Städtepartnerschaft:Lederhosen und Mimosen

Städtepartnerschaft: Verbindung mit Herz: Franzosen aus Mandelieu-La Napoule mit Wiesn-Herzen als Freundschaftsgeschenk.

Verbindung mit Herz: Franzosen aus Mandelieu-La Napoule mit Wiesn-Herzen als Freundschaftsgeschenk.

(Foto: Claus Schunk)

Ottobrunn pflegt seit 25 Jahren eine Freundschaft mit der französischen Gemeinde Mandelieu-La Napoule. Ein Jugendaustausch soll neuen Schwung in die Beziehung bringen.

Von Daniela Bode, Ottobrunn

Was mit einem Brief aus Frankreich begann, ist bis heute ein institutionalisierter kultureller Austausch: 1995 erhielt Ottobrunns Bürgermeisterin Sabine Kudera (SPD) Post von Henri Leroy, damals Bürgermeister der Gemeinde Mandelieu-La Napoule westlich von Cannes an der Côte d'Azur. Ob sich die beiden Städte nicht annähern wollten, schlug der Maire in dem Brief vor, aus dem die seinerzeitige Ottobrunner Partnerschaftsreferentin Thilde Schmitz vorliest. Die zwei Gemeinden verband vor allem, dass sie beide Standorte bedeutender Unternehmen der Luft- und Raumfahrt waren, nämlich der Firmen Alcatel Space und Dasa. Und so besiegelten die beiden Gemeinden am 3. Oktober 1997 ihre Freundschaft mit einem Vertrag im Rathaus in Mandelieu-La Napoule. Die Unterzeichnung des Abkommens, zu der auch 44 Ottobrunnerinnen und Ottobrunner anreisten, jährt sich zum 25. Mal und wird an diesem Wochenende gefeiert.

Die Kommunen konnten zwar nicht wie gedacht die Zusammenarbeit der ansässigen Unternehmen fördern; doch der industrielle Aspekte bildete, wie Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) einmal im Gemeindemagazin schrieb, lediglich einen Aufhänger "und weiß Gott nicht die einzige Rechtfertigung für die Freund- und Partnerschaft". Tatsächlich pflegen beide Orte einen regen Austausch. Bis 2008 beeinflusste auf Seiten Ottobrunns vor allem Thilde Schmitz von der Bürgervereinigung Ottobrunn die Geschicke des Bündnisses, heute hat die CSU-Gemeinderätin Andrea Seeböck das Amt der Partnerschaftsreferentin inne.

Schmitz war bereits für die beiden anderen Partnergemeinden Ottobrunns, Nauplia in Griechenland und Margreid im italienischen Südtirol, zuständig gewesen. Also organisierte sie auch gegenseitige Besuche nach Frankreich, überlegte sich das Programm für die Gäste und pflegte Kontakte. Stets unterstützt von ihrem Mann Herbert, der, wie sie sagt, viel besser Französisch spricht und oft übersetzte.

Städtepartnerschaft: Eine Abordnung aus Ottobrunn nahm 2017 am Umzug zum Mimosenfest in Mandelieu-La Napoule teil.

Eine Abordnung aus Ottobrunn nahm 2017 am Umzug zum Mimosenfest in Mandelieu-La Napoule teil.

(Foto: privat)

Daneben bemühte sich auch der Freundeskreis der Partnergemeinden Ottobrunns, der für alle drei Partnergemeinden zuständig ist, um den kulturellen Austausch mit Frankreich. Was lange als lockerer Verbund gut funktionierte, ist seit 2019 ein Verein. Der neue Vorsitzende Hans-Günter Paul hatte die Änderung vorangetrieben. Ihm war es wichtig, dass der Freundeskreis ein eigenes Konto bekommt, auch eine klare Aufgabenteilung war ihm ein Anliegen. "Wir haben auch eine Haftpflichtversicherung", sagt er, das fand er wegen des Jugendaustauschs wichtig, der wegen Corona allerdings ins Stocken geraten ist.

Im Lauf der Jahre gab es viele Besuche und Gegenbesuche der Ottobrunner und ihrer Freunde aus Mandelieu-La Napoule. "Wir verstehen uns fantastisch, es sind auch viele gute Freundschaften entstanden", sagt Paul. Er sieht die Partnerschaft als einen "kleinen Beitrag zur Integration Europas". Einer der Höhepunkte dürfte im Februar 2017 gewesen sein, als eine 93-köpfige Delegation aus Ottobrunn die französische Partnergemeinde zum Mimosenfest besuchte, um das 20-jährige Bestehen der Freundschaft zu begehen. Das Mimosenfest findet jedes Jahr statt und taucht die Gemeinde in ein gelbes Blütenmeer. Beim Festumzug gingen auch Ottobrunner Gäste mit, unter anderem Mitglieder des Freundeskreises, Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Ottobrunn und des örtlichen Burschenvereins. Im September 2017 kamen mehr als 50 Gäste aus der Partnergemeinde nach Ottobrunn zum Gegenbesuch.

Städtepartnerschaft: Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (links) und sein französischer Amtskollege Sébastien Leroy haben die Freundschaft mit einem Eintrag ins Goldene Buch bekräftigt.

Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (links) und sein französischer Amtskollege Sébastien Leroy haben die Freundschaft mit einem Eintrag ins Goldene Buch bekräftigt.

(Foto: Claus Schunk)

Anlässlich des jetzigen Jubiläums waren wieder 24 Gäste aus der Partnergemeinde in Ottobrunn zu Besuch, unter ihnen der aktuelle Bürgermeister Sébastien Leroy, ein Neffe des früheren Rathauschefs, Mitglieder des Gemeinderats und des dortigen Partnerschaftsvereins. Bei einem Festakt schrieben Leroy und Loderer ins Goldene Buch der Gemeinde Ottobrunn und bekräftigten ihre Absicht, ihre Freundschaft und Partnerschaft weiterzuentwickeln. Im Juni war bereits eine Ottobrunner Gruppe in Südfrankreich zu Besuch gewesen.

Auch der Jugendaustausch zwischen den Partnergemeinden soll laut Paul wieder aufgenommen und fest etabliert werden. 2019 hatten zuletzt junge Leute aus Ottobrunn die Partnergemeinde besucht, wegen der Pandemie hatte es aber keine Fortsetzung gegeben. Thilde Schmitz freut das, zumal sie viel Herzblut in die Partnerschaft gesteckt hatte: "Ich finde es sehr wichtig, dass es mit den jungen Leuten weitergeht, sie sind ja die Zukunft."

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