Nachhaltiger Städtebau in Ramersdorf:Von der Nachkriegssiedlung zum grünen Vorzeigeviertel

Nachhaltiger Städtebau in Ramersdorf: Noch prägen oberirdische Parkplätze das Bild der Gewofag-Siedlung in Ramersdorf, doch das soll sich ändern.

Noch prägen oberirdische Parkplätze das Bild der Gewofag-Siedlung in Ramersdorf, doch das soll sich ändern.

(Foto: Catherina Hess)

Im Süden von Ramersdorf wird eine Wohnanlage der Gewofag modernisiert. Das Quartier aus der Zeit der Berliner Luftbrücke soll bald Pate stehen für klimafreundliche Stadtentwicklung.

Von Lea Kramer

Wenn in München der Name "Amisiedlung" fällt, denken viele zunächst an die Großwohnsiedlung am Perlacher Forst im Stadtteil Fasangarten. Dabei gab es schon vorher ein Quartier, in dem US-Amerikaner untergebracht waren und das Ami-Siedlung genannt wurde. Dieses Wohngebiet im Süden von Ramersdorf ist in die Jahre gekommen und soll nun modernisiert werden. Aus der heutigen Gewofag-Siedlung Ramersdorf Süd soll ein klimaneutrales Vorzeigeviertel werden, das es so bislang in München noch nicht gibt.

Von 1948 bis 1949 entstand zwischen Claudius-Keller-Straße, Rosenheimer Straße und Wilramstraße ein Wohngebiet mit 445 Wohnungen, in die Soldaten der US-Armee und ihre Familien einziehen sollten. Das Personal wurde für die Berliner Luftbrücke benötigt. Wohnraum war knapp. Die US-Armee hatte überall in der Stadt Wohnungen beschlagnahmt, was zu Unmut führte. Daher wurde die Gemeinnützige Wohnungsfürsorge (Gewofag) beauftragt, neuen Wohnraum zu errichten.

Als die ersten Amerikaner nach gut zehn Monaten in Ramersdorf einziehen konnten, war die Luftbrücke bereits beendet. Die Soldaten blieben noch bis Mitte der 1960er-Jahre in der ersten amerikanischen Siedlung Münchens, die günstig zu den beiden Luftwaffen-Stützpunkten in Erding und Neubiberg gelegen war. Anschließend übernahm die Gewofag die Wohnungen in direkter Nachbarschaft zu einer eigenen Wohnanlage.

Nachhaltiger Städtebau in Ramersdorf: Die 960 Wohnungen werden energetisch saniert.

Die 960 Wohnungen werden energetisch saniert.

(Foto: Catherina Hess)
Nachhaltiger Städtebau in Ramersdorf: Ob auch zusätzlicher Wohnraum entsteht, ist noch unklar.

Ob auch zusätzlicher Wohnraum entsteht, ist noch unklar.

(Foto: Catherina Hess)

Insgesamt gibt es dort heute 916 Wohnungen mit großem energetischen Modernisierungspotenzial. Die Planung steht noch relativ am Anfang. Momentan erstellt ein interdisziplinäres Team aus Stadt-, Energie-, Landschafts- und Verkehrsplanern ein Konzept für das künftige Quartier. Darin werden konkrete Empfehlungen für ein für die Zukunft gewappnetes Stadtviertel enthalten sein, die kommendes Jahr vorgestellt werden.

"Ein Fokus des Modernisierungsprojekts in Ramersdorf Süd liegt auf der Umstellung von fossilen Brennstoffen auf eine regenerative Energieversorgung", sagt Linda Zacherl, Sprecherin der Gewofag. Demnach werden die Wohnanlagen von Gas auf Fernwärme umgerüstet, auch die Gebäudehüllen würden an moderne energetische Standards angepasst. " Außerdem spielt das Photovoltaik-Potenzial im Quartier eine große Rolle", sagt Zacherl.

Das Viertel ist bisher stark geprägt von oberirdischen Parkplätzen, was auch historisch zu erklären ist und auf die Fahrzeuge der US-Soldaten zurückgeht, die dort anfangs abgestellt wurden. In Zukunft soll ein Mobilitätskonzept "standortnahe Alternativen zum Privat-Pkw" bieten, so Zacherl. Die gesamte Anlage solle für Radfahrer und Fußgänger attraktiver gemacht, die alten Bäume erhalten, Flächen entsiegelt werden. Ein möglichst naturnahes Wassermanagement soll das Mikroklima verbessern.

Ob und in welchem Ausmaß die Siedlung in diesem Zug auch nachverdichtet werden könnte, werde noch geprüft. Die zweite städtische Wohnungsgesellschaft München (GWG) ist die Sanierung ähnlich alter Wohnhäuser in ihren Anlagen am Harthof oder an der Haldenseestraße bereits angegangen. Dort ist im Rahmen der Bauarbeiten immer auch neuer Wohnraum entstanden. Dass auch die Gewofag-Siedlung in Ramersdorf Süd nachverdichtet wird, ist zu erwarten. Die grün-rote Rathauskoalition hat sich auferlegt, künftig pro Jahr 4000 neue bezahlbare Mietwohnungen in München errichten zu wollen. 2000 davon sollen GWG und Gewofag bauen, die andere Hälfte Genossenschaften und private Unternehmer. GWG und Gewofag hatten jüngst Probleme, diese Ziele zu erreichen.

Überdies hat der Stadtrat vor drei Jahren den Klimanotstand ausgerufen und beschlossen, dass die Stadt im Jahr 2035 klimaneutral sein soll. Ramersdorf Süd soll als Pilot für andere Münchner Viertel Pate stehen, um die ambitionierten Vorgaben zu erreichen.

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