Missbrauch Minderjähriger:R. Kelly erneut schuldig gesprochen

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R. Kelly während seiner Anhörung im Missbrauchsprozess im Leighton Criminal Court Building. Nun ist er erneut schuldig gesprochen worden. (Foto: Antonio Perez; Chicago Tribune/dpa)

Jahrzehntelang erschien es so, als sei der Musiker unangreifbar, dann wurde R. Kelly vor einigen Wochen zu 30 Jahren Haft wegen Missbrauchs Minderjähriger verurteilt. Nun hat ihn eine Jury in Chicago abermals schuldig gesprochen, in sechs von 13 Punkten.

R. Kelly ist erneut wegen Sexualstraftaten verurteilt worden. Eine Jury in Chicago befand den 55-Jährigen am Mittwoch schuldig, Minderjährige missbraucht und Kinderpornografie angefertigt zu haben, wie US-Medien übereinstimmend berichteten. Erst vor einigen Wochen war der "I Believe I Can Fly"-Sänger in New York zu 30 Jahren Haft wegen des Missbrauchs Minderjähriger verurteilt worden.

In einem zweiten Prozess in Chicago war er in 13 Punkten angeklagt gewesen, unter anderem wegen der Herstellung von Kinderpornografie in mehreren Fällen und der Verleitung Minderjähriger zu sexuellen Handlungen. Laut New York Times sprachen die zwölf Geschworenen ihn in sieben Punkten frei - unter anderem vom Vorwurf der Behinderung der Justiz. Das Strafmaß wird zu einem späteren Zeitpunkt verkündet, Kelly droht erneut eine jahrzehntelange Haftstrafe.

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Der Musiker hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Er sitzt seit Sommer 2019 im Gefängnis. Zwei weitere angeklagte Ex-Angestellte Kellys wurden freigesprochen. In Chicago ging es auch um ein bereits viele Jahre bekanntes Video, das Kelly zeigen soll, wie er ein 14-jähriges Mädchen missbraucht und auf sie uriniert. In diesem Fall war der Musiker 2008 von einer Jury bereits freigesprochen worden. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, das Opfer unter Druck gesetzt zu haben, damit es nicht in dem Prozess aussagt. In dem neuen Prozess hatte die mittlerweile volljährige Frau aber bestätigt, dass sie die Person in dem Video ist.

Erste Anschuldigungen schon vor 25 Jahren

Das Verfahren ist - nach Fällen wie denen von Filmproduzent Harvey Weinstein und Komiker Bill Cosby - eine weitere viel beachtete juristische Aufarbeitung in der "Me Too"-Ära. Erste Anschuldigungen gegen den 1967 in Chicago als Robert Sylvester Kelly geborenen Musiker wurden bereits vor rund 25 Jahren bekannt. Doch der Musiker schien unangreifbar zu sein auf seinem Pop-Thron und blieb lange Zeit auf freiem Fuß.

Mit mehr als 50 Millionen verkauften Alben, mehreren Grammys und anderen Auszeichnungen gehörte er zu den erfolgreichsten Musikern des späten 20. Jahrhunderts. Aber spätestens als 2019 die aufsehenerregende Dokumentation "Surviving R. Kelly" die Anschuldigungen zusammenfasste, wurde es um den Sänger immer einsamer. Stars distanzierten sich von ihm, zudem Radiosender, Streaming-Dienste und dann auch sein Musiklabel RCA, das zu Sony Music gehört.

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