Schwabing:Kirche plant Wohnungen für Studierende

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An der Ecke Leopoldstraße/Hörwarthstraße will die katholische Kirche ein Gebäude mit Wohnungen für Studierende errichten. (Foto: Florian Peljak)

Das geplante Gebäude an der Leopoldstraße soll nach dem Willen der Stadtgestaltungskommission einen kleinen belebten Vorplatz bekommen.

Von Sebastian Krass und Ulrike Steinbacher

Dichter und höher bauen - diesem Münchner Trend folgt auch die katholische Kirche. Es geht um die langfristige Umgestaltung eines gut 8000 Quadratmeter großen Grundstücks an der Ecke Leopoldstraße/Hörwarthstraße in Schwabing. Wo derzeit noch in einem dreigeschossigen Gebäude der Möbelhändler Designfunktion sitzt, soll künftig ein Komplex mit Schwerpunkt Wohnen für Studierende entstehen.

Am Dienstagabend war das Projekt Thema in der Stadtgestaltungskommission, die die Stadt zu bedeutenden Bauvorhaben berät. Zuvor hatte der Bauherr, die Erzbischöfliche Finanzkammer, bei der Lokalbaukommission (LBK) einen Antrag auf Vorbescheid für die Grundstücke Leopoldstraße 115 bis 121 und Hörwarthstraße 1 bis 6 gestellt, um zu eruieren, ob das Vorhaben grundsätzlich zulässig ist. Insgesamt könnten 80 bis 110 geförderte Wohnungen entstehen. Es geht bei dem Bauprojekt auch um die Sanierung des kirchlichen Areals an der Hörwarthstraße, etwa des Dachs und der Heizungsanlage.

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Die Kirche Maria vom Guten Rat wurde 1957 geweiht und ist denkmalgeschützt. Zu ihr gehören ein frei stehender Glockenturm und ein Kloster der Augustiner-Eremiten, in den Sechzigerjahren kamen Pfarrheim und Kindergarten dazu. Als die Augustiner das Kloster 1994 aufgaben, übernahm das Erzbischöfliche Ordinariat die Anlage.

Die Stadt müsste Abweichungen vom Bebauungsplan genehmigen

Die LBK brachte das Bauvorhaben wegen der prominenten Lage an der Leopoldstraße und der Nachbarschaft zum Denkmal in die Stadtgestaltungskommission. Zudem müsste die Stadt Abweichungen vom dort geltenden Bebauungsplan genehmigen, um das Wohnprojekt zu ermöglichen - auch dafür kann ein Votum der Kommission wichtig sein.

Der geplante Neubau befindet sich noch in einer frühen Planungsphase. Offen ist etwa die Frage, ob das von Designfunktion genutzte Gebäude an der Leopoldstraße 121 erhalten und aufgestockt werden kann oder ob es abgerissen werden muss. In den Plänen, die das Münchner Büro Kiessler Architekten erstellt hat, ist zudem das Nachbargrundstück (Hausnummer 115 bis 119) einbezogen. Dort steht Schwabings ältester Übernachtungsbetrieb: das Hotel Leopold, zu dem ein markanter, fast 100 Jahre alter Bau mit Garten und Rückgebäude gehört. 1953 fand dort die erste Versammlung der Anonymen Alkoholiker in Deutschland statt.

Ein Modell des geplanten Wohngebäudes an der Leopoldstraße, in der Version mit einem Knick in der Fassade. (Foto: Kiessler Architekten GmbH)

In der Debatte der Stadtgestaltungskommission ging es vor allem um die Frage, ob der neue Baukörper - wie derzeit auch - etwas zurückspringen und einen kleinen Vorplatz freigeben soll oder ob er sich in einer geraden Linie an der Leopoldstraße entlangziehen soll. Stadtheimatpfleger Bernhard Landbrecht sprach sich "deutlich" für die gerade Lösung aus, weil sie "den Raum der Leopoldstraße betont", ebenso wie die dahinter liegende Kirche und das Klostergeviert in ihrer Eigenständigkeit.

Eine breite Mehrheit der Kommission war dann allerdings für die Variante, die mit einem Knick von der Straße zurücktritt. "Ich finde so eine kleine Zäsur legitim", sagte etwa der Architekt Peter Brückner. Die Landschaftsarchitektin Doris Grabner sieht in dem Vorplatz ein "Angebot, den öffentlichen Raum zu nutzen". In ihrem Votum empfahl die Kommission den Architekten und Bauherren, mit der Knick-Variante weiterzuarbeiten. Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn etwa auch die Fassade ausgearbeitet ist, soll das Projekt noch einmal der Kommission vorgestellt werden.

Eine Frage stellt sich noch: Was wird aus dem Hotel Leopold? Es solle auf jeden Fall ein Hotel bleiben, sagt Stefan Memminger von der Eigentümerfamilie. Man habe keineswegs vor, zu schließen oder gar abzureißen, sei vielmehr "ein richtiger alter Familienbetrieb" mit vielen Stammgästen. Das Umgestaltungsprojekt sei mehr eine Art Rückversicherung, falls es ganz schlimm kommen sollte in der Hotellerie. Aber man halte ein Gesamtkonzept für das Karree für sinnvoll, also habe man zugestimmt, als die kirchlichen Nachbarn wegen einer gemeinsamen Planung anfragten.

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