Corona-Pandemie:Weiterer Omikron-Impfstoff verfügbar

Corona-Pandemie: Bislang sind zwei an die Omikron-Variante angepasste Impfstoffe in Europa zugelassen.

Bislang sind zwei an die Omikron-Variante angepasste Impfstoffe in Europa zugelassen.

(Foto: Marijan Murat/dpa)

Mit dem neuen Vakzin von Biontech gibt es nun insgesamt drei angepasste Impfstoffe. Für wen sind sie sinnvoll? Wie gut sind sie getestet und in welchem Maße verfügbar? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Von Berit Uhlmann

In Deutschland können nun drei Impfstoffe verabreicht werden, die speziell an die Omikron-Variante von Sars-CoV-2 angepasst sind. Am Montagabend erteilte die Europäische Kommission einem Vakzin von Biontech/Pfizer die Zulassung, das auf die Omikron-Subtypen BA.4 und BA.5 abzielt. Es ist ein sogenannter bivalenter Impfstoff, der neben dieser neuen Komponente auch noch den herkömmlichen Biontech-Impfstoff enthält. Zuvor waren schon zwei Impfstoffe von Biontech und Moderna zugelassen worden, die sich gegen den Subtyp BA.1 richten. Die wichtigsten Fakten zu den neuen Produkten.

Wer soll die angepassten Impfstoffe bekommen?

Alle drei Produkte sind als Booster für Impfwillige ab zwölf Jahren zugelassen. Wer sie vorrangig erhalten sollte, muss die Ständige Impfkommission (Stiko) festlegen. Ihr Votum steht noch aus.

Die europäische Arzneimittelagentur EMA und die Seuchenschutzbehörde ECDC empfahlen vor wenigen Tagen, die neuen Impfstoffe vor allem für jene Menschen einzusetzen, die ein besonders hohes Risiko für schwere Erkrankungen tragen. Dazu gehörten über 60-Jährige, Menschen mit Vorerkrankungen und eingeschränkt arbeitendem Immunsystem sowie Schwangere. Auch für medizinisches Personal könne die Auffrischung erwogen werden.

Wie gut sind die neuen Produkte getestet?

Die beiden Impfstoffe gegen BA.1 sind jeweils an mehreren Hundert Menschen getestet worden. Sie sind nach Unternehmensangaben ebenso verträglich wie die ursprünglichen mRNA-Impfstoffe. Der nun zugelassene Impfstoff gegen BA.4/5 ist dagegen nur an Tieren getestet worden. Da er sich jedoch nur wenig von den beiden BA.1-Impfstoffen unterscheidet, geht die EMA, wie zuvor schon die US-Zulassungsbehörde FDA davon aus, dass auch er ein sehr ähnliches Sicherheitsprofil hat. Eine Anpassung bereits zugelassener Impfstoffe ohne weitere Tests an Menschen ist kein absolutes Novum. Diese Praxis ist bei der Entwicklung der jährlichen Grippe-Impfung Usus.

Wie wirksam sind die neuen Impfstoffe?

Nach den bisher präsentierten Daten lassen die BA.1-Impfstoffe die Menge der Antikörper gegen diese Omikron-Variante stärker steigen als die herkömmlichen Präparate. Auch gegen den Subtyp BA.5 wurde noch ein Anstieg der Antikörper beobachtet, wenngleich er geringer ausfiel. Auf der Basis dieser Erkenntnisse geht die EMA davon aus, dass auch der neueste Impfstoff eine stärkere Immunantwort gegen die BA.5-Variante auslöst als der herkömmliche Impfstoff.

In welchem Maße diese Immunantwort zur Vermeidung von Infektionen und Krankheiten führt, muss sich erst noch zeigen. Australische Wissenschaftler kommen in einer noch nicht von Fachleuten begutachteten Modellierung zu dem Schluss, dass ein großer Teil des Schutzes allein daraus resultieren dürfte, dass das Immunsystem durch den Booster erneut angeregt wird, was auch mit den alten Impfstoffen passiert. Der zusätzliche Effekt der angepassten Komponente sei dagegen eher moderat.

Sind die Impfstoffe schon verfügbar?

Von den BA.1-Impfstoffen stehen zunächst 14 Millionen Dosen zur Verfügung. Vom BA.5-Vakzin soll nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums zunächst eine Tranche von knapp zehn Millionen Dosen verfügbar sein.

Welchen Impfstoff sollte man nehmen?

Mit Sicherheit lässt sich diese Frage derzeit nicht beantworten. Fachleute gehen davon aus, dass die Unterschiede zwischen den Omikron-Impfstoffen nicht sehr groß sind. Marco Cavaleri, bei der EMA für Impfstoffe zuständig, sagte vor Kurzem auf einer Pressekonferenz, dass sehr wahrscheinlich alle an Omikron angepassten Vakzine die Immunität verbreitern, unabhängig davon, gegen welche Unter-Variante sie genau designt sind. Zum anderen sei auch nicht sicher, welche Sub-Varianten im Winter dominieren werden. Im Moment bestimmt BA.5 das Geschehen in Europa. Denkbar sei aber auch, dass sich ein Typ durchsetzt, für den der BA.1-Impfstoff geeigneter ist, wie etwa die derzeit in Indien zirkulierende Variante BA2.75.

Wer nimmt die Impfungen vor?

Die Impfungen werden wie bisher auch überwiegend in Arztpraxen und Impfzentren verabreicht werden. Nach Angaben des Hausärzteverbandes ist die Nachfrage nach den neuen Impfstoffen derzeit eher gering.

Stehen weitere angepasste Impfstoffe in Aussicht?

Auch Moderna hat einen Impfstoff gegen BA.4/5 entwickelt. Man geht davon aus, dass er demnächst zur Zulassung eingereicht wird.

Warum ist in den Produkten weiterhin der alte Impfstoff enthalten?

Die EMA hatte sich schon im Vorfeld der Zulassungen für bivalente Impfstoffe ausgesprochen, die neben der angepassten Komponente auch noch den ursprünglichen Impfstoff enthalten. Cavaleri nannte dafür zwei Gründe. Zum einen soll durch die Kombination eine möglichst breite Immunität erreicht werden. Omikron und das Ursprungsvirus, auf dem der herkömmliche Impfstoff basiert, seien immunologisch gesehen sehr weit voneinander entfernt. Damit gebe es die Chance, dass der Impfstoff auch noch schützt, wenn eine Variante jenseits von Omikron auftauchen sollte. Zum anderen könnte die Breite des Immunschutzes von Kombi-Präparaten es längerfristig erlauben, sie auch für Erstimpfungen einzusetzen.

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