Knappe Ressourcen:Wie Politiker aus Bayern Energie sparen

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Industrie und Privathaushalte sind jetzt gemeinsam gefordert, Energie zu sparen. Was man tun kann, um die eigene Ökobilanz zu verbessern, erklären Politikerinnen und Politiker aus dem Landkreis Ebersberg. (Foto: dpa)

Wie gehen ein Grünen-Vorsitzender, eine CSU-Europaabgeordnete und eine Bürgermeisterin mit den steigenden Energiepreisen um - und welchen Beitrag leisten sie selbst? Eine Umfrage im Landkreis Ebersberg.

Von Mathilde Wicht

Klimawandel, Umweltschutz und Energiesparmaßnahmen sind Themen, die in der Gesellschaft täglich diskutiert werden. Trotzdem scheint die Ernsthaftigkeit der Lage noch nicht bei allen angekommen zu sein. In einem sind sich Politikerinnen und Politiker aus dem Landkreis Ebersberg einig: Alle müssen sich der Verantwortung stellen und einen Beitrag leisten. Bleibt die Frage: Werden sie selbst ihrer Vorbildfunktion gerecht - und tragen sie privat zum Klimaschutz bei?

Thomas Huber, Landtagsabgeordneter, Kreis- und Stadtrat, CSU: Privat, sagt der Grafinger Thomas Huber, seien schon längst Energiesparmaßnahmen in den Alltag eingebaut worden: "Wir fahren wenig Auto, in Grafing bin ich fast ausschließlich mit dem Radl unterwegs und in unserem Garten steht eine Zisterne, die das Regenwasser auffängt, welches wir dann für den Garten und die Klospülung benutzen." Baden in der Badewanne habe er komplett gestrichen, im Hause Huber werde nur noch geduscht. Aus seiner Sicht sollen hilfreiche Informationen zum Energiesparen für alle Bürgerinnen und Bürger noch besser zugänglich gemacht werden. Denn es gäbe viele Maßnahmen, die jeder sehr einfach in seinen Alltag einbauen könne.

CSU-Landtagsabgeordneter Thomas Huber aus Grafing. (Foto: privat)

Thomas von Sarnowski, Landesvorsitzender und Kreisrat, Grüne: "Händewaschen geht zum Beispiel auch mit kaltem Wasser, reine Gewöhnungssache", sagt Thomas von Sarnowski aus Ebersberg. Er achte privat darauf, so wenig Energie wie möglich zu verschwenden. Als Fortbewegungsmittel benutzt er hauptsächlich das Fahrrad und die Bahn. "Ich will in einem Land leben, in dem die Bahn verglichen mit dem Flugzeug immer die bessere Wahl ist", sagt Sarnowski. Die Politik sitze am entscheidenden Hebel, um die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Es müsse möglich sein, im Einklang mit Klima und Umwelt zu leben und zu wirtschaften. Sein Motto: "Einfach mal ausprobieren."

Grünen-Landesvorsitzender Thomas von Sarnowski aus Grafing. (Foto: Christian Endt)

Angelika Niebler, Europaabgeordnete und Kreisrätin, CSU: Energiesparlampen, ein energiesparender Kühlschrank und duschen anstatt zu baden: Das alles sind Veränderungen, die Angelika Niebler aus Vaterstetten in ihren Alltag eingebaut hat. "Es ist immer gut, Tipps zum Energiesparen herauszugeben, denn nur wer informiert ist, kann sich dazu entscheiden, sparsam zu sein", so Niebler. "Es ändert sich nur etwas, wenn alle oder zumindest viele mitmachen."

Andreas Lenz, Bundestagsabgeordneter und Kreisrat, CSU: Man müsse konsequent an die Sache herangehen, sagt Andreas Lenz aus Frauenneuharting. Durch die aktuelle Lage versuche er selbst, noch bewusster zu handeln und zu hinterfragen, ob die Klimaanlage denn jetzt laufen muss oder ob das vermeidbar ist. Verordnungen von "oben" sehe er kritisch. Das sei, so Lenz, meist kontraproduktiv. Viel wichtiger seien Aufklärungskampagnen, die informieren ohne zu bevormunden. "Es geht letztendlich um den CO2-Fußabdruck jedes Einzelnen", sagt Lenz.

Andreas Lenz aus Frauenneuharting vertritt die CSU im Bundestag. (Foto: Christian Endt)

Bianka Poschenrieder, Zweite Bürgermeisterin in Zorneding und Kreisrätin, SPD: Die Familie Poschenrieder aus Zorneding befasst sich seit langem mit dem Klimawandel. Die Maßnahmen der Familie: Solarthermie auf dem eigenen Dach, das Ersetzen stromschluckender Geräte im Haushalt und warme Pullis im Winter. "29 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland fallen auf die privaten Haushalte", sagt Poschenrieder. Radeln statt Auto fahren, warme Hausschuhe und gestrickte Pullis statt voll aufgedrehter Heizung im Winter, das könne jeder tun, "damit unsere Kinder und Enkel noch in einer lebenswerten Umwelt leben", so Poschenrieder. "Die Menschen müssen endlich lernen zu verzichten."

Ottilie Eberl, Bezirksrätin, Grüne: Privat versucht die Grafingerin Ottilie Eberl, alle politischen Termine möglichst mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Fahrrad zu erreichen. "Ich bin seit vielen Jahren Energiesparerin. Ich esse kaum Fleisch, fahre sehr wenig Auto, habe keinen Wäschetrockner und fliege auch nicht mehr." Es sei notwendig, dass Politikerinnen und Politiker den Umweltschutz vorleben, sagt sie. Als Personen des öffentlichen Lebens könnten sie der Bevölkerung den Wert des Einfachen näherbringen. Thema Freizeit: Die Schönheit Bayerns könne jeder "genauso gut mit der Bahn, dem Fahrrad oder zu Fuß entdecken", sagt Eberl.

Ottilie Eberl, Kreis- und Bezirksrätin der Grünen aus Grafing. (Foto: privat)

Kathrin Alte, Bürgermeisterin in Anzing, CSU: Im Haus von Kathrin Alte aus Anzing wird aufs Stromsparen geachtet, erzählt die Bürgermeisterin. Ein neuer sparsamer Kühlschrank sei angeschafft worden und technische Geräte, die nicht in Benutzung sind, werden vom Netz genommen. Solarthermie auf dem Dach erzeugt Wärme. Generell sei das Thema Klima- und Umweltschutz auch bei ihren Kindern, sehr präsent. "Jeder noch so kleine Beitrag hilft, egal wo auf der Welt", sagt Alte. Sie ist überzeugt: Erhobene Zeigefinger würden in den meisten Fällen nicht zum Ziel führen. Was helfe: Dinge im Alltag umzusetzen, die anderen als Beispiel dienen könnten.

Kathrin Alte (CSU), Bürgermeisterin von Anzing. (Foto: Christian Endt)

Ulrich Proske, Bürgermeister der Stadt Ebersberg, parteilos: Im Haus der Familie von Ulrich Proske in Ebersberg haben Fachleute Möglichkeiten für klimafreundliche Maßnahmen analysiert. Im Laufe des Jahres soll eine Photovoltaik-Anlage installiert werden. Einfache Sachen, wie häufiger das Licht auszuschalten, hätten auch einen erheblichen Effekt. "Inlandsflüge kommen für mich nicht mehr in Frage", sagt Proske. Er steige lieber in den Zug. Für Fahrten nach München ziehe er die S-Bahn dem Auto vor. "Klar, es ist gemütlicher ins Auto zu steigen, aber jeder sollte da ansetzen, wo er kann."

Ulrich Proske (parteilos), Bürgermeister von Ebersberg. (Foto: Christian Endt)

Robert Niedergesäß, Landrat, CSU: "Die steigenden Kosten belasten nicht nur den Landkreis Ebersberg und die Unternehmen, sondern vor allem auch die Privathaushalte", sagt Robert Niedergesäß aus Vaterstetten. Er bezieht Öko-Strom vom Eberwerk. Eine Solarthermie-Anlage ist auf dem Hausdach installiert. "Im Ort nutze ich deutlich öfter das Fahrrad", sagt er. "Zuckerbrot und Peitsche, da passt die Redewendung", so Niedergesäß. Es brauche zwar Regeln und Vorgaben, um die Klimakrise zu meistern. Aus seiner Sicht soll aber nicht nur gemaßregelt, "sondern auch motiviert werden", mit attraktiven Anreizen und Förderprogrammen. "Global denken, lokal handeln", sei bei der Klimakrise sein persönliches Motto.

Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß (CSU) aus Vaterstetten. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Doris Rauscher, Landtagsabgeordnete, SPD: Eine optimierte Terminplanung, um möglichst wenig Strecken mit dem Auto zurückzulegen und eine reduzierte Beleuchtung im Bürgerbüro. Das sind Maßnahmen, die Doris Rauscher in ihren Arbeitsalltag integriert hat. Es sei viel auf digital umgestellt worden. Gedruckt werde im Büro auf recyceltem Papier. Privat habe sie seit vielen Jahren eine Photovoltaikanlage auf dem Dach ihres Holzhauses in Ebersberg. Der Garten werde mit Regenwasser gegossen, welches in einer Zisterne gesammelt wird. Den Benziner hat sie durch ein Elektroauto ersetzt. "Trotzdem versuche ich, wenn es möglich ist, mit dem Radl zu fahren", so Rauscher. Ein sorgsamer Umgang mit Energie sei wichtig, besonders im Familienleben. Vom Lichtausmachen beim Verlassen des Raumes bis hin zum Zudrehen des Wasserhahns beim Zähneputzen.

Doris Rauscher, SPD-Landtagsabgeordnete aus Ebersberg. (Foto: privat/oh)
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