Konzert im Deutschen Theater:Immer in Wartestellung

Konzert im Deutschen Theater: Immer noch gut in Form: Richard Marx hat am 16. September auf Tour in Deutschland seinen 59. Geburtstag gefeiert.

Immer noch gut in Form: Richard Marx hat am 16. September auf Tour in Deutschland seinen 59. Geburtstag gefeiert.

(Foto: Deutsches Theater)

Lebenstraum erfüllt: Wie der einstige Kuschelrock-König Richard Marx für sein neues Album mit Burt Bacharach zusammenkam.

Von Michael Zirnstein

Was haben José Feliciano, Cliff Richard, Bonnie Tyler, Julio Iglesias, Barry Manilow, Hugh Jackmann, Till Brönner und David Hasselhoff gemeinsam? Sie alle haben "Right Here Waiting" aufgenommen, eine der großen Pop-Balladen der großen Pop-Balladen-Ära Ende der Achtziger. Damals erfand die Bravo das Genre "Kuschelrock", das die Amerikaner bloß unter dem unsinnlichen Oberbegriff "Adult Contemporary" (also zeitgenössische Erwachsenenmusik) einordneten. Jedenfalls, wer auf der Doppel-LP "Kuschelrock Vol. 4" bei Track 13 auf Platte 1 noch nicht knutschte, hatte etwas falsch gemacht: "Right Hear Waiting" (von dem übrigens gleich zwei sexy Video-Versionen aus dem prüden Musikfernsehen verbannt wurden), gesungen von seinem Songwriter Richard Marx.

Anders als der sich wartend Verzehrende in dem Lied von 1987 macht Marx derzeit gar keinen einsamen Eindruck. Der gerade 59 Jahre alt gewordene Amerikaner ist überaus gesellig. Er hat seine ganze Karriere über - die anfing, als er als Fünfjähriger für die Reklame-Musik seines Vaters Jingles für Nestle-Müsli einsang - mit etlichen anderen Musikern kooperiert. Lionel Richie entdeckte ihn in Chicago, ließ ihn bei sich Background singen, und holte ihn nach L.A., wo Marx gleich mit Countrystar Kenny Rogers einen Hit schrieb. Er verfasste und produzierte Songs für Justin Timberlakes N'Sync, Josh Groban, Barbra Streisand, gewann mit Luther Vandross einen Grammy für "Dance with my father", das er auf der Preis-Gala mit Celine Dion sang. Er sang auf Madonnas Album "True Blue" und auf Chers "Love Hurts", tourte mit Ringo Starr, Billy Joel spielte auf seinem Album "Rush Street" Klavier.

Marx hatte schließlich auch zahlreiche eigene Erfolge: Seine ersten vier Alben erreichten in den USA Platin-Status, und als einziger Interpret überhaupt brachte er seine sieben ersten Singles von "Don't Mean Nothing" (mit Eagles-Gitarrist Joey Walsh) bis "Angelia" in die Top-5 der US-Charts. Schon zu Beginn tourte er auch in Deutschland, wo erstaunlicherweise mehr Männer als anderswo kamen, die gerade seinen rockigeren Rock forderten. Er spielte auch 1989 "Help" von den Beatles an der Berliner Mauer. Aber so richtig warm mit dem Heimatland der Mainzer Familie seines Vaters wurde er erst 2004.

Joe Cocker hatte ihn als Support eingeladen, Marx fühlte sich gerade "verloren", wie er erzählt, ging mit auf Tour, und erstmals versteckte er sich nicht im Hotel. Er ging in allen 22 Städten in Kirchen und Cafés, schrieb Tagebuch: "Da habe ich mich in Deutschland verliebt." Er fühle sich hier zuhause, und freut sich nun besonders, wieder hier auf Tour zu sein.

Ganz alleine auf der Bühne, "wie bei einer Party bei mir zu Hause im Wohnzimmer", erzählt er, er spielt auf Zuruf Songs, aber auch die neuen vom Rock-, Pop-, Balladen-Album "Songwriter". Auf dem hat er wieder viel mit anderen zusammen geschrieben, fünf Stücke mit seinen Söhnen Lucas und Jesse, und einen mit seinem großen Idol: Burt Bacharach. Das war eines seiner Lebensziele, sagt er. Seine Frau überredet ihn, es endlich anzugehen und ihn anzurufen. Der kalifornische Songwriter-Guru sagte ja. Rief aber einen Tag vor dem Arbeitstreffen an und bat Marx, ihm schon mal den Text zu schicken. Der bekam Panik: Er dachte, sie schreiben nur die Musik, und von der ließe er sich dann wie sonst auch zu den Lyrics inspirieren. "Beim Musikmachen brauche ich keine Hilfe, Richard", sagte Bacharach. Also dichtete Marx einen Abend lang Zeilen über seine Frau Daisy, die er spät kennen gelernt hatte, und darüber, wie schade es ist, noch so wenig Zeit zusammen zu haben. "Always" gefiel dem 94-jährigen Bacharach, und Marx gefällt die gemeinsame Ballade. "Aber das Beste daran ist für mich, dass wir übers Songwriting Freunde wurden. Es ist ein Geschenk."

Richard Marx, Mo., 19. Sep., 20 Uhr, Deutsches Theater, Kartentelefon 54818181

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