Nach Einigung im Entschädigungsstreit:Doch noch ein Besuch

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Gern gesehener Gast: Israels Präsident Isaac Herzog und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Willkommenszeremonie in Schloss Bellevue. (Foto: Markus Schreiber/AP)

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfängt Israels Staatspräsident Isaac Herzog in Berlin.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den israelischen Staatspräsidenten Isaac Herzog zu einem dreitägigen Staatsbesuch in Deutschland empfangen. Steinmeier begrüßte Herzog und dessen Ehefrau am Sonntag mit militärischen Ehren im Schloss Bellevue in Berlin.

Steinmeier und Herzog haben dabei die Verständigung auf eine Entschädigung für die Hinterbliebenen des Attentats auf israelische Sportler bei den Olympischen Spielen 1972 gewürdigt. "Dass es 50 Jahre gedauert hat bis zu dieser Verständigung jetzt in den letzten Tagen, das ist in der Tat beschämend", räumte Steinmeier zugleich ein. Er sei aber überzeugt, dass "dieses kein Fall bleibt, der in irgendeiner Weise die deutsch-israelischen Beziehungen für die Gegenwart oder Zukunft belastet", sagte Steinmeier.

Olympia-Attentat
:Bundesregierung und Hinterbliebene einigen sich auf Entschädigung

Kurz vor dem 50. Jahrestag des Olympia-Attentats 1972 erzielen beide Seiten eine Einigung. Die Angehörigen wollen nun auch an der Gedenkfeier teilnehmen.

Von Daniel Brössler, Roman Deininger, Paul-Anton Krüger, Georg Mascolo, Peter Münch und Uwe Ritzer

Herzog sagte, die Verständigung erlaube es, sich mit den Fehlern und den menschlichen Tragödien auseinanderzusetzen und daraus für die Zukunft zu lernen. Dem Terror dürfe "nicht erlaubt werden, den Gedanken der Olympischen Spiele zu stören". Am Montag will Steinmeier mit Herzog auf dem Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck bei München an der Gedenkveranstaltung zum 50. Jahrestag des Olympia-Attentats teilnehmen. Damals hatten palästinensische Terroristen die israelische Mannschaft überfallen. Elf Mitglieder des Teams und ein Polizist wurden getötet, die meisten von ihnen bei der misslungenen Befreiungsaktion der Polizei am Fliegerhorst Fürstenfeldbruck.

Die Präsidenten wollen auch Bergen-Belsen besuchen

Die Bundesregierung hatte sich mit den Hinterbliebenen nach jahrzehntelangem Streit erst kurz vor dem Jahrestag auf eine Entschädigungsleistung in Höhe von 28 Millionen Euro geeinigt. Damit war ein Eklat vermieden worden - zuvor war längere Zeit unklar, ob die Hinterbliebenen und Herzog an der Gedenkveranstaltung teilnehmen. Steinmeier zeigte sich "froh und erleichtert" über die Verständigung. Er sei Herzog sehr dankbar, dass dieser "immer Kanäle für mögliche Lösungen offengehalten" habe. "Wir beide begrüßen das Ergebnis der Gespräche." Er wisse aber: "Nichts kann die tiefen Wunden aus den 50 Jahren heilen", sagte der Bundespräsident.

Herzog sagte laut Übersetzung des Präsidialamtes, er danke Steinmeier "für die unerschütterliche moralische Verpflichtung gegenüber der historischen Gerechtigkeit". Der persönliche Einsatz Steinmeiers habe letzten Endes einen Durchbruch ermöglicht. "Ich schätze und ehre Ihre Anstrengungen, diesem schmerzvollen Geschehen zur Heilung zu verhelfen." Am Dienstag will Herzog gemeinsam Steinmeier die KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen in der Nähe von Celle besuchen. Herzogs Vater war als Offizier der britischen Armee an der Befreiung des Konzentrationslagers beteiligt

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