Umwelt:Ein guter Tag für die Natur

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Umweltschutz finden alle wichtig. Aber immer bleibt die Frage: "Und wer bezahlt das alles?" (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die finanzielle Unterstützung der Bundesregierung für den weltweiten Naturschutz ist viel mehr wert als die zugesagten 1,5 Milliarden Euro pro Jahr.

Kommentar von Tina Baier

Es ist ein seltenes Ereignis, dass sich alle großen Naturschutzverbände in Deutschland bei einem Thema einig sind. Noch ungewöhnlicher ist es, dass sie wie aus einem Mund die Bundesregierung loben. Die Ankündigung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), die finanzielle Unterstützung für den weltweiten Naturschutz auf 1,5 Milliarden Euro jährlich zu erhöhen und damit mehr als zu verdoppeln, ist ein großer Schritt in die richtige Richtung.

Die Ankündigung zeigt, dass die Bundesregierung das Artensterben endlich ernst nimmt. Und sie lässt hoffen, dass die Biodiversitätskrise, die für die Menschheit mindestens genauso bedrohlich ist wie der viel präsentere Klimawandel, nicht in Vergessenheit geraten ist. In Anbetracht des Kriegs in der Ukraine und der nicht enden wollenden Pandemie ist das umso bemerkenswerter.

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Auch der Zeitpunkt der Ankündigung ist klug gewählt. In wenigen Wochen, Anfang Dezember, startet im kanadischen Montreal die Weltnaturkonferenz, auf der ein verbindliches Abkommen zum Schutz von Tieren, Pflanzen und ihren Lebensräumen verabschiedet werden soll. Umweltschützer verbanden mit dem Gipfel lange Zeit große Hoffnungen: Er sollte einen Wendepunkt markieren, von dem an die Natur nicht mehr rücksichtslos ausgebeutet, sondern pfleglich behandelt und geschützt werden sollte.

Genauso viel wert wie das Geld sind die deutlichen Worte, die Olaf Scholz gefunden hat

In den letzten Wochen und Monaten glaubten aber nur noch unverbesserliche Optimisten daran, dass das tatsächlich gelingen könnte. Die Vorverhandlungen zu dem Abkommen erwiesen sich als unendlich kompliziert und blieben schließlich in einem Sumpf aus Partikularinteressen stecken. Scholz' Finanzierungszusage hat das Potenzial, sie da wieder herauszuziehen. Denn in vielen Punkten scheiterte eine Einigung letztlich an der Frage: "Und wer bezahlt das alles?"

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Natürlich sind die von Deutschland zugesagten 1,5 Milliarden Euro jährlich nicht ausreichend, um sämtliche Umweltprobleme der Welt zu lösen. Um die Wende hin zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur zu schaffen, wären Schätzungen zufolge mehr als 700 Milliarden Euro pro Jahr nötig. Doch sie sind ein starkes Signal, das andere Industrienationen hoffentlich dazu animiert, sich ebenfalls zu bewegen und einen Teil der immensen Kosten zu übernehmen.

Genauso viel wert wie das Geld sind die deutlichen Worte, die Olaf Scholz am Rande der UN-Versammlung in New York gefunden hat. Unter anderem sprach sich der Bundeskanzler dafür aus, 30 Prozent des Planeten unter Schutz zu stellen. Der Hoffnungsschimmer wird heller.

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