Ausstellung in Moosburg:Zwischen Trostlosigkeit und Zweckoptimismus

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Hans Hartig hat diese Zeichnung 1946 im Moosburger Internierungslager gefertigt. (Foto: Stadtarchiv/oh)

Zum Abschluss der vierteiligen Reihe "Überlebenskunst" sind in der VHS unter dem Titel "Unter Verdacht" Kunstwerke zu sehen, die zwischen 1945 und 1948 im "Civilian Internment Camp No 6" entstanden sind.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Die vierteilige Ausstellungsreihe "Überlebenskunst", die der Verein Stalag Moosburg in einem Gemeinschaftsprojekt mit Stadtarchivar Wilhelm Ellböck und Kunsthistorikerin Christine Fößmeier anlässlich der 1250-Jahr-Feier der Stadt zusammengestellt hat, neigt sich dem Ende zu. Nachdem die drei vorangegangenen Teile die Schicksale von Kriegsgefangenen im ehemaligen Lager Stalag VII A anhand der dort entstandenen Kunstwerke nachvollzogen hatten, widmet sich die abschließende Ausstellung mit dem Titel "Unter Verdacht" dem späteren Internierungslager der Amerikaner, dem "Civilian Internment Camp No 6". Eine Auswahl an Werken die in der Zeit von 1945 bis 1948 dort geschaffen wurden, sind von Freitag, 30. September, bis Sonntag, 9. Oktober, in der Moosburger Volkshochschule, Stadtplatz 2, zu sehen.

Das Bild "Sehnsuchtsort Moosburg" stammt aus der Sammlung H. Pflanz. (Foto: Stadtarchiv/oh)

Die Ausstellung "Unter Verdacht" schließe gleich zwei Lücken, heißt es in der Ankündigung des Stalag-Vereins: "Sie erweitert das Wissen um die Internierungslager des Nachkriegsdeutschlands, speziell das Moosburger Civilian Internment Camp No 6, und führt darüber hinaus über Kunst und Lyrik mitten hinein in das Empfinden der Internierten." Nicht mehr Kriegsgefangene, sondern mutmaßliche deutsche Funktionsträger des Dritten Reiches waren nach der Befreiung durch die Amerikaner in dem Lager interniert. "Sie wurden nach Ende des Krieges von der amerikanischen Verwaltung im Rahmen des sogenannten automatic arrest zunächst unter dem pauschalen Verdacht festgenommen, möglicherweise an Kriegsverbrechen der Nazis beteiligt gewesen zu sein", heißt es in der Ankündigung weiter. Schuld oder Unschuld, eine moralische Einordnung der meist unbekannten Künstler sei aber weder möglich, noch Ziel der Ausstellung. In dieser geht es vielmehr darum, einen Einblick in die Situation und Gemütslage in Gefangenschaft zu gewähren, in der das Kunstschaffen ein Ventil zur Bewältigung der perspektivlosen Haftsituation dargestellt habe: "Die Lager-Ansichten schwanken dabei zwischen Trostlosigkeit und Zweckoptimismus. In den erhalten gebliebenen Porträts begegnen uns ernst blickende Menschen, die ihr Schicksal zu hinterfragen scheinen."

Der Historiker Dominik Reither liefert bei der Vernissage die geschichtlichen Hintergründe

Bei der Vernissage am Freitag um 19 Uhr in der Aula der VHS beleuchtet der Moosburger Historiker Dominik Reither die geschichtlichen Hintergründe und Verhältnisse im Internierungslager. Begleitend zur Ausstellung erscheint seine neueste Publikation "Unter Verdacht". Christine Fößmeier hinterfragt die Botschaften der im Lager zirkulierenden Lyrik. In einem VHS-Vortrag am Samstag, am 8. Oktober, um 19.30 Uhr will sie dann "Kunstwerke, die im Stalag VII A und dem nachfolgenden Internierungslager entstanden sind, solchen aus anderen Kriegsgefangenenlagern sowie sogar KZs gegenüberstellen".

Der Eintritt zu der Ausstellung ist frei. Weitere Informationen über das Projekt gibt es auf der Website des Veranstalters unter www.stalag-moosburg.de/kunst.

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