen: Sah - erstmal selbst nicht gut aus, weil sein erster Ausflug der Saison mächtig schief ging, er verlor den Ball weit vor dem eigenen Tor, Marcel Sabitzer klärte für ihn in höchster Not. Danach konzentrierter. Boxte einen fiesen Freistoß von Dominik Szoboszlai in den Leipziger Nachthimmel und seine weiteren Rettungsläufe gelangen. Sah dann eine fast schon gewohnt wacklige Abwehr, an den drei Gegentoren war er schuldlos.

Dayot Upamecano

(Foto: IMAGO/Uwe Koch/Eibner-Pressefoto/IMAGO/Eibner)

Hat garantiert die Debatte im Sommer vernommen, dass der FC Bayern mit Matthijs de Ligt ja einen echten Abwehrchef verpflichtet hätte, woraus Upamecano im Umkehrschluss folgern musste, dass er kein echter Abwehrchef ist. Zu seiner Ehrenrettung: Hat er mit immer noch erst 23 Jahren auch nie behauptet. Hat immer noch gute Chancen, in einer Dreierkette zu spielen, hat aber keine so guten Chancen mehr, in einer Viererkette zu agieren. Wurde nach 78 von einzelnen Wacklern unterbrochenen Minuten gegen de Ligt ausgewechselt, der beim dritten Gegentor zweimal das entscheidende Duell verlor.

Lucas Hernandez

(Foto: Michael Sohn/AP)

Hat die Debatte bestimmt auch verfolgt, hat aber einen großen Vorteil: Er ist im Gegensatz zu Upamecano Linksfuß, kann also wunderbar neben de Ligt spielen. Außerdem hat er 80 Millionen Euro gekostet und die muss er immer noch refinanzieren. Spielte gegen Leipzig ein absolut typisches Hernandez-Spiel: zweikampfstark und mit mindestens einer Verrücktheit. Diesmal: Eine Zidane-Drehung irgendwo im Mittelfeld.

Benjamin Pavard

(Foto: Robert Michael/dpa)

Hat die Debatte garantiert am wenigsten entspannt verfolgt, denn ihm hat man ja nicht einen, sondern mit dem Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui gleich zwei Konkurrenten vor die Nase gesetzt. Könnte die Säbener Straße noch Richtung Stamford Bridge verlassen, zumindest gibt es in Chelseas Dreierabwehrkette noch die ein oder andere freie Planstelle. Was in diesem Spiel für ihn sprach: Schoss gegen Leipzig ein Tor (Foto). Was gegen ihn sprach: Verlor das Kopfballduell gegen Marcel Halstenberg vor dem Anschlusstreffer und verursachte ungeschickt den Elfmeter vor dem zweiten Anschlusstreffer.

Alphonso Davies

(Foto: IMAGO/Revierfoto/IMAGO/Revierfoto)

Muss in keiner Mannschaft der Welt um seinen Stammplatz fürchten, ist dafür einfach zu schnell. Vielleicht täuschte der Eindruck, aber er stand ein wenig tiefer und war vielleicht auch deswegen rechtzeitig zur Stelle, um einen sehr gefährlichen Schuss von Christopher Nkunku zu blocken. Der ist auch schnell.

Joshua Kimmich

(Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Holte sich seine gelbe Karte zum sinnvollsten Zeitpunkt ab, nämlich als Leipzig nach gut 60 Minuten seine beste Phase hatte. Rückt nach dem Lewandowski-Abschied in der Mannschaftshierarchie nochmal einen Platz nach oben, allerdings hatte er auch schon vorher Führungsspielerfouls im Repertoire.

Marcel Sabitzer

(Foto: Martin Rose/Getty Images)

Hat eine so unglückliche erste Saison hinter sich, dass sein Startelf-Einsatz im Supercup Verdächtigungen zur Folge hatte: Spielt er nur, damit andere Vereine sehen, dass man ein paar Euros für ihn zahlen sollte? Hat ja nach dem Transfer von Ryan Gravenberch noch einen Konkurrenten mehr im zentralen Mittelfeld und der FC Bayern könnte Transfererlöse gebrauchen. Unabhängig von solchen Spekulationen spielte er gegen seinen Ex-Klub ... sogar ziemlich gut. Präsent in den Zweikämpfen, ins Spiel involviert, Körpersprache aggressiv. Hilft entweder ihm oder dem FC Bayern auf dem Markt.

Jamal Musiala

(Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Ja, Sadio Mané hat sein erstes Tor für den FC Bayern geschossen (siehe dort). Aber die Show des Spiels bot Jamal Musiala. Technisch ein Ereignis, in seinen Dribblings fließt er förmlich um die Gegenspieler herum. Wenn er mal durch ein Foul gestoppt wurde, war das für Leipzig ein Erfolg, denn dann hatten sie ihn wenigstens mal gestoppt. Schoss das 1:0 nach einem kleinen Tanz durch die Abwehr, leitete das 2:0 mit einem Steilpass durch vier Leipziger hindurch ein, das 3:0 bereitete er dann wieder nach einem Hüftwackler der Tango-Art vor. Ist zu gut, um noch auf irgendeiner Ersatzbank zu sitzen. Punkt.

Thomas Müller

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Hatte die besten Plätze, um sich die Vorführung seines Mannschaftskameraden anzuschauen. Beteiligte sich ansonsten am großen Rotationslauf in der Sturmspitze und wenn ein Thomas Müller etwas kann, dann ist es, Verwirrung in der gegnerischen Abwehr stiften. Bereitete das 4:1 indirekt vor, Gulacsi konnte seinen scharfen Schuss nur auf Gnabry abprallen lassen. Ist nach dem Abschied von Robert Lewandowski vielleicht der Spieler, der sich am stärksten umstellen muss. Hatte immer einen Fixpunkt, den er anspielen konnte, und der fällt im neuen, wilderen Spielsystem weg. Auf der anderen Seite: Wenn ein Spieler sich in einem wilden System zurechtfinden kann, dann ...

Serge Gnabry

(Foto: IMAGO/IMAGO/ActionPictures)

Könnte vielleicht der große Gewinner des Lewandowski-Weggangs sein. Spielt sehr gerne in der Sturmspitze, die aber in den vergangenen Jahren vom Polen besetzt und verteidigt wurde wie eine lauschige Lichtung von einem Zwölfender. Mag es noch mehr, wenn in der Sturmspitze auch noch Bewegung und Tempo drin ist, und wirklich alles deutet darauf hin, dass exakt dies Nagelsmanns Plan ist. Traf gegen Leipzig zum 4:1 - nach einem schnellen Angriff verwertete er zentral einen von Thomas Müller provozierten Abpraller. Die Zukunft scheint also gülden für Serge Gnabry. Die Schattenseite ist: Man erwartet beim FC Bayern auch ein Stück weit, dass unter anderem er die Tore schießt, die Lewandowski jetzt nicht mehr schießt.

Sadio Mané

(Foto: RONNY HARTMANN/AFP)

Wurde nach fünf Minuten von Kevin Kampl begrüßt, der ihm mit Schwung auf den Fuß stieg. Herzlich willkommen im deutschen Fußball! Aber er ist ja die Premier League gewohnt, wo man vor einem Foul auch nicht erst höflich fragt. Sein erstes Tor im roten Trikot war dann schon mehr ein echtes Begrüßungsgeschenk, Gnabry legte ihm den Ball so auf, dass er ihn kaum noch vorbeischießen konnte. Und in England, Deutschland und überall gilt: Tore helfen Stürmern, egal wie einfach sie aussehen, und Manés Jubel sah nach sehr ehrlicher Freude aus. Erzielte noch zwei weitere Tore, allerdings beide aus dem Abseits.

Einwechselspieler

Kingsley Coman, Ryan Gravenberch, Matthijs de Ligt, Noussair Mazraoui und Leroy Sané kamen ins Spiel, Letzterer schoss noch ein Tor, weil Leipzigs Torhüter Gulacsi zur Schlussoffensive aus selbigem geilt war. Vorletzterer konnte sich anschauen, welche Baustelle von Abwehr er da übernommen hat. Aber ging ja nochmal gut.

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