Antisemitismus in München:Obermenzinger Todesmarsch-Mahnmal geschändet

Antisemitismus in München: Die Skulptur am Blutenburger Weiher erinnert an die mehr als tausend Todesopfer der Todesmärsche aus dem Konzentrationslager Dachau.

Die Skulptur am Blutenburger Weiher erinnert an die mehr als tausend Todesopfer der Todesmärsche aus dem Konzentrationslager Dachau.

(Foto: Florian Peljak)

Täter sprühen eine judenfeindliche Hetzparole. Es gibt Parallelen zu einem ähnlichen Anschlag vor drei Jahren in unmittelbarer Nachbarschaft.

Von Martin Bernstein

Das Mahnmal für die Opfer des Todesmarschs Dachauer KZ-Häftlinge im Stadtteil Obermenzing ist vergangene Woche von Unbekannten mit einer antisemitischen Parole besprüht und mit Glasflaschen beworfen worden. Am Freitag informierte eine 58-jährige Münchnerin die Polizei. Die judenfeindliche Schmähschrift war mit weißem Lack auf die Bronzeplastik aufgesprüht. Das Staatsschutzkommissariat 44 der Kriminalpolizei sucht Zeugen, die im Bereich Seldweg, Schirmerweg, Wiguläus-Hundt-Weg, in der Pippinger Straße oder Verdistraße Verdächtiges bemerkt haben.

Die vom Pullacher Bildhauer Hubertus von Pilgrim geschaffene Skulptur am Blutenburger Weiher war 2001 aufgestellt worden. Sie erinnert an die mehr als tausend Todesopfer der Todesmärsche aus dem Konzentrationslager Dachau. "Kein Häftling darf lebendig in die Hände des Feindes fallen", hatte Heinrich Himmler befohlen. Identische Mahnmale stehen auf Münchner Stadtgebiet in Pasing und Allach.

Mahnmale werden immer wieder zum Ziel antisemitischer Attacken

Immer wieder werden die 22 oberbayerischen Todesmarsch-Mahnmale zum Ziel antisemitischer Attacken - etwa 2019 in Reichersbeuern in der Nähe von Bad Tölz und 2008 in Dorfen bei Icking. Im April dieses Jahres zerstörten Unbekannte in der Münchner Orleansstraße eine Informationstafel am Gedenkort "Weiße-Rose-Zaun". Im November 2019 wurde in der Schwabinger Clemensstraße eine Stele, die an den von den Nationalsozialisten ermordeten Historiker Michael Strich erinnert, mit Farbe beschmiert. Im Juni 2015 verübten Unbekannte auf die Ausstellung "Jüdisches Leben in München" auf dem Sankt-Jakobs-Platz in der Altstadt einen Brandanschlag, gut ein Jahr später auf das Widerstandsdenkmal am Platz der Freiheit in Neuhausen.

Nur hundert Meter entfernt vom aktuellen Tatort steht an der Obermenzinger Kirche "Leiden Christi" die Skulptur "Gebeugter, leerer Stuhl" - ein weiteres Mahnmal zur Erinnerung an die in der NS-Zeit deportierten und ermordeten jüdischen Obermenzinger. Im April 2019 wurde die Skulptur der Künstlerinnen Blanka Wilchfort und Marlies Poss mit SS-Runen geschändet. Auch damals verwendeten die Täter weiße Sprühfarbe.

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