Abgesagtes Rammstein-Konzert:"Ungereimtheiten" bei der Vergabepraxis

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Auf ihn konzentriert sich die Kritik: Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU). (Foto: Alessandra Schellnegger)

Grüne und Linke schicken dem Wirtschaftsreferenten einen Katalog mit 20 Fragen, die aufarbeiten sollen, warum dieser den Auftritt der Metal-Band Rammstein an Silvester auf der Theresienwiese unbedingt haben wollte.

Von Anna Hoben

Es wird zwar nicht stattfinden, das Münchner Rathaus beschäftigt es aber trotzdem weiterhin: das Konzert der Band Rammstein, die Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) gern an Silvester auf die Theresienwiese geholt hätte. Nachdem ans Licht gekommen war, dass die Musiker den Auftritt offenbar noch gar nicht zugesagt hatten, fordern Grüne und Linke im Stadtrat Aufklärung - zur "Vergabepraxis des RAW" (Referat für Arbeit und Wirtschaft) und zur "Rolle des Wirtschaftsreferenten", so ist ihre Anfrage überschrieben. Es gebe "Ungereimtheiten", heißt es, die Fraktionen haben deshalb einen umfassenden Fragenkatalog mit 20 Einzelfragen erstellt.

So wollen sie etwa wissen, an welchem Tag der Stadtverwaltung die Anfrage für das Konzert auf der Theresienwiese vorgelegen habe und ob es Gespräche nur mit der Konzertagentur oder auch mit der Band Rammstein gegeben habe. Und sie fragen, nach welchen Kriterien das Wirtschaftsreferat dem Stadtrat die Theresienwiese als Ort vorgelegt habe, obwohl es in der Vergangenheit Usus gewesen sei, dort keine Großkonzerte zu veranstalten.

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Weiter geht es um das Verhältnis zwischen Baumgärtner und dem Konzertveranstalter Klaus Leutgeb: "Wie viele Gespräche und persönliche Treffen (offizielle und inoffizielle) gab es zwischen dem Chef der Konzertagentur Leutgeb und dem Wirtschaftsreferenten seit 2019 (bitte jährlich getrennt aufführen)?" Grüne und Linke wollen zudem wissen, ob das Wirtschaftsreferat den Veranstalter konkret dabei unterstützt habe, seine Großkonzerte auf der Messe durchzuführen; und wenn ja, wie.

In einer Mitteilung zur Anfrage ließ Linken-Fraktionschef Stefan Jagel sich damit zitieren, man könne nicht zulassen, "dass eine Monopolstellung für Großveranstaltungen in München über vermeintliche Beziehungen eingerichtet wird, während die vielen Kreativen in der Veranstaltungsbranche Münchens über Jahre nur Absagen bekamen".

Grünen-Fraktionschef Dominik Krause war Baumgärtner schon am Donnerstag bei Twitter scharf angegangen. Man müsse sich fragen, "ob Herr Baumgärtner dem Amt als städtischer Referent eigentlich gewachsen ist", schrieb er. Und ob Baumgärtner im Interesse der Stadt gehandelt habe "oder im Interesse eines ihm (und der CSU) scheinbar nahe stehenden Veranstalters". Nicht zum ersten Mal habe Baumgärtner versucht, "den Stadtrat mit halbgaren Informationen unter Druck zu setzen". Krause übte auch Kritik an CSU, FDP und SPD. Die Fraktionen, die dafür stimmten, die Theresienwiese für das Konzert freizugeben, hätten sich von Baumgärtner "aufs Glatteis führen lassen", trotz der Warnungen von Polizei und Kreisverwaltungsreferat (KVR).

Baumgärtner sagte am Freitag, er werde die Anfrage beantworten, wie es die Geschäftsordnung vorsehe, wolle aber vorher nicht Stellung dazu nehmen.

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