Toilettenpapier:Hakle meldet Insolvenz an

Toilettenpapier: Auf dem Parkplatz vor der Firma in Düsseldorf hat Hakle Automaten für Toilettenpapier aufgestellt.

Auf dem Parkplatz vor der Firma in Düsseldorf hat Hakle Automaten für Toilettenpapier aufgestellt.

(Foto: UDO GOTTSCHALK/Imago Images)

Deutschland hat seinen ersten namhaften Sanierungsfall wegen der Energiekrise. Es ist ausgerechnet ein Toilettenpapierhersteller.

Von Michael Kläsgen

Nein, nicht die Nudel, sondern das Toilettenpapier hat es erwischt. Ausgerechnet der Deutschen zweites großes Objekt der Begierde in der Hochphase der Corona-Pandemie sorgt nun für einen namhaften Sanierungsfall. Dabei wurde es noch vor kurzem gehamstert, gehortet und gestapelt. Das hätte doch zum finanziellen Wohl der Hersteller sein müssen, hätte man meinen können. Doch die Welt der Hygienepapiere ist offensichtlich ziemlich durcheinander. Erst die Seuche und das Hamstern, was eine Beschleunigung der Produktion nach sich zog. Dann die Kostenexplosion wegen des Ukraine-Kriegs und seinen Folgen.

Letzteren jedenfalls gibt der Toilettenhersteller Hakle auf seiner Homepage als Grund dafür an, beim Amtsgericht Düsseldorf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt zu haben. So ein Insolvenzverfahren ist nicht das Ende eines Unternehmens. Hakle wird es weiterhin geben, genauso wie das Toilettenpapier und die Marken Hakle Feucht und Servus. Auch das Management bleibt im Amt, es wird ihm nur ein Sachwalter an die Seite gestellt. Er schaut sich vor allem an, wie die Firma wieder die Kosten in den Griff bekommt.

Und doch ist Hakle damit der erste größere deutsche Konsumgüterhersteller, den die Folgen des Ukraine-Kriegs dazu zwingt, ein Insolvenzverfahren einzuleiten. Das Amtsgericht Düsseldorf hat es bereits vergangene Woche genehmigt. Die Mitarbeiter wurden informiert.

Hakle begründet den Schritt mit dem drastischen Anstieg der Energiepreise. Das Unternehmen bedauert gleichzeitig, es habe die steigenden Energiekosten nicht schnell genug an den Handel weitergeben können. Das kann man durchaus als Kritik verstehen. Supermärkte und Discounter prüfen wegen der hohen Inflation nach eigener Aussage derzeit streng jede Preisforderung der Hersteller genau. Hakle jedenfalls konnte sich offenbar nicht gegen die Händler durchsetzen.

Dabei gehört Papier zu den Materialien, die wegen der steigenden Gas- und Stromkosten unstrittig teurer geworden sind. Die Papierproduktion ist sehr energieintensiv. Klopapierhersteller sind nicht die einzigen, die das zu spüren bekommen. Auch die toilettenpapierversessenen Deutschen merken das schon - nicht weil es knapp wird, sondern etwas teurer.

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