SZ-Kolumne "Mitten in ...":Mein Feind, das Lastenrad

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Kölner Kinder plaudern aus, wie ihre Mütter und Väter hinterm Elterntaxi-Steuer über andere Formen des Nachwuchstransports fluchen. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Köln

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Das Mama- respektive Omitaxi in Köln hat drei Räder und wird akkubetrieben. Lastenräder von einem holländischen Hersteller, bevorzugt mit einer stylishen Holzkiste vornedran, bevölkern die Straßen. Kölner Kinder werden damit in die Kita, Schule und zu Freizeitvergnügungen kutschiert. Das freut die Umwelt, nicht aber die Autofahrer. Deren wutentbrannten Atem spürt die Omitaxifahrerin, die mit den drei Enkeln brettlbreit die Fahrradstraße Richtung Kita einnimmt, morgens förmlich im Nacken. Vorbei kommt das Auto trotzdem nicht. Vermutlich gehören die Eltern jener Kinder, die am Nachmittag im Römerpark spielen, eher der Autofraktion an. Man kann sich denken, was Mama oder Papa hinter dem Steuer schimpfen, wenn ein Lastenrad die Straße blockiert. Fröhlich zeigen die Kleinen auf das Gefährt und rufen "Scheißding, Scheißding". Karin Kampwerth

Mitten in ... Montauk

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Die Hamptons sind berühmt dafür, die Strandregion der superreichen New Yorker zu sein. Wenn man bis zum Ende fährt, kommt man nach Montauk, und alles wird ein bisschen hippiemäßig, auch weil am Wochenende in fast jeder Kneipe Livemusik gespielt wird. In einer tobt eine kleine Rockband vor sich hin, als ob es darum geht, ein Stadion in Ekstase zu versetzen und nicht 30 Urlauber. Der Sänger springt immer wieder auf das Verandageländer. Kann das gutgehen? Dann verliert er die Balance, macht aus dem Sturz einen waghalsigen Sprung, der mit einem Schrei endet. Dann wird es still. Der Sänger liegt auf dem Boden, und dort bleibt er auch, bis Polizei und Krankenwagen in Armeestärke eintreffen. Sie heben ihn auf eine Liege. Da reißt der Mann grinsend beide Hände zum Victory-Zeichen nach oben, und die Menge feiert ihn: War halt ein geiles Konzert! Harald Hordych

Mitten in ... Talamone

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Man kann sich leicht ausmalen, warum Giovanni Trapattoni hier gerne seine Sommer verbringt. Und warum James Bond in "Ein Quantum Trost" hier seinen Weißwein süffelt. Talamone ist ein besonders hübscher Ort mit kleiner Burg und großer Anziehungskraft. Dolce Vita in der Maremma. Entspannt nippen ein paar schick gekleidete junge Italiener auf der Piazza IV Novembre an ihren Feierabend-Drinks. Plötzlich große Unruhe, Flucht unter die Markisen der Bars. Aber warum? Am Wetter kann's nicht liegen, der Himmel so blau wie im Reiseführer. Dass es dennoch auf Straßen und Markisen plätschert wie bei einem Platzregen, hat einen anderen Grund. Hunderte Vögel flattern minutenlang über die Piazza, bevor sie sich in einem Baum zum polyfonen Gezwitscher versammeln. Nicht ohne vorher ihr Geschäft erledigt zu haben. Bernhard Blöchl

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