Fünf für München:Für gute Zwecke, für die Seele

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Cornelius Back hat mehr als 800 Zeichnungen, Gemälde und Holzschnitte von seinem Großvater geerbt. Und will daran nichts verdienen. (Foto: Robert Haas)

Cornelius Back versteigert geerbte Werke, Pastoralreferentin Jessica Tomkins betreut Stammstrecken-Arbeiter fern der Heimat - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Sabine Buchwald, Sonja Niesmann und Martina Scherf, München

Für gute Zwecke

Als Cornelius Back das künstlerische Werk seines Großvaters erbte, war er überwältigt: Mehr als 800 Zeichnungen, Holzschnitte, Radierungen, Monotypien von Walter Back, der in diesem Juli 99 Jahre alt geworden wäre, fanden sich plötzlich in seiner Münchner Wohnung. Walter Back war viel gereist, die Bilder sind sein Blick auf die Welt. Im Ruhestand widmete er sich ganz der Kunst. Sein Werk trägt eine eigene Handschrift, auch wenn er keinen großen Namen in der Szene hatte. Angesichts des umfangreichen Erbes sagte sich sein Enkel: "Mein Opa hat zeitlebens seine Kunst gespendet. Ich will mich nicht daran bereichern." Deshalb versteigert er die Werke für einen guten Zweck. Zwei Ausstellungen gab es schon: In ihrer kleinen Moosacher Galerie Ecke 2 stellte Ulla Wohlgeschaffen einen Teil der Bilder aus, Anke Buettner von der Monacensia war ebenfalls angetan von der Idee und stellte einen Raum zur Verfügung. Back sagt: "Meine Erwartungen wurden übertroffen." 27 Bilder wurden schon verkauft, Akte, Porträts, Landschaften. Spenden in Höhe von 16 400 Euro gingen an Ärzte ohne Grenzen, die Welthungerhilfe, Arbeiterkinder.de oder den World Wildlife Fund, berichtet Back. Die Aktion läuft weiter. Käufer können per Smartphone direkt an eine Organisation ihrer Wahl spenden. Oder sie bezahlen an Back und teilen ihm mit, an wen das Geld gehen soll. Alle Überweisungen werden dokumentiert. Back sucht jetzt neue Ausstellungsräume und verkauft die Bilder auch online. Man kann sie auf der Website https://wback.fine.pictures/ und auf Instagram @framed_infinity sehen und Kontakt aufnehmen.

Für Auge und Ohr

Lichtkünstler Michael Aicher. (Foto: privat)

Am Samstag wird sich Michael Aichner, 47, auf sein Projektionsradl schwingen und zur Brudermühlbrücke fahren. Dort legt der Videokünstler, der sich Genelabo nennt, bei Dämmerung los. In den Tagen davor wird er die neuen Motive der Graffiti-Sprayer auf den Brückenpfeilern fotografieren. Die Malereien kommen mit den mobilen Videobeamern in Bewegung - das Publikum auch, hofft Aichner. DJ Blaumann, La Bomba & Co sind jedenfalls gebucht. Aichner freut sich sehr auf diesen "Isartjam" in der Reihe "Kurz im Quadrat". Zuletzt habe Corona die Performances stark eingeschränkt.

Für die Seele

An Großbauprojekten sind viele Menschen beteiligt. Und wo viele Hände wirken, da gibt es nicht selten Probleme menschlicher Art. Das kann Zwist mit Kollegen sein, Unzufriedenheit mit der Tätigkeit oder Heimweh. Ein offenes Ohr könne dann hilfreich sein, so die Überlegung des Erzbischöflichen Ordinariats München der Erzdiözese München und Freising. Das Ordinariat hat Pastoralreferentin Jessica Tomkin zur Seelsorgerin für jene bestimmt, die an der zweiten Stammstrecke bauen. Seit 9. Mai ist die 43-Jährige in dieser Funktion nun tätig. Sie soll besonders den Arbeiterinnen und Arbeitern zur Seite stehen, die aus anderen Städten oder Ländern nach München kommen und längere Zeit ihrer Heimat und Familie fern sind. "Eine Seelsorgerin als konstante Ansprechpartnerin soll ihnen Bezugspunkt sein und auch in schwierigen Phasen beistehen", heißt es aus dem Ordinariat. Erfahrungen in der Seelsorge hat Tomkin zuletzt im pastoralen Team der Pfarrei St. Johann Baptist in Gröbenzell gesammelt.

Für die Straße

Ganz schön viel Stoff: Katrin Schafitel in einem Kostüm von Robert Kis. (Foto: Franz Kimmel/oh)

Aus ganz viel Stoff ist dieses "Märmel", mit dem Katrin Schafitel performen wird. Die Tänzerin wird hineinkriechen, es sich überstülpen und Blicke auf sich ziehen, denn ihre Bühne ist die Straße. Das ist so gewollt von Robert Kis, der das Reinschlüpfmonster aus gebrauchten, miteinander vernähten Mänteln geschaffen hat. "Die Lust am Verkleiden war früh vorhanden", schreibt der Textildesigner auf seiner Webseite. Er liebt die Inszenierung, bisweilen seiner selbst, wenn er etwa als Drag-Queen aufgetreten ist. Als freischaffender Kostümkünstler arbeitete er für Sissi Perlinger, Susanna Curtis, Helmut Ott und viele mehr. Er kreierte Kostüme für Cornelia Melián und die Micro Oper und schuf schon vor einem Jahr für Katrin Schafitel ein Objekt-Kostüm namens "Zwink".

Auch Schafitel ist nicht unbekannt in der Kunstszene, arbeitete mit vielen Choreografen und Regisseuren wie Anna Konjetzky, Andreas Kriegenburg und Katja Wachter zusammen. Mit Wachter erhielt sie 2012 den "Critics Award" beim XVI. Festival of Choreographic Miniatures in Belgrad. Die Tänzerin ist immer wieder Gast an der Bayerischen Staatsoper und in anderen renommierten Häusern. Nun also macht sie sich mit dem von rosa über rot bis violett schimmernden "Märmel" in München auf den Weg. "Sekundenskulpturen, flüchtige Stoff-Mensch-Kombinationen" werde sie schaffen, heißt es in der Ankündigung. Diesen Montag, 1. August, kommt Schafitel in die Müllerstraße, am Dienstag ist sie in der Silberhornstraße (jeweils ab 18 Uhr) zu sehen. Alle weiteren Termine bis Ende September unter www.freieszenemuc.de/akteure/katrin-schafitel.

Für Mutter und Baby

Christa Hamm-Lierl arbeitet auch im Ruhestand weiter als Hebamme, ehrenamtlich. (Foto: Christine Engel/oh)

"Der Kontakt mit Neugeborenen ist ein erfüllendes Wunder", findet Christa Hamm-Lierl. Deshalb ist sie nach fast 50 Jahren Berufstätigkeit auch nicht gänzlich in den Ruhestand gegangen, sondern engagiert sich seit 2020 als ehrenamtliche Hebamme im Familienzentrum Unterföhring. Einen Vormittag in der Woche hält sie dort eine Sprechstunde ab, gibt Schwangeren Informationen zur Geburt und zur Säuglingspflege. Eine "wichtige Stütze" angesichts des vielbeklagten Hebammenmangels, sagt Eva Gottstein. Die Ehrenamtsbeauftragte der Staatsregierung hat Hamm-Lierl deshalb fürs "Ehrenamt der Woche" ausgewählt.

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