Dorfladen Egmating:Warteschlange wird kürzer

Dorfladen Egmating: So wie auf dieser Fotomontage könnte der geplante Dorfladen in Egmating in der stillgelegten Raiffeisen-Filale einmal aussehen.

So wie auf dieser Fotomontage könnte der geplante Dorfladen in Egmating in der stillgelegten Raiffeisen-Filale einmal aussehen.

(Foto: privat/oh)

Der seit Jahren geplante Egmatinger Dorfladen könnte bereits in einem Jahr eröffnen, noch werden Freiwillige zum Mitmachen gesucht.

Von Wieland Bögel, Egmating

Der Dorfladen ist ein Erfolgsmodell - so zumindest ergab es erst kürzlich eine Umfrage des bayerischen Wirtschaftsministeriums. Aus 224 von 260 befragten Kommunen kam die Rückmeldung, dass sich die Eröffnung eines solchen Ladens für den Ort gelohnt habe. Im Landkreis Ebersberg gibt es bislang erst einen einzigen Dorfladen, in Moosach, der im März 2017 eröffnet wurde. Möglicherweise bekommt dieser im kommenden Jahr Gesellschaft, laut Bernhard Wagner, Beirat der Dorfladengesellschaft und SPD-Gemeinderat, könnte im Herbst 2023 das neue Einkaufsangebot in der kleinen Gemeinde verfügbar sein.

Die Vorgeschichte reicht bis in die 1990er-Jahre

Überlegungen, in Egmating einen Dorfladen zu etablieren, gibt es schon seit den 1990ern, 2014 wurde es Wahlkampfthema. Damals hatte die SPD eine verbesserte Nahversorgung und die Einrichtung eines Dorfladens gefordert. Hintergrund war, dass kurz zuvor sowohl der örtliche Bäcker als auch die Metzgerei zugesperrt hatten. Auch die Partei Aktive Bürgerliste Egmating (ABE) der aktuellen Bürgermeisterin Inge Heiler setzte sich dafür ein, bei einer von der ABE initiierten Bedarfsabfrage sprachen sich die Egmatinger mehrheitlich für einen Dorfladen aus.

Dorfladen Egmating: Im Grasbrunner Ortsteil Harthausen wurde 2009 ein Dorfladen eröffnet.

Im Grasbrunner Ortsteil Harthausen wurde 2009 ein Dorfladen eröffnet.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)
Dorfladen Egmating: Dieser diente unter anderem den Moosachern als Vorbild, hier das in diesem Frühjahr neu bezogene Gebäude in der Grafinger Straße.

Dieser diente unter anderem den Moosachern als Vorbild, hier das in diesem Frühjahr neu bezogene Gebäude in der Grafinger Straße.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Vorbild solle der 2009 eröffnete Dorfladen Harthausen in der Gemeinde Grasbrunn sein, sagt Wagner, an dem sich auch schon die Moosacher orientiert haben. Dort konnten die Einwohner Anteile an dem geplanten Laden zeichnen und im Gegenzug beim Konzept mitreden, etwa, welches Sortiment angeboten werden soll. Allerdings war das Vorhaben anfangs nicht ganz unumstritten, der frühere Bürgermeister Ernst Eberherr (CSU) war lange dagegen, er und Teile des Gemeinderates favorisierten lange die Ansiedelung eines Discounters - woraus aber nie etwas wurde.

Anfang 2018 wurde das Dorfladen-Projekt dann konkret: Es gab eine Gründungsveranstaltung, auf der um Gesellschafter geworben wurde. Damals war von einem Startkapital von 40 000 Euro die Rede, die Mindesteinlage beträgt 250 Euro, es müssten also 160 Anteile verkauft werden. Dieses Ziel schien schnell erreicht, bereits einen knappen Monat nach der Gründungsveranstaltung waren 35 000 Euro eingesammelt worden.

Die Standortsuche hat etwas länger gedauert

Dass die Egmatinger nicht längst in ihrem Dorfladen einkaufen können, liegt daran, dass man lange keinen geeigneten Standort gefunden hat. Bürgermeisterin Heiler verwies vor etwa einem Jahr darauf, dass die Gemeinde selbst nicht die finanziellen Mittel habe, ein Gebäude für den Dorfladen zu errichten. Ein solches könnte die Initiative aber nun gefunden haben: Im Gebäude der ehemaligen Raiffeisenbank. Die in Frage kommenden Räume gehören außerdem der Gemeinde, bereits im Frühjahr hatte der Gemeinderat der neuen Nutzung zugestimmt.

Laut Wagner habe man inzwischen auch bei der Wohnungseigentümerversammlung des Gebäudes über das Interesse an den Räumen informiert. Zwar habe es Bedenken wegen möglicher Lärmbelästigung gegeben, die Zustimmung habe aber deutlich überwogen, "da die Vorteile für alle Beteiligten offensichtlich sind". Man werde weiter im Gespräch mit den Eigentümern bleiben, so Wagner, "um uns so gemeinsam für den guten Start unseres Dorfladens zu engagieren".

Weitere Gesellschafter werden noch gesucht

Der allerdings frühestens in etwa einem Jahr eröffnet werden kann, da das Gebäude noch bis Mitte 2023 als Unterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine genutzt wird. Wagner sieht dies auch positiv: "So bleibt genügend Zeit alle Vorbereitungen für den Start des Dorfladens im Spätherbst 2023 zu treffen." Ende September dieses Jahres solle der Zeitplan erarbeitet werden.

Die Initiative hinter dem Projekt ist auch nach wie vor sehr aktiv: Im Juli wurden Daniel Bachmeier, Bernhard Wagner, Hans Heiler (jun.) und Uwe Kowolik zu neuen Beiräten gewählt, man habe auch weitere Anteilseigner gewinnen können, drei zeichneten gleich auf der Wahlversammlung. Weitere Gesellschafter sind aber nicht nur willkommen, sondern auch nötig, damit das Projekt ein Erfolg wird, sagt Wagner. Wer Miteigentümer des erst zweiten Dorfladens im Landkreis Ebersberg werden will, kann sich unter info@egmatinger-dorfladen.de einen oder mehrere Anteile sichern.

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