Pilotversuch im Südbad:Künstliche Intelligenz als Lebensretter

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Sicherheitskameras suchen nach Bewegungen im Wasser. Sie erfassen aber keine Bilder einzelner Personen, sondern nur Bewegungsmuster. (Foto: Stadtwerke München/oh)

Im Südbad analysieren Kameras die Bewegungsmuster in drei Schwimmbecken. Das System unterstützt die Badeaufsicht, ersetzen kann es die Rettungsschwimmer aber nicht.

Von Konstantin Rek

Bei Notfällen im Schwimmbad muss die Badeaufsicht schnell reagieren. Im Münchner Südbad werden die Mitarbeiter dabei nun von Künstlicher Intelligenz (KI) unterstützt. Acht Kameras sind auf drei der Becken in Sendling gerichtet, Bewegungen werden erfasst und analysiert. Bei ungewöhnlichen Situationen alarmiert die KI die Badeaufsicht per Alarm auf eine Smartwatch. Die Armbanduhr vibriert und piepst dann mehrere Male, eine Warnung erscheint auf dem Display, und mit einem roten Punkt gibt die Uhr zusätzlich Auskunft, wo möglicherweise ein Schwimmer in Not ist.

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"Die digitale Hilfe gibt den Kollegen am Becken mehr Sicherheit", erklärt Mitarbeiter Max Fuchs. Ende Juli haben die Stadtwerke München (SWM) im Südbad das Pilotprojekt "Smartes Schwimmbad" gestartet, der Testbetrieb soll zunächst zwei Jahre dauern. Das System kommt von der Firma Lynxight aus Tel Aviv. Die Kameras erfassen nicht nur die Bewegungen der Schwimmer, sondern zählen auch die Personen im Wasser.

Noch ist das System nicht fehlerfrei, die KI befindet sich in einer Lernphase. Sie soll ungefähr 60 Tage dauern. Bisher kann das System nicht zwischen Personen, die sich zum Beispiel im Wasser sonnen und absichtlich nicht bewegen, oder Schwimmern, die Hilfe benötigen, unterscheiden. Falsche Warnungen sind die Folge. In solchen Fällen können die Schwimmmeisterinnen und -meister über ihre Uhren ein Feedback geben, die KI lernt so aus ihren Fehlern.

Wie ist die Lage im Sportbecken? Die KI informiert die Badeaufsicht per Smartwatch. (Foto: Catherina Hess)

Die Aufsicht im Südbad sei begeistert, berichtet Fuchs. Besonders an vollen Tagen helfe das System sehr. An der Konzentration der Badeaufsicht ändere sich durch die Unterstützung nichts, die KI könne Rettungsschwimmer nicht ersetzen. "Im schlimmsten Fall müssen wir die Schwimmer ja aus dem Wasser retten. Das kann die Technik nicht", sagt Fuchs.

Die Besucher haben die Kameras im Südbad bisher kaum bemerkt. Datenschutzbedenken habe noch keiner geäußert, berichtet Fuchs. Diese wären, wie er sagt, ohnehin unbegründet. Die Kameras wandeln die Bilder in Echtzeit in Daten um, es würden keine Aufnahmen von den Schwimmern gespeichert. Die Daten werden unmittelbar nach der Analyse gelöscht. Trotzdem weisen Plakate im gesamten Bad auf das Projekt hin.

In anderen Schwimmbädern in Deutschland wird das System schon länger genutzt. In Wiesbadener Frei- und Hallenbad Kleinfeldchen bezeichnet Betriebsleiter Thomas Baum das System als "drittes Auge", man schätze es als "wertvolle Unterstützung am Beckenrand". Im Münchner Südbad ist Max Fuchs überzeugt, dass die KI auch über das Pilotprojekt hinaus zum Einsatz kommen wird, früher oder später sei das die Zukunft. Einen richtigen Notfall gab es seit Beginn des Testbetriebs aber zum Glück noch nicht.

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