Ernte im Landkreis Ebersberg:"Wir sind noch im gottgelobten Land"

Ernte im Landkreis Ebersberg: Ein Großteil der Ernte ist schon eingebracht. Beim Getreide sind die Erträge meist nicht schlecht ausgefallen, andere Feldfrüchte hätten mehr Wasser gebraucht.

Ein Großteil der Ernte ist schon eingebracht. Beim Getreide sind die Erträge meist nicht schlecht ausgefallen, andere Feldfrüchte hätten mehr Wasser gebraucht.

(Foto: Christian Endt)

Wie vielerorts ist auch der Landkreis Ebersberg von Trockenheit geplagt. Welche Auswirkungen hat das auf die hiesige Ernte? Der Kreisobmann des Bauernverbands Matthias Vodermeier und Thomas Eberl vom Landwirtschaftsamt ziehen eine erste Bilanz.

Von Merlin Wassermann, Ebersberg

Bauernweisheiten gibt es viele, zum Beispiel: "Juli recht heiß, lohnt sich Mühe und Schweiß". Heiß war der Juli 2022 genug, vor allem aber trocken. So brachte er in Ebersberg nur etwa 60 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Im Zeitraum 1981 bis 2010 lag der mittlere Wert laut Deutschem Wetterdienst für die Messstation Ebersberg-Halbing bei fast 140 Millimetern - also mehr als doppelt so viel. Aber lohnt sich angesichts dieser Entwicklung wirklich Mühe und Schweiß bei der Ernte - wie ist die Lage auf den Feldern im Landkreis?

Die Analyse von Thomas Eberl vom Landwirtschaftsamt Ebersberg ist wie der Boden selbst: "Trocken." Man bräuchte dringend Regen, so Eberl, ansonsten könne es zu schlimmen Schäden kommen. "Der Mais leidet jetzt schon sehr", sagt er und auch die Kartoffeln müssten vielerorts beregnet werden. "Das ist aber kostspielig, durch die gestiegenen Energiepreise nochmal mehr." Eberl spekuliert, dass man in Zukunft beim Wassermanagement umdenken müsse.

Wassermangel beeinträchtigt nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der Ernte

Auch Matthias Vodermeier, Ebersberger Kreisobmann des Bauernverbandes, macht sich Sorgen aufgrund des fehlenden Wassers. Die Ernte sei zwar vom Ertrag her nicht schlecht, zumindest beim Getreide. Der Weizen stehe bei acht bis zehn Tonnen pro Hektar, Wintergerste bei acht bis neuneinhalb Tonnen und Graugerste bei sechs bis siebeneinhalb Tonnen - alles ähnlich wie in den Vorjahren. "Zur Qualität habe ich aber noch kaum Rückmeldung bekommen", so Vodermeier.

Wassermangel kann die Qualität der Ernte stark beeinträchtigen, so kann etwa Gerste nicht braufähig werden. Schuld daran ist zum einen, dass bei Wassermangel das vollständige Ausreifen der Samen, die sogenannte Abreife, früher eintritt. Dadurch verringert sich das Gewicht der Körner. Zum anderen nehmen die Pflanzen mit Wasser Nährstoffe auf. Weniger Wasser bedeutet also auch weniger Nährstoffe in der Ernte. So sei etwa der Proteingehalt bei der Weizenernte heuer relativ gering ausgefallen, sagt Vodermeier.

Ernte im Landkreis Ebersberg: Seit Kurzem erst ist Matthias Vodermeier aus Neufarn neuer Kreisobmann des Bauernverbandes.

Seit Kurzem erst ist Matthias Vodermeier aus Neufarn neuer Kreisobmann des Bauernverbandes.

(Foto: Christian Endt)

Genaue Angaben über die Schäden, die durch die Hitze und Trockenheit verursacht wurden, ließen sich erst im Herbst treffen, meint Vodermeier. Für Kartoffeln erwartet er jedoch sowohl Ertrags- als auch Qualitätseinbußen, bei Soja und Mais würde sich das noch herausstellen, Raps sei "eher gut" vom Ölgehalt.

Vodermeier überlegt auch, ob er in Zukunft seinen Mais früher abernten muss, solange noch Feuchtigkeit da ist. Das sei allerdings auch stark abhängig von der jeweiligen Bodenqualität. Je besser der Boden Feuchtigkeit speichert, desto länger kann der Mais stehengelassen werden.

Viel Grünland, dessen Schnitt für Tierfutter weiterverarbeitet wird, ist verbrannt

Wo sich bereits jetzt eindeutige Einbußen bemerkbar machen, ist beim Tierfutter. "Der zweite Grünlandschnitt war sehr schlecht vom Ertrag. Den dritten haben wir an manchen Orten gar nicht mehr gemacht, weil es nichts zum Schneiden gab", so der Kreisobmann. "Sehr viel ist einfach verbrannt." Trotzdem ist Vodermeier zuversichtlich, dass man die Ernte auch in Zukunft meistern könne: "So extrem wie zum Beispiel 2018 ist die Situation dieses Jahr nicht." Die Landwirte täten jedes Jahr ihr Bestes, um sich den jeweiligen Bedingungen anzupassen.

Mit Blick auf die Lage andernorts findet auch Thomas Eberl: "Wir sind noch im gottgelobten Land." Fahre man nur 50 oder 100 Kilometer weiter Richtung Norden, sei die Lage schon deutlich brenzliger. Aufgrund des Klimawandels ist er dennoch davon überzeugt: "Das wird die nächsten Jahre eine spannende Herausforderung."

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