DFB-Pokal:Von Freistoßschützen und stechenden Jokern

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Schoss ein Freistoß-Tor im Pokal: Nürnbergs Johannes Geis. (Foto: Marius Becker/dpa)

Vier Erlebnisse bayerischer Vereine in der ersten Cup-Runde: Der Club und Augsburg kommen weiter, Bayreuth und Illertissen scheiden gegen höherklassige Gegner aus.

Von Stefan Galler

Gut investiert

Stolz präsentieren sich die Sportdirektoren, wenn der brandneue Millionentransfer die Mannschaft in die nächste Pokalrunde geschossen hat. Doch manchmal bringt einen schon eine Investition im Bereich von 1000 Euro ein gehöriges Stück weiter. Der Nürnberger Johannes Geis, der mit seinem herrlichen Freistoßtor gegen den Regionalligisten Kaan-Marienborn am Freitag den Grundstein zum 2:0-Erfolg des Clubs gelegt hatte, verriet nach dem Spiel, woher seine Treffsicherheit rührte: "Wir haben eine Freistoßmauer gekauft, eine gute Investition." Weil Geis den Plastikkameraden in der Saisonvorbereitung die Bälle reihenweise um die Ohren geballert hat, verwandelte er den Versuch kurz vor der Pause traumwandlerisch sicher. "Das Üben hat sich schon mal gelohnt", sagte der Kunstschütze mit einem breiten Grinsen.

Erhobenen Hauptes

Konnte stolz auf sein Team sein: Illertissens Trainer Marco Konrad. (Foto: Hafner/Imago)

So richtig angenehm ist es derzeit nicht für den FV Illertissen und dessen Trainer Marco Konrad: Nach zwei Regionalligapartien sind die Schwaben noch punktlos - und auch die Chance zum Befreiungsschlag im Pokal gegen den Zweitligisten Heidenheim blieb ungenutzt. Auch deshalb, weil die viertklassigen Gastgeber ihre beste Chance durch Hannes Pöschl leichtfertig vergaben und im Gegenzug das entscheidende 0:2 durch Adrian Beck kassierten (80.). "Da waren die Kräfte körperlich und auch mental weg", sagte FVI-Coach Konrad später und tat das, was ein guter Psychologe in dieser Situation tun muss: Er redete sein Team stark für "die Intensität, mit der meine Jungs in der ersten Halbzeit gegengehalten haben". Sie könnten "stolz" sein. Und sollten dieses Gefühl am Dienstag ins Ligaspiel nach Buchbach mitnehmen.

Verhinderter Held

Torschütze gegen den HSV: Bayreuths Spieler Luke Hemmerich. (Foto: Heiko Blatterspiel/Imago)

Womöglich wäre auch Luke Hemmerich in den Legendenstatus erhoben worden. So wie Uwe Sommerer, dessen Tor vor mehr als 42 Jahren die Bayern mit Breitner und Rummenigge aus dem Pokal gekegelt hatte. Doch diesmal, im Heimspiel gegen den HSV, fehlten der SpVgg Bayreuth sieben Minuten zur Pokalsensation. Hemmerichs abgefälschter Freistoß reichte nicht, die frühe Führung egalisierten die Hamburger kurz vor Schluss und setzten sich in der Verlängerung mit 3:1 durch. Und so wartet Bayreuth weiter auf den ersten Sieg in einem DFB-Pokalspiel seit 1988. Torschütze Hemmerich, 24, wäre schon froh, wenn er überhaupt mal eine Partie in diesem Wettbewerb gewinnen würde - vor der aktuellen Pleite war er bereits mit Bochum, Würzburg und mit Preußen Münster in seinem jeweils ersten Spiel gescheitert.

Große Joker-Show

Dosenöffner: Arne Maier (links) traf für den FC Augsburg per Freistoß. (Foto: David Inderlied/Imago)

Zäh war es über eine Halbzeit lang. Dann öffnete Arne Maier per Freistoß die Dose. Was der FC Augsburg aber in der Endphase der Pokalpartie bei BW Lohne abzog, war die ganz große Joker-Show, im Fall von FCA-Trainer Enrico Maaßen von einem goldenen Händchen zu sprechen, ist fast euphemistisch. Und das kam so: Gerade mal acht Minuten nach ihrer Einwechslung kombinierten Vorbereiter Florian Niederlechner und Torschütze Fredrik Jensen das 2:0 heraus. Zwölf weitere Minuten später tauschten die beiden die Rollen, Ausgangspunkt war im US-Amerikaner Ricardo Pepi ein weiterer frischer Spieler. Und beim abschließenden 4:0 in den letzten Sekunden war der von Heidenheim zurück gekommene Maurice Malone nach einem Abwehrfehler der Viertliga-Kicker mit seiner allerersten Ballberührung erfolgreich. Maaßens Händchen? Mindestens aus Platin.

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