Kino in Kochel:"Ich sitze am liebsten ganz nah an der Leinwand"

Kino in Kochel: Stefan Bauer auf seinem Lieblingsplatz im Kino Kochel.

Stefan Bauer auf seinem Lieblingsplatz im Kino Kochel.

(Foto: Manfred Neubauer)

Stefan Bauer war dabei, als junge Leute in Kochel sich aufmachten, das Kino im Dorf wiederzubeleben. Das ist 25 Jahre her. Nun ist er Vorsitzender eines Vereins, der mehr als 1200 Filme an den Kochelsee gebracht hat.

Von Stephanie Schwaderer, Kochel am See

Herr Bauer, Ihr Verein kann auf 8760 Vorführungen in 25 Jahren zurückblicken. Bei wie vielen waren Sie dabei?

Stefan Bauer: Das ist schwer zu sagen. Wenn ich es schätzen muss, vielleicht bei 300. In den ersten Jahren habe ich viel Zeit in unserem Kino verbracht, da habe ich noch studiert.

Sie sind Vorsitzender und gehören zu den Gründungsmitgliedern. Was hat Sie und Ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter 1997 dazu bewogen, einen Kinoverein ins Leben zu rufen?

Damals hat eine Stimmung junge Leute in Kochel erfasst. Das Kino war schon ein paar Jahre zu, aber wir haben gesagt: Das sollte man wieder eröffnen. Also haben wir uns umgeschaut, wie andere das so machen. Und dann konnten wir den damaligen Betreiber des Kinos in Stegen am Ammersee davon überzeugen, das Kochler Kino als Filiale mitzuführen. So ging es los.

Wie genau haben Sie ihn überzeugt?

Er war selbst ein Kino-Enthusiast. Und wir haben die Vorführer gestellt. Damit war ein entscheidender Kostenfaktor weg.

Standen Sie auch am Projektor?

Ja, von Anfang an. Wir hatten den damals üblichen Filmprojektor mit Spulenbetrieb, durch den die Filme durchgerattert sind. Dazu haben wir uns gleich einen Spulenturm angeschafft, so dass wir vier Filmrollen am Stück abspielen konnten. Sonst hätten wir zwei Projektoren gebraucht und überblenden müssen.

Was muss ein Vorführer heute machen?

Auf einen Touchscreen drücken. Auch dabei kann man Fehler machen. Aber insgesamt ist die Technik einfacher geworden. Derzeit haben wir etwa 20 Vorführerinnen und Vorführer. Es gibt aber noch viele andere Aufgaben - von Reparaturen bis hin zur Reinigung. Insgesamt haben wir rund 40 aktive Mitglieder. Etwa die Hälfte davon bereitet nun das Open Air am Walchenseekraftwerk vor.

Wird dieses Engagement von den Kochlern geschätzt?

Von denen, die kommen, schon. Vor Corona hatten wir im Schnitt 5000 Besucher im Jahr. Was uns auszeichnet, sind Nischenfilme, die einen Bezug zu den Alpen oder der Gegend hier haben. Aber wir zeigen auch Filme, die bundesweit laufen. Vielleicht nicht die allzu Vordergründigen.

Wer wählt die Filme aus?

Das macht Steffen Wendler, der für den Verein die Betreiber-Funktion ausfüllt, obwohl er einem ganz anderen Beruf nachgeht. Er macht das sehr gut. Einer muss die Sache in die Hand nehmen. Daneben gibt es viele Aufgaben, die sich der Vorstand teilt - vom Mietvertrag über die Finanzen und das Vereinswesen bis hin zu den Versicherungen. Bei der Open-Air-Vorführung am Freitag läuft "Walk the Line", eine Filmbiografie aus dem Jahr 2005 über das Leben des Country-Sängers Johnny Cash. Das war eine demokratische Entscheidung der Gruppe, die die Freiluftvorstellungen organisiert. Die Koordinatorin hatte vier Vorschläge zur Auswahl gestellt.

Was sollte man zum Walchenseekraftwerk mitnehmen? Decken und Tee?

Der Vorteil ist, dass wir dort halbüberdacht sind. Es gibt zudem Gastronomie und Toiletten. Das war bei unseren Open Airs am Kochelseeufer immer viel komplizierter. Eine Decke mitzubringen ist natürlich empfehlenswert.

Mögen Sie Open Airs oder sitzen Sie lieber gemütlich im Kinosessel?

Ich mag beides. Mein schönstes Open-Air-Erlebnis war "Sommer in Orange" von Regisseur Marcus Rosenmüller am Kochelsee. Erst hat es geregnet, aber dann hat es kurz vor Vorstellungsbeginn aufgeklart. Und dann kamen Hunderte von Besuchern, Kinder und Erwachsene, und alle haben sich amüsiert. In unserem Kino sitze ich am liebsten ganz vorne auf einem Sofa und nah an der Leinwand. Vor allem, wenn ein Film Tiefe hat und es auf Nuancen ankommt. Viele Leute sitzen ja lieber hinten und haben den Überblick wie beim Fernsehen. Ich mag es, auf der Leinwand nach links und rechts schauen zu müssen. Dann ist man mitten im Geschehen.

"Walk the Line", Kino-Open-Air am Kraftwerk Walchensee, Freitag, 16. September, Beginn 20.15 Uhr, Einlass 19 Uhr, Eintritt 7 Euro, Infos unter kinoinkochel.de

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