Denkmalschutz:Olympischer Ehrenhain ist gerettet

Denkmalschutz: Ex-Olympionike Alois Schloder (rechts), sein Spezl Joseph Schuster (Mitte) und Tobias Kohler von der Olympiapark GmbH sitzen vor dem Ehrenhain.

Ex-Olympionike Alois Schloder (rechts), sein Spezl Joseph Schuster (Mitte) und Tobias Kohler von der Olympiapark GmbH sitzen vor dem Ehrenhain.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Eishockey-Legende Alois Schloder und der Zeitzeuge Joseph Schuster haben sich viele Jahre lang vergeblich für die Sanierung des vom Verfall bedrohten Denkmals im Olympiapark eingesetzt. Jetzt wurde ihr Einsatz doch noch belohnt.

Von Hans Kratzer

Als Alois Schloder am Donnerstag durch den Olympiapark schlenderte, war man aus einiger Entfernung fast geneigt, ihn für einen Sportler der gerade eröffneten European Championships zu halten. Schloder war einst einer der erfolgreichsten deutschen Eishockeyspieler, 23 Jahre lang spielte er für den EV Landshut, mit dem er 1970 und 1983 deutscher Meister wurde. Außerdem gehörte er jener legendären Nationalmannschaft an, die 1976 in Innsbruck Olympia-Bronze gewann. Am Donnerstag ist Schloder 75 Jahre alt geworden, er ist nach wie vor ein drahtiger, sportlicher Mann, der sich auch im Ruhestand um viele Projekte kümmert.

Natürlich riefen schon in der Früh viele Gratulanten bei ihm zu Hause in Landshut an. Das Problem war nur, dass der Jubilar nicht zu erreichen war. "Der Alois ist leider in München", vertröstete seine Frau die Anrufer. Seine Abwesenheit hatte freilich einen guten Grund: In München durfte er nämlich auf die Vollendung eines Herzensprojekts anstoßen, nämlich auf die Sanierung des Olympischen Ehrenhains am Hans-Jochen-Vogel-Platz (früher Coubertinplatz).

Es ist eine Geschichte, von der kaum noch jemand geglaubt hatte, dass sie ein gutes Ende finden würde. Der Ehrenhain ist ein breites, treppenförmig angelegtes Denkmal, auf dem sämtliche Namen der Olympiasieger von 1972 eingraviert sind. Die wenigsten Besucher des Olympiaparks nehmen diesen schönen Ort bewusst wahr. "Man darf sich da keine Illusionen machen", sagt Tobias Kohler, Leiter der Stabsstelle Kommunikation der Olympiapark GmbH. "Es gehen so viele Menschen durch den Olympiapark, denen gar nicht bewusst ist, dass hier einmal Olympische Spiele stattgefunden haben."

Bei dem sportbegeisterten Joseph Schuster, auch er ein Niederbayer, verhält es sich genau anders herum. Es gibt quasi kaum eine Frage zu den Spielen von 1972, die er nicht beantworten könnte. Als junger Mann war er damals vom ersten bis zum letzten Tag Dauergast bei den Münchner Spielen, er ist ein Zeitzeuge par excellence. Der Olympiapark ist seitdem quasi sein zweites Wohnzimmer, weshalb es ihn schon vor 20 Jahren schmerzte, dass der Ehrenhain mehr und mehr verkam und dass ihm von den Behörden keine Beachtung geschenkt wurde.

"Das war mühsam, aber wir haben es geschafft."

Schon im Jahr 2002 bat Schuster in diversen Schreiben um eine Aufwertung des Ehrenhains. Die Umfänge des Schriftverkehrs mit den Behörden der Stadt München, des Olympiaparks und des Denkmalschutzes füllten ganze Aktenordner. Obwohl die Zuständigkeiten immer undurchschaubarer wurden, gab Schuster nicht auf. Vor etlichen Jahren machte er seinen Freund Alois Schloder mit dem Problem vertraut, was sich auszahlen sollte. "Seit dem 13. Juli 2018 habe ich mich mit Joseph Schuster bemüht, dass die Tafeln wieder lesbar gemacht wurden", so Schloder. "Das war mühsam, aber wir haben es geschafft." Zuletzt hatte auch die CSU-Fraktion mit den Freien Wählern im Stadtrat einen Antrag eingebracht, den Ehrenhain zu sanieren.

Zwar wurden die Tafeln schon 2019 erstmals saniert, aber die Aktion verlief kurios. Aus Sicht des Denkmalschutzes wurde zwar das richtige Material verwendet, aber nach der Renovierung war die Schrift durch den Lichteinfall schlechter zu sehen als zuvor. "So kann man das im Jubiläumsjahr 2022 nicht präsentieren", waren sich Schloder und Schuster einig. "Ich dachte, die verarschen uns", schimpfte Schloder, der sich in seinen E-Mails schließlich der Eishockeysprache bediente, um der Sache Nachdruck zu verleihen: "Der Puck liegt vor der Torlinie", hieß es noch vor wenigen Monaten, "und jetzt ist er versenkt."

Vor fünf Wochen erhielten Schloder und Schuster die lang ersehnte E-Mail mit der Nachricht, die Tafeln erstrahlten nun wieder im alten Glanz. Schloder freute sich darüber so sehr, dass er sogar seinen Geburtstag am Ehrenhain verbrachte. Von der Olympiapark GmbH erhielt er einen Olympia-Waldi, das Maskottchen der Spiele von 1972, das er an diesem Freitag seinen Geburtstagsgästen präsentieren kann, die im Landshuter Eisstadion auf ihn anstoßen werden. Zweifellos wird der Jubilar dabei alle Gäste ermahnen, recht bald dem frisch glänzenden Olympischen Ehrenhain in München einen Besuch abzustatten.

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