Bamberg:Justiz erlässt Strabefehl gegen Bambergs OB - und die Stadt verschickt Kröten-Post

Bamberg: In Bamberg wurde ein Exemplar der seltenen Knoblauchkröte entdeckt, teilte die Stadt kürzlich mit - aber war da nicht noch was?

In Bamberg wurde ein Exemplar der seltenen Knoblauchkröte entdeckt, teilte die Stadt kürzlich mit - aber war da nicht noch was?

(Foto: Hermann Bösche/dpa)

Wer erfahren wollte, wie Andreas Starke auf den Vorwurf der Untreue reagiert, musste lang warten. Denn das Rathaus fand zunächst ganz andere Dinge mitteilenswert.

Glosse von Olaf Przybilla

Es gibt Momente, da läuft alles auf den ersten entscheidenden Blick zu: Zustellung des Staatsexamens, steht da "bestanden" oder das Gegenteil? Post aus der Klinik samt lang erwartetem Befund. Oder eben, in dem Fall, offizielle Mitteilung in der Causa "Untreue", die dem Bamberger OB Andreas Starke (SPD) vorgeworfen wird.

In die Bamberger Stadtgeschichte werden vom 28. Juli 2022 gleich zwei solcher Momente eingehen. Der erste trieb einem bereits um 9.01 Uhr den Blutdruck in die Höhe - und es bedarf eines Rückblicks, um das in Gänze zu verstehen.

Tatsächlich steht der Vorwurf einer OB-Untreue schon seit 2020 im Raum, ein Prüfbericht legte dies nahe. Nur waren anfangs jene in die Kritik geraten, die den geheimen Bericht nicht für eine Lappalie hielten: Geheimnisverräter, Brunnenvergifter! Als später Dutzende Ermittler im Rathaus standen, wurden jene Rufe leiser, wirklich verstummt sind sie nie.

Eingang also der ersten angekündigten Mail. Was sagt die Staatsanwaltschaft zu der Causa? Luft anhalten. Untreue, tatsächlich. Das Amtsgericht hat bereits einen Strafbefehl gegen den OB erlassen.

Fehlt noch die zweite Mail, die aus dem Rathaus. In anderer Sache hat der OB bereits einen Strafbefehl akzeptiert, vor einem Jahr, ebenfalls in Amtsausübung. Einen öffentlichen Prozess wollte er der Stadt damals ersparen. Das müsste nun also genauso gelten. Aber wäre ein OB mit zwei Strafbefehlen überhaupt noch zumutbar? Oder wirft er jetzt hin?

Die erste Stunde vergeht, die zweite, die dritte ebenso. Dann, um 12.11 Uhr, macht's bling. Post aus dem Rathaus. Luft schon wieder anhalten. Mail öffnen. Mitteilung: Anfang August werden die jährlichen Mäharbeiten entlang der Memmelsdorfer Straße durchgeführt.

Ob es Debatten gab, dass exakt diese Nachricht zuerst verbreitet wird? Immerhin hätte man auch anderes nehmen können, ebenfalls an jenem denkwürdigen Tag versendet: "Seltene Krötenart entdeckt." Wie auch immer: Dazwischen wurde die Mitteilung "Staatsanwaltschaft Hof erhebt keine Anklage" verschickt. Was manchen an historische Erfolgsmeldungen wie "DDR entwickelt größten Mikrochip der Welt" erinnert haben mag.

Egal, jedenfalls kein OB-Rücktritt. Inzwischen hat das Rathaus sogar noch nachgelegt. Über eine Bürgerversammlung samt OB wird als Botschaft verkündet: "Der OB als Krisenmanager. Bamberg kann Krise."

Wer weiß, vielleicht ist das ja wirklich so. Eines aber ist ganz offenkundig: Bamberg kann auf jeden Fall Humor.

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