Ingolstadt:Edeka bittet seine Mieter zur Kasse

Lesezeit: 1 min

Edeka ließ seinen Mietern eine Abrechnung zustellen, die sie so nicht erwartet hatten. (Foto: Patrick Seeger/dpa)

Als Eigentümer eines Ingolstädter Einkaufszentrums überrascht der Handelskonzern mit einer Heizkostenabrechnung - für volle zwei Jahrzehnte.

Glosse Von Matthias Köpf, Ingolstadt

Rein dem Namen nach könnte der Westpark in Ingolstadt zwar auch eine Grünfläche sein, aber selbstverständlich ist dieser Westpark in Wirklichkeit wieder bloß ein Einkaufszentrum, ein gutes Stück abseits des richtigen Stadtzentrums übrigens. Im Gegensatz zu jenem ist das Umfeld der Läden im Westpark aber bei Bedarf beheizt, weshalb auch die Inhaber der rund 150 Geschäfte den kommenden Heizkostenabrechnungen mit banger Erwartung entgegen sehen.

Was sie nicht erwartet hatten, ist die Abrechnung, die ihnen der Westpark-Eigentümer Edeka neulich zustellen ließ. Nachzahlung natürlich, und wenn einer nur lang genug Mieter ist im 1996 gebauten Westpark, dann gleich eine umso saftigere. Denn in 20 Jahren ist da doch einiges zusammengekommen.

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Bei einem sind es 60 000 Euro, beim anderen 90 000, je nach Mietdauer und Ladengröße. Bei Friseur Peter Treubel, der im Westpark drei Salons für unterschiedliche Zielgruppen betreibt, sind es rund 100 000 Euro. Volker Beitler soll für sein 4000 Quadratmeter großes Fitnessstudio nach eigenen Angaben sogar mehr als 1,5 Millionen Euro nachzahlen. Das Geld werde demnächst vom Konto eingezogen.

Zum Entsetzen der Mieter haben nicht nur diese Summen und der Zeitraum von zwei Jahrzehnten beigetragen, sondern auch die Tatsache, dass es in all der Zeit ja jährliche und sogar monatliche Abrechnungen gegeben hat. Die seien auch stets bezahlt worden, sagt der Geschäftsführer des Einkaufszentrums. Und klar, der Zeitpunkt sei gerade äußerst unglücklich. Aber man stelle da ja nur eine "berechtigte Forderung" für "Heizkosten, die im Laufe der Jahre entstanden sind". Die dafür geforderten Abschlagszahlungen seien leider zu gering gewesen, sagt der Geschäftsführer noch, aber warum da angesichts von 20 Jahres- und 240 Monatsabrechnungen niemand eher draufgekommen ist, kann er auch nicht recht erklären. Da habe es mehrere Gründe gegeben, auch einen Wechsel des Dienstleisters.

Rechtens ist das alles offenbar, das hat Treubel und Beitler auch ihr Anwalt gesagt. Demnach verfallen derlei Ansprüche im gewerblichen Bereich erst nach 20 Jahren. Bezahlt haben viele Mieter trotzdem noch nicht, denn dann müsste sich der Westpark nach ein paar Pleiten bald neue Ladenbetreiber suchen. Stattdessen sucht der Geschäftsführer nach eigenen Worten jetzt erst einmal das Gespräch.

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