Russland:22 Jahre Straflager für Iwan Safronow

Iwan Safronow beim Prozessauftakt am Moskauer Stadtgericht im April 2022. (Foto: Valery Sharifulin/IMAGO/ITAR-TASS)

Der ehemalige Journalist soll Staatsgeheimnisse an ausländische Geheimdienste weitergegeben haben. Nun wurde er wegen Hochverrats verurteilt.

In dem umstrittenen Spionageprozess gegen Iwan Safronow hat ein Gericht in Moskau den früheren russischen Journalisten wegen Hochverrats zu 22 Jahren Haft in einem Straflager verurteilt. Das Urteil erging am Montag vor dem Moskauer Stadtgericht, wie die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete. Die Verteidigung kündigte demnach Einspruch an.

Das Urteil löste unter Journalisten und Menschenrechtlern Entsetzen aus. Die Staatsanwaltschaft hatte 24 Jahre Straflager beantragt, nachdem Safronow ein Angebot abgelehnt hatte, seine Schuld einzugestehen, um eine mildere Strafe von zwölf Jahren Haft zu erhalten. Zuvor hatte auch der Kreml mitgeteilt, die Vorwürfe gegen Safronow seien ernst. Der Prozess lief unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Nach Angaben der Ermittler soll der 32-Jährige vertrauliche Informationen über Waffendeals und Einsätze russischer Streitkräfte in Afrika und im Nahen Osten an ausländische Geheimdienste weitergegeben haben. Safronows Anwalt wies die Vorwürfe zum Prozessauftakt zurück und erklärte, der Journalist habe lediglich öffentlich zugängliche Quellen verwendet. Safronow war im Juli 2020 festgenommen worden und ist seitdem in Haft.

Der Journalist schrieb zehn Jahre lang für die Tageszeitung Kommersant über Militär und Raumfahrt, später für Wedomosti. Vor seiner Festnahme arbeitete er für die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos. Die EU hatte gefordert, die Anklage gegen Safronow aufzuheben und ihn freizulassen. "Der systematische Angriff des Regimes gegen den unabhängigen Journalismus nimmt den Bürgern das Recht auf faktische Informationen, darunter auch Russlands Krieg in der Ukraine", teilte ein Sprecher des Auswärtigen Dienstes der EU mit.

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