Frankreich:Illegale Abkühlung im Garten

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Solche Swimmingpools könnten Frankreich nun zusätzliche Steuereinnahmen sichern. (Foto: Alexis Sciard/Imago/IP3press)

Französische Steuerbehörden haben mithilfe einer Software Tausende nicht gemeldete Pools entdeckt. Der Staat rechnet nun mit Millionen Euro an zusätzlichen Steuergeldern.

Von Patrizia Tensing

Erst werden den Franzosen ihre Privatjets genommen, jetzt auch noch ihre Privatpools. Der französische Verkehrsminister Clément Beaune will die Flüge stärker regulieren, und für eigene Schwimmbäder müssen seine Landsleute in Zukunft wohl mehr zahlen. Mithilfe einer Software entdeckte die Finanzverwaltung (DGFIP) nun Tausende nicht gemeldete Swimmingpools. Das Problem: In Frankreich richtet sich die Höhe der Grundsteuer nach dem Wert des Grundstücks. Und dieser steigt, wenn ein privates Schwimmbad im Garten steht. Dank des neuen Programms sollen nicht gezahlte Steuergelder nachträglich eingefordert werden. Wer einen solchen illegalen Pool im Garten besitzt, muss nun also mit einem Brief der Steuerbehörde rechnen.

Die Tageszeitung Le Parisien berichtete zuerst darüber, die DGFIP bestätigte die Nachricht auf Twitter. "Die Maßnahme soll auf ganz Frankreich ausgeweitet werden", heißt es dort. Denn bislang fand die Suche nur in neun der 101 Départements statt, wie etwa in den Départements Bouches-du-Rhône, Var und Alpes-Maritimes an der Côte d'Azur. Der Testdurchlauf startete im Oktober 2021. Ganze 20 356 nicht gemeldete Schwimmbäder wurden seitdem entdeckt. Und diese sollen dem französischen Staat nun rund zehn Millionen Euro an zusätzlichen Steuergeldern einbringen.

Luftbilder sollen versteckte Pools sichtbar machen

Die verwendete Software nutzt künstliche Intelligenz und wurde von Google gemeinsam mit dem französischen Beratungsunternehmen Capgemini entwickelt. Das Programm wertet Luftbilder aus, die vom französischen Institut für geografische Informationen erstellt wurden. "Eine derartige KI ist darauf trainiert, ganz bestimmte Objekte zu erkennen - in diesem Fall Bauten wie Schwimmbäder", erklärt Pierre-Adrien Hanania, strategischer Leiter des Bereichs Daten und KI bei Capgemini.

Die Software "Foncier Innovant" soll bei der Aufdeckung illegaler Pools helfen. (Foto: DGFiP)

Das Projekt läuft unter dem Namen "Foncier Innovant", was auf Deutsch so viel wie "innovatives Grundstück" bedeutet. So innovativ diese Software auch scheinen mag, sie ist doch recht fehleranfällig. So müssen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Vermessungsämtern die markierten Grundstücke noch einmal genau überprüfen - mithilfe von Google Earth oder Google Street View. Ein Mitarbeiter der französischen Finanzbehörde spricht gegenüber Le Parisien dabei von einer Fehlerquote von rund 30 Prozent. Teilweise seien Abdeckplanen auf Dächern oder blaue Gartentische als Schwimmbäder erkannt worden. Und diese steigern den Wert eines Grundstücks nun nicht unbedingt.

Den französischen Behörden geht es nicht allein ums Geld

Das französische Finanzministerium bewertet "Foncier Innovant" dennoch positiv. Nach der Ausweitung auf das ganze Land erwartet man für das Jahr 2023 zusätzliche Steuereinnahmen in Höhe von etwa 40 Millionen Euro.

Den Behörden geht es jedoch nicht allein ums Geld, sondern auch um Umweltschutz. So gaben EU-Forscher kürzlich bekannt, dass die aktuelle Trockenperiode die schlimmste seit 500 Jahren sei. Frankreich gehört zu den Ländern in Europa, die besonders hart von der Dürre betroffen sind. In vielen Teilen des Landes ist die Wassernutzung bereits eingeschränkt. Julien Bayou, Nationalsekretär der französischen Grünen, schließt deshalb ein Verbot neuer privater Pools nicht aus. Auch er sprach sich in der Vergangenheit schon für ein Verbot von Privatjets aus. "Es ist eine Frage der Gerechtigkeit", twitterte er.

Wen Gerechtigkeit und Klima nicht sonderlich interessiert, der muss in Zukunft für den eigenen Pool im Garten mit einer höheren Steuer rechnen - oder den Pool besser tarnen und hoffen, dass ihn niemand verrät. Also entweder auf die Poolparty verzichten oder die gesamte Nachbarschaft einladen. In Deutschland hätten neugierige Nachbarinnen und Nachbarn den Pool vermutlich schon den Behörden gemeldet, lange bevor eine Software sie entdeckt hätte.

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