Tennis:Feier in Sichtweite

Tennis: Einziger Wermutstropfen am Sonntag: Aljaz Bedene ist der einzige Rosenheimer, der gegen Ludwigshafen den Kürzeren zieht.

Einziger Wermutstropfen am Sonntag: Aljaz Bedene ist der einzige Rosenheimer, der gegen Ludwigshafen den Kürzeren zieht.

(Foto: Wolfgang Fehrmann/HMB-Media/Imago)

Tennis-Bundesligist TSV 1860 Rosenheim steht trotz seines außergewöhnlichen Verletzungspechs kurz vor dem Klassenverbleib. Er bekommt auch Schützenhilfe vom oberbayerischen Rivalen Großhesselohe.

Als Tristan-Samuel Weissborn um 16.09 Uhr ein letztes Ass Richtung Ludwigshafen übers Netz donnert, wird Thomas Detterbeck nochmal laut. "Yesssss!", bricht es aus ihm heraus, bevor er aufspringt, um drei Meter weiter seine Jungs abzuklatschen. Wenig später stehen die ersten Gratulanten vor ihm und fragen mit breitem Grinsen: "Na, schläfst du jetzt wieder besser?" Detterbeck nickt, will aber von möglichen Feierlichkeiten beim nächsten Heimspiel am kommenden Sonntag noch nichts wissen: Erst wenn der Klassenverbleib wirklich fix ist, könne man über eine Festivität reden. Vorher nicht.

Nach dem souveränen 5:1-Sieg gegen den Tabellenletzten BASF TC Ludwigshafen sieht es für den TSV 1860 Rosenheimer Unterstützungskasse e.V. in Sachen Nicht-Abstieg aus der Tennis-Bundesliga ziemlich gut aus, auch weil die oberbayerischen Landsleute vom TC Großhesselohe mit einem 4:2-Auswärtssieg beim Tabellenvorletzten HTC Blau-Weiß Krefeld brav Schützenhilfe leisteten. Drei Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze bei nur noch zwei Spieltagen: Das sollte doch hinhauen für die Rosenheimer, zumal es am kommenden Freitag gegen die bislang noch sieglosen Krefelder geht. Also alles gut beim TSV 1860? Thomas Detterbeck, im fünften Jahr der Bundesliga-Vorstand des Teams, sagt: "Mei, letztes Jahr um diese Jahreszeit waren wir Tabellendritter." Was als ungeschlagener Aufsteiger aus der zweiten Liga schon eine mittelprächtige Sensation war. Doch heuer ereilte die Oberbayern eine Form von Verletzungspech, die schon bedrohliche Ausmaße annahm. "Normalerweise kannst du mit so einem Kader nicht absteigen", meint Detterbeck, "aber mit acht Dauerverletzten wird es dann doch eng."

"Stimmungsmäßig sind wir sowieso deutscher Meister", sagt Vorstand Detterbeck

Am schlimmsten erwischte es die Nummer sieben der Setzliste, den Bosnier Damir Dzumhur, vor vier Jahren immerhin mal die Nummer 23 der Weltrangliste. Vor drei Monaten musste der 30-Jährige ins Krankenhaus, wo er dann auch eine ganze Weile blieb: Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Drei Wochen lang ging gar nichts, er nahm acht Kilo ab, schleppte sich dann irgendwann doch wieder auf den Court, "aber in der Verfassung kannst du halt kein Bundesligaspiel gewinnen", weiß der Bundesliga-Vorstand. Am Sonntag gegen Ludwigshafen durfte sich Dzumhur mit einer Rolle als Ersatzspieler begnügen - und nach dem Sieg im Kollegenkreis beim Pizzaessen mit unterhaltsamen Geschichten aufwarten.

Mit zwei Siegen und einem Unentschieden ist der TSV 1860 zuhause noch ungeschlagen, "und stimmungsmäßig sind wir sowieso deutscher Meister", sagt Detterbeck, was an Sprechchören "Auf geht's Rosenheim, auf geht's!", aber auch am Bundesliga-Vorstand liegt. Wohl keiner der rund 800 Zuschauer auf der Anlage schreit seine Begeisterung an diesem Sonntag so heraus wie er. Auch beim letzten, schon bedeutungslosen Doppel feuert er sein Team an, als ginge es noch um alles: "Bravo, Sam!" Und ein paar Dezibel leiser zur Seite: "Keiner spielt die Volleys wie der Sam!" Das finale Doppel auf Platz neun ist in der Tat eine Augenweide, der Österreicher Tristan-Samuel Weissborn spielt wirklich schicke Volleys, und sein Doppelpartner, der Franzose Manuel Guinard, bekommt spätestens seit dem gewonnenen zweiten Satz das Dauergrinsen nicht mehr aus dem Gesicht, nach dem 10:5 im Entscheidungssatz erst recht nicht.

Gut möglich also, dass auch in der kommenden Saison zwei bayerische Teams in der Tennis-Bundesliga mitmischen - in welcher Region der Tabelle das bei Rosenheim der Fall sein wird, lässt sich auch für Thomas Detterbeck schwer abschätzen. Ob die Top-Gesetzten, der Georgier Nikoloz Basilashvili, derzeit die Nummer 29 der Welt, und der Slowene Aljaz Bedene, der gegen Ludwigshafens Mathias Bourgue knapp verlor, auch im kommenden Jahr noch dabei sind? Reine Spekulation. Wenn der Klassenverbleib fix ist, wird sich Thomas Detterbeck jedenfalls wieder auf den Weg machen: Klinken putzen, Geld einsammeln - für den nächsten Ritt in der Bundesliga.

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