Tennis:Keine Angst mehr

Tennis: Wurde als Dreieinhalbjähriger von der Diagnose Diabetes überrumpelt: Alexander Zverev, Tennis-Olympiasieger und Weltranglistenzweiter.

Wurde als Dreieinhalbjähriger von der Diagnose Diabetes überrumpelt: Alexander Zverev, Tennis-Olympiasieger und Weltranglistenzweiter.

(Foto: Patrick Steiner/Gepa/Imago)

Ein Bekenntnis und eine Stiftung: Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev leidet an Diabetes und will Betroffenen helfen.

Im Kreis der Kolleginnen und Kollegen wussten es viele. Unter den Reportern ebenfalls. Trotzdem bestritt der Tennisprofi Alexander Zverev bis vor Kurzem auf öffentliche Nachfragen, dass er an Diabetes leidet. "Ich hatte immer Angst, dass meine Gegner sich gegen mich stärker fühlen, wenn sie von meiner Krankheit wüssten", sagt er heute.

Heute mache er sich jedenfalls keine Sorgen mehr. Heute fühle er sich "wohl dabei und sicher genug", um an die Öffentlichkeit zu gehen. Das tat der Olympiasieger am Wochenende nicht nur, indem er öffentlich machte, unter der Stoffwechselkrankheit zu leiden. Zverev verkündete gleichzeitig, dass er eine Stiftung gegründet habe, um "der Welt zu zeigen, dass man sich keine Limits setzen muss mit dieser Krankheit". Und um zu helfen.

"Ich möchte Medizin und lebensnotwendige Dinge wie Insulin verschiedenen Ländern und Gebieten der Welt zur Verfügung stellen, wo sie es leider nicht haben", sagte Zverev am Wochenende diversen Medien in Deutschland und im Ausland. Diabetes sei zudem "eine riesige Einnahmequelle für die medizinische Welt, leider verdienen viele Menschen Geld auf dem Rücken der Kranken". Dabei sollte jeder ein normales Leben führen und seine Träume verwirklichen können, "so wie ich meine verwirkliche". Er und seine Eltern hätten in seiner Jugend, seit Zverev mit dreieinhalb Jahren die Diagnose erhielt, oft zu hören bekommen, dass ein Ausdauersport wie Tennis als Typ-1-Diabetiker kaum zu betreiben sei: Jetzt, sagte Zverev, "sitze ich hier als Nummer zwei der Welt".

Es waren auch diese frühen eigenen Erfahrungen, die Zverev bewogen, die Krankheit viele Jahre zu verschweigen, obwohl sein Diabetes auf der Tour kaum zu verheimlichen war. "Ich habe mich mit dieser Krankheit selbst nie wohlgefühlt, weil in der Schule sich andere über mich und meine Geräte lustig gemacht haben", sagte Zverev. Mit 19 Turniersiegen, Olympiagold und Millionen Euro in der Tasche ist sein Selbstvertrauen offenkundig groß genug. Heute traut er sich zu sagen, "dass ich für andere Kinder ein Beispiel sein kann".

Nach seiner Bänderverletzung steht Zverev mittlerweile wieder auf dem Court

Es sei wichtig, sagte Zverev, dass Kinder "ein sportliches Vorbild haben, das schon etwas erreicht hat". Und das selbst noch große Träume verfolgt. Ein Grand-Slam-Triumph steht bei Zverev noch immer über allem, mit diesem Ziel im Kopf arbeitete er nach seinem mehrfachen Bänderriss in der Reha und steht mittlerweile wieder auf dem Court. "Ich bin froh! Erstens, wie ich gespielt habe, das war sehr überraschend nach über zwei Monaten, und zweitens, dass ich wirklich gar keine Schmerzen habe", sagte Zverev nach seiner ersten Tennis-Einheit in Monte Carlo.

Die Verletzung hatte er sich im Halbfinale der French Open in Paris Anfang Juni im Halbfinale gegen Rafael Nadal zugezogen, seine Rückkehr rückt näher. Schon bei den US Open Ende des Monats? Eine Prognose wollte der 25-Jährige nicht abgeben. Dafür sei es "noch zu früh", sagte Zverev. Beim Davis Cup Mitte September wolle er aber "zu 100 Prozent fit sein". Seine Zwangspause hat er bislang konstruktiv genutzt. Angst, dass die Gegner sein Diabetes als Schwäche auslegen, hat Alexander Zverev jedenfalls nicht mehr.

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