Neubau in Sendling:Händler zweifeln an Plänen für neue Großmarkthalle

Neubau in Sendling: Wie geht es mit der Großmarkthalle weiter? Die Pläne des Investors stoßen nicht überall auf Zustimmung.

Wie geht es mit der Großmarkthalle weiter? Die Pläne des Investors stoßen nicht überall auf Zustimmung.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der Investor für den Neubau skizziert Händlerinnen und Händlern seine Ideen für das riesige Projekt in Sendling - stößt damit aber auf Skepsis.

Von Sebastian Krass

Vom Auftreten des Investors beim Kennenlerntermin war Friedrich Kugler durchaus angetan: "Herr Büschl ist ein sehr smarter Mann." Aber überzeugt von dessen Plänen für den Bau einer neuen Großmarkthalle ist Kugler dennoch nicht. Im Gegenteil, er ist sich sicher: "Das Projekt wird nicht so kommen, wie es uns vorgestellt wurde."

Friedrich Kugler, 53, arbeitet seit Jugendtagen auf dem Großmarkt, seine Biotiv GmbH handelt mit Obst und Gemüse. Er ist einer von 30 bis 40 Menschen aus dem Großmarkt, die am Mittwoch zu einem Treffen zusammenkamen. Anlass war, dass Ralf Büschl, Beiratsvorsitzender der Büschl-Unternehmensgruppe, mit seinem Geschäftsführer Frank Jainz den potentiellen künftigen Mietern seine Überlegungen zum Neubau-Projekt skizzieren wollte, das eine Kombination mit oben aufgesetztem Wohnungsbau vorsieht.

"Ich halte das Ganze für unrealistisch", sagt Kugler. Er glaube nicht, dass Büschl das gewaltige Bauprojekt an der Schäftlarnstraße in Sendling im von der Stadt vorgegebenen Zeitraum bis 2030 realisieren und dann auch noch die versprochenen niedrigen Standmieten anbieten könne. Kugler prognostiziert, dass auch nur ein Teil der heutigen Händlerschaft einen Umzug mitmachen würde, da viele seiner Kollegen bis Ende des Jahrzehnts das Rentenalter erreichten.

Andere Zuhörer vom Mittwoch, mit denen die SZ gesprochen hat, die aber nicht namentlich genannt werden wollen, teilen Kuglers Skepsis. Einer wirft die Frage auf, was eigentlich passiert, wenn die Büschl-Gruppe in einigen Jahren im Lauf der Bauarbeiten verkündet, die Kalkulation gehe nicht auf. "Dann gibt es für die Stadt keinen Weg mehr zurück, und Büschl könnte sie unter Druck setzen und eine Senkung des Erbbauzinses oder eine Subvention der Standmieten erzwingen." Auch die Frage, wie während der jahrelangen Bauarbeiten der Großmarktbetrieb weiterlaufen soll, treibt die Händler um.

Allerdings haben die Betreiberinnen und Betreiber der insgesamt etwa 200 Unternehmen auf dem Großmarkt traditionell kein einheitliches Meinungsbild. So soll etwa Günther Warchola, Präsident des Bayerischen Fruchthandelsverbandes, der größten örtlichen Interessenvereinigung, dem Vernehmen nach dem Büschl-Projekt positiv gegenüberstehen. In einem Telefonat am Donnerstag wollte er sich nicht äußern.

Die Büschl-Gruppe aus Grünwald hat im Juli nach einer europaweiten Ausschreibung als Investor den Zuschlag bekommen für den Neubau des Großmarkts. Zuvor hatte die Stadt bereits das Großmarkt-Unternehmen UGM mit dem Projekt beauftragt. Das aber war damit überfordert. Daraufhin kaufte die Büschl-Gruppe, die zu den größten privaten Wohnungsbauern in München zählt und an der Paketposthalle ein Stadtquartier mit zwei 155-Meter-Türmen plant, die UGM auf und stieg in das Großmarkt-Projekt ein. Sie war dann auch das einzige Unternehmen, das auf die Ausschreibung eine taugliche Bewerbung eingereicht hatte.

Der nächste offizielle Schritt ist, dass Kommunalreferat und Planungsreferat bis zur Stadtratssitzung im Januar 2023 "alle funktionellen, planerischen und vertraglichen Rahmendaten" zusammenstellen sollen. So steht es im Protokoll eines Jour-fixe zwischen Kommunalreferat und Händlern von Anfang August, das der SZ vorliegt. Dort heißt es auch: "Aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit, der fachlichen Eignung und der nötigen Großmarktexpertise erfüllt die Büschl-Gruppe alle Anforderungen zur Umsetzung des Projekts Neubau Großmarkthalle."

Was die Büschl-Gruppe nicht beeinflussen kann, sind Faktoren wie steigende Baukosten und Kreditzinsen, die in den vergangenen Monaten große Verunsicherung in der Bau- und Immobilienbranche ausgelöst haben. Vielerorts werden große Projekte neu berechnet, auf Eis gelegt oder gar gekippt. Doch die Büschl-Gruppe gibt sich unbeeindruckt. Man sehe "durch die aktuelle Marktentwicklung keine neuen, bisher nicht bewerteten Risiken", erklärt ein Sprecher.

Zum Termin am Mittwoch wolle man sich nicht äußern, da dieser "unter dem Siegel der Vertraulichkeit" gestanden habe. Man könne "im jetzigen, frühen Planungsstadium" auch keine genaueren Angaben zu Konzept oder Zeitablauf machen. Aber der Sprecher ergänzt: "Um die Wünsche unserer Händler zu erfahren und zu berücksichtigen, führen wir auch in Zukunft einen engen Dialog." In etwa zwei Monaten, so berichten es die Zuhörer von Mittwoch, wolle die Büschl-Gruppe Details ihrer Planung vorstellen.

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