Positionspapier:Klima und Kapital

Positionspapier: Die vorgeschlagene Lösung im Positionspapier lautet: Vergesellschaftung der Produktionsmittel.

Die vorgeschlagene Lösung im Positionspapier lautet: Vergesellschaftung der Produktionsmittel.

(Foto: Stephan Rumpf)

Jusos, Fridays for Future und die IG-Metall-Jugend machen sich Gedanken über den Umbau der Automobilindustrie - und kritisieren die Eigentumsverhältnisse, die der Transformation entgegenstünden.

Von Anna Hoben

Bei den Jusos habe es immer diesen Konflikt gegeben, sagt Seija Knorr-Köning von der SPD-Jugendorganisation: zwischen der angestrebten Klimaneutralität und dem Erhalt von Industriearbeitsplätzen. "Man kann nicht beides versprechen, wenn man es nicht erklären kann", sagt Knorr-Köning. Es sei klar gewesen: "Wir müssen darüber reden." Deshalb haben die Münchner Jusos sich zusammengetan mit den Münchner Gruppen von Fridays for Future und der IG-Metall-Jugend. Ein verlängertes Wochenende lang diskutierten 23 junge Menschen, herausgekommen ist ein Positionspapier mit dem Titel "Automobilindustrie transformieren - Mobilitätswende, Eigentumswende, Industriewende", das sie nun veröffentlicht haben. "Reformen und Kapitalismuskritik" hielten sich darin die Waage, so fasst es Adina Rath von den Jusos zusammen.

Konkret um München geht es darin nicht, vielmehr um das große Ganze. Die Debatten seien "teilweise schon intensiver" gewesen, sagt Lukas Schulz von Fridays for Future diplomatisch - letztlich hätten aber alle das gleiche Ziel gehabt. Und was sind nun die Schlüsse, zu denen sie gemeinsam gekommen sind? Die Utopien, die Kompromisse? Erst einmal die Analyse: "Das aktuelle Verkehrssystem ist klimaschädlich und sozial ungerecht", heißt es in dem Papier. Das autogerechte Mobilitätssystem müsse umgestaltet werden, hin zu einem menschengerechten. Passieren soll das durch weniger motorisierten Individualverkehr und mehr ÖPNV sowie durch eine Antriebswende. Die Förderung von Hybrid-Fahrzeugen sei hierbei "kontraproduktiv". Vielmehr solle der Vorteil der Sektorkopplung genutzt werden - beispielsweise könnten Elektroautos mit Solarzellen auf dem Dach gebaut werden, so dass die Batterie mit selbst erzeugtem Solarstrom geladen wird.

In den Debatten seien ganz unterschiedliche Perspektiven aufeinandergetroffen, sagt Domenic Pafel von der IG-Metall-Jugend, schließlich seien nicht alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Stadt aufgewachsen, viele wüssten also, wie es ist, auf dem Land aufs Auto angewiesen zu sein. Aber dass die Gesellschaft weg müsse vom Auto als Statussymbol, darin waren sich alle einig.

Allerdings gibt es da noch etwas, das in der Analyse der Jugendorganisationen der Transformation der Automobilindustrie entgegensteht: die aktuellen Eigentumsverhältnisse. "Wenige Menschen haben die ökonomische Macht, über die Ressourcen und Produktionsweise zu entscheiden, deren Verbrauch jedoch Auswirkungen auf uns alle hat", schreiben sie in dem Papier. Solange die Eigentumsverhältnisse so seien, wie sie sind, sei "echter Klimaschutz, der das 1,5-Grad-Ziel-erreicht, nicht realisierbar".

Die vorgeschlagene Lösung: Vergesellschaftung der Produktionsmittel; ab einer gewissen Größe von Unternehmen müssten die Mitarbeiter am Eigentum beteiligt sein. Man erkenne aber an, dass man die Eigentumsfrage nicht kurzfristig lösen werde. Es brauche deshalb deutlich mehr Mitbestimmung im Betrieb. Transformationsprozesse müssten demokratisiert werden - die Mitarbeiter hätten schließlich das größte Interesse daran, ihre Arbeitsplätze mit zu transformieren, sagt Knorr-Köning. Konkrete Vorschläge, wie das geschehen kann, beschreiben sie in dem Papier.

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