Nahverkehr um München:Weg mit den Zonen im MVV-Tarifsystem

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Fahrschein-Automaten der Bahn und des Münchner Verkehrsverbunds. (Foto: Wolfgang Maria Weber/IMAGO)

Der MVV will nach dem Ende des Neun-Euro-Tickets die Preise gehörig anziehen. Was für ein fatales Signal in Zeiten der Energiekrise. Jetzt wäre die Gelegenheit, die Ungerechtigkeit im Münchner Nahverkehr ein für alle Mal zu überwinden.

Kommentar von Martin Mühlfenzl

Was waren das für drei Monate vollkommener Glückseligkeit: Keine Menschen, die auf Bahnsteigen orientierungslos und verzweifelt auf Tarifpläne in angestaubten Schaukästen blicken, um wenigstens zu erahnen, welches Ticket für sie das richtige ist. Drei Monate, die gezeigt haben, wie einfach, günstig und attraktiv öffentlicher Personennahverkehr sein kann. Aber der Spaß war ein sehr kurzer, und ein Nachfolgemodell für das Neun-Euro-Ticket ist - noch - nicht in Sicht. Schlimmer noch: Der MVV will die Preise gehörig anziehen. Was für ein fatales Signal in Zeiten der Energiekrise.

Die Menschen im Münchner Umland hatten ja schon immer ein sehr spezielles Verhältnis zum MVV. Einerseits ist es ein beliebtes Spiel, sich über den maroden Zustand und die Unpünktlichkeit der Münchner S-Bahn zu beklagen. Andererseits wird diese auch geliebt, weil die Stadt mit ihr ganz in die Nähe rückt. Nur in den Verhandlungen zur jeweils neuesten Tarifreform findet diese Nähe dann stets ein Ende.

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Wenn es ums Geld geht, sind sich Landeshauptstadt und Freistaat selbst die Nächsten - die Verbundlandkreise werden von diesen beiden übermächtigen Playern regelmäßig am Nasenring durch die Manege, respektive Gesellschafterversammlung geführt. Damit muss Schluss sein. Der Gerechtigkeit muss mit einem einfachen, verständlichen, auch digitalen und vor allem einheitlichen Ticket Genüge getan werden.

Nicht nur im Landkreis München ist es politischer Konsens, dass es eine dauerhafte Nachfolgeregelung für das Neun-Euro-Ticket braucht - das ganze Land giert förmlich danach. Es muss Schluss sein mit Ringen, Zonen und Verbünden, die selbstherrlich Tarife festlegen, und das Wort Tarifreform muss endlich der Geschichte angehören. Und es ist auch sehr klar, wer ein neues, bundesweit gültiges Ticket für den ÖPNV finanzieren muss: der Bund und die Länder in einer gemeinsamen Kraftanstrengung. Da darf auch Bayern nicht außen vor bleiben.

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