Haustiere:Aktive Hunde werden seltener dement

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Aktive Hunde haben ein deutlich geringeres Risiko, an Demenz zu erkranken. (Foto: Marco Einfeldt)

Mit dem Alter steigt das Demenzrisiko bei Hunden rapide an. Warum größere Hunde häufiger betroffen sind als kleine - und was die Tiere schützen kann.

Von Annett Stein, dpa

Im Alter bauen Hunde nicht nur körperlich ab, auch die geistige Leistungsfähigkeit schwindet. Ab einer bestimmten Lebensphase steigt bei ihnen von Jahr zu Jahr das Risiko erheblich, dement zu werden, wie Forschende im Fachjournal Scientific Reports berichten. Fachleute sprechen vom Caninen kognitiven Dysfunktionssyndrom (CCD). Das Risiko, daran zu erkranken, liege bei wenig aktiven Tieren rund sechseinhalb mal höher als bei sehr aktiven, heißt es in der Studie.

Wie beim Menschen nehmen die kognitiven Funktionen auch bei Haustieren wie Hund und Katze mit zunehmendem Alter ab. CCD ähnelt in Krankheitsbild und Verlauf der Alzheimer-Krankheit beim Menschen. Betroffene Hunde zeigen Symptome wie Gedächtnislücken, den Verlust des räumlichen Orientierungsvermögens, ein verändertes Sozialverhalten und Schlafstörungen. Da größere Hunde im Durchschnitt eine niedrigere Lebenserwartung als kleine Rassen haben und damit früher altern, setzen bei ihnen auch CCD-Symptome häufig eher ein.

Bei mehr als zehn Jahre alten Hunden steigt mit jedem zusätzlichen Lebensjahr das Risiko für CCD um mehr als 50 Prozent, wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Sarah Yarborough von der University of Washington in Seattle errechneten. Sie hatten Daten von mehr als 15 000 Haushunden aus dem "Dog Aging Project" genutzt, einer US-Studie zum Altern der Tiere. Die Besitzer füllten Fragebögen zum Gesundheitszustand und zur körperlichen Aktivität sowie einen Test auf CCD aus, in dem unter anderem erfragt wird, ob der Hund vertraute Menschen noch erkennt. Die Lebenserwartung der Hunde wurde in Viertel eingeteilt.

Bei etwa 17 Jahre alten Tieren war rund ein Viertel betroffen

Knapp ein Fünftel der erfassten Hunde befand sich im letzten Viertel seines Lebens. Insgesamt wurden 1,4 Prozent der Tiere als an CCD erkrankt eingestuft. Bei etwa 17 Jahre alten Tieren war rund ein Viertel betroffen, bei etwa 19 Jahre alten bereits rund die Hälfte. Allerdings geben die Forschenden zu bedenken, dass die Einstufung lediglich auf den Fragebögen und nicht auf tierärztlicher Diagnose beruhte und daher anfällig für verschiedene verfälschende Faktoren war. Frühere Schätzungen der CCD-Raten hatten teils weitaus höhere Werte ergeben: 28 Prozent bei 11- bis 12-jährigen Hunden und 68 Prozent bei 15- bis 16-jährigen.

Wenig aktive Hunde waren der aktuellen Analyse zufolge deutlich häufiger von CCD betroffen als aktive. Allerdings geben die Forschenden zu bedenken, dass noch zu prüfen sei, was dabei zu welchen Teilen Ursache und Wirkung ist: Kognitiver Rückgang könne auch zu geringerer Aktivität führen, also der Grund und nicht die Folge sein. Zahlreiche Beobachtungsstudien am Menschen hätten allerdings durchweg ergeben, dass mehr Bewegung mit weniger Alzheimer einhergeht. Bewegung führe zu einer Verringerung entzündungsfördernder Stoffe im Gehirn, die zum Absterben von Nervenzellen beitragen, sowie einer Steigerung der neuronalen Plastizität - auf solche Mechanismen könne auch die geringere Wahrscheinlichkeit für CCD bei aktiveren Hunden zurückzuführen sein.

Geprüft wurde auch der Einfluss von Faktoren wie Rasse, Geschlecht und bestimmten Krankheiten. Demnach hatten Hunde mit einer Augen-, Ohren- oder neurologischen Erkrankung im Lebensverlauf eine höhere Wahrscheinlichkeit für CCD. Die Daten könnten Tierärzten dabei helfen zu entscheiden, ab wann ein Hund bei entsprechenden Symptomen auf CCD untersucht werden sollte, so das Forscherteam.

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