Georg-Scherer-Halle:36 Millionen Euro für neue Sporthalle

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Einst Spielstätte großer Volleyball-Erfolge, jetzt abbruchreif: die Georg-Scherer-Halle. (Foto: Toni Heigl)

Die Stadt will den Volleyballern des ASV Dachau eine neue sportliche Heimat bauen und dafür sagenhafte 36 Millionen ausgeben. Doch die große Frage ist: Wie soll das finanziert werden?

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Die Volleyballer des ASV Dachau sind zurück in der zweiten Bundesliga. Am Wochenende zeigten sie, dass mit dem traditionsreichen Verein in Zukunft zu rechnen ist. Die Aufsteiger gewannen ihr zweites Saisonspiel gegen die TV/DJK Hammelburg mit 3:1 und rangieren nun im oberen Tabellenmittelfeld. Ehrgeizige ASV-Verantwortliche träumen mittelfristig schon vom Aufstieg in die erste Liga. Wäre da nicht ein großes Problem, das diesem Ziel aktuell entgegensteht: die Georg-Scherer-Halle, wo der ASV seine Heimspiele austrägt, ist alles andere als bundesligatauglich.

In der Sporthalle, die vor einem halben Jahrhundert gebaut wurde, erlebte der ASV in den Neunzigern seine erfolgreichste Zeit der Vereinsgeschichte: Zweimal deutscher Meister, Pokalsieger, Champions-League-Finalist. Doch daran erinnern heute in der Georg-Scherer-Halle höchstens verstaubte Pokale in den Vitrinen. Die Dreifachhalle, welche auch die Grund- und Mittelschule Dachau-Süd für den Sportunterricht nutzt, ist in einem so elenden Zustand, dass der Betrieb nur noch unter Auflagen und ständigem Mitteleinsatz der Stadt und des Vereins möglich ist. Die Mängelliste ist schier endlos: Das Dach undicht, die Technik und der Brandschutz veraltet, die Lüftung eine Katastrophe. Sportreferent Günter Dietz (CSU) sagt: "Die Halle ist am Ende."

"Eine normale Schulturnhalle ist für einen Verein mit 4000 Mitgliedern kein Thema"

Seit 2012 ist klar, dass eine Sanierung der Scherer-Halle zwecklos ist. Die komplizierten Planungen für einen Neubau laufen seit Jahren und waren immer wieder Gegenstand heftiger politischer Debatten. Jetzt hat ein Architektenbüro den Stadträten im Haupt- und Finanzausschuss im Rahmen einer Machbarkeitsstudie mögliche Varianten für den Neubau vorgestellt: eine reine Schulsporthalle mit einer Tribüne für maximal 199 Menschen (Kosten: rund 10 Millionen Euro), eine zweitligataugliche Dreifeldhalle samt Tribüne für 1500 Menschen und Räumen für den Breitensport (36 Millionen Euro) sowie eine erstligataugliche Halle inklusive einer Tribüne für 2500 Menschen und Räume für den Breitensport (45 Millionen Euro).

Sportreferent Dietz, Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) sowie Vertreter der Verwaltung und der ASV-Spitze hatten sich im Vorfeld in einer Arbeitsgruppe mit den verschiedenen Varianten befasst. "Eine normale Schulturnhalle ist für einen Verein mit 4000 Mitgliedern kein Thema", sagte Dietz im Ausschuss. Er machte sich daher für die zweite Variante stark. 36 Millionen Euro seien "wahnsinnig viel Geld". Aber wenn man die Halle neu baue, dann sollte diese für den Verein und die Dachauer in Zukunft "was Gescheites" sein. So sahen das auch die anderen Stadträte im Haupt- und Finanzausschuss. Einstimmig sprachen sie sich für die Variante Nummer zwei aus.

Große Fragen stehen im Raum

Der Beschluss ist ein Zeichen, dass die Stadt dem ASV auch in Zukunft eine sportliche Heimat geben will. Gleichwohl stehen weiterhin gewaltige Fragen im Raum, auf die es nun Antworten zu finden gilt. Erstens: Wie will die Stadt als Bauherr die 36 Millionen Euro aufbringen?

Um die städtischen Finanzen steht es schlecht. Rücklagen fehlen. Ende vergangenen Jahres rangen Fraktionen und Verwaltung darum, überhaupt einen genehmigungsfähigen Haushalt aufstellen zu können. Große und teure Projekte wie die Rathauserweiterung wurden schon 2020 auf Eis gelegt. Im vergangenen Jahr machte die Rechtsaufsichtsbehörde der Stadt klar, dass die Aufnahme weiterer Kredite nur für die Erfüllung von gesetzlichen Pflichtaufgaben oder für notwendige Verkehrssicherungsmaßnahmen genehmigt werde. Zu den Pflichtaufgaben einer Kommune zählen der Bau und Unterhalt von Kitas und Schulen sowie die Daseinsvorsorge, darunter Abwasser oder Personalamtswesen.

"Woher nehmen wir das Geld für die Halle?"

Da die neue Georg-Scherer-Halle auch für den Schulsport genutzt werde, rechnet die Stadt mit einer staatlichen Förderung von bis zu 3,7 Millionen Euro. Bleiben noch mehr als 32 Millionen übrig. "Woher nehmen wir das Geld für die Halle?", fragte Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU) jetzt im Ausschuss. Schließlich würden die Bürger bei solchen Beschlüssen auch erwarten, "dass wir sie umsetzen". Kämmerer Thomas Ernst verwies darauf, dass über den Bauetat im Oktober beraten werde. Dort werde man "Abwägungsentscheidungen" treffen müssen.

Neben der Finanzierung gibt es noch eine zweite Hürde für einen Neubau: Damit die Halle während der Bauzeit nicht komplett ausfällt, soll die neue Scherer-Halle an anderer Stelle auf dem ASV-Gelände errichtet werden - nämlich dort, wo sich derzeit die ebenfalls sanierungsbedürftige Eislauffläche befindet. Der Plan, der im Stadtrat lang diskutiert und 2017 beschlossen wurde, der aber seitdem kaum vorangekommen ist, sieht deshalb vor, dass zuerst eine neue Eis-Arena im Süden des ASV-Geländes errichtet wird, dann die alte Eisfläche abgerissen wird, damit dort die neue Scherer-Halle entstehen kann. Eine Koppelung der beiden Vorhaben also, die sich als große Bremse erweisen dürfte. Schließlich haben die Stadträte vor zwei Jahren aus Kostengründe den Bau der Eishalle auf Eis gelegt.

"Für mich ist da nichts mehr gekoppelt."

Die Stadträte Jürgen Seidl (FDP) und Markus Erhorn (FWD) sprachen sich im Ausschuss nun erneut dafür aus, den Bau der Scherer-Halle vom Bau der Eishalle zu entkoppeln. Hartmann hatte seine Position schon im vergangenen Jahr im SZ-Interview klar gemacht: "Ein Eisstadion wird in den nächsten Jahren nicht kommen. Für mich ist da nichts mehr gekoppelt." Jetzt sagte Hartmann, dass der Verwaltung ein Antrag zu diesem Thema vorliege. Diesen werde man bei den Haushaltsberatungen berücksichtigen.

Hartmann informierte im Ausschuss darüber, dass die Stadt kürzlich Post bezüglich der Georg-Scherer-Halle bekommen hat: Die Volleyball Bundesliga GmbH, die den Spielbetrieb in der ersten und zweiten Bundesliga verantwortet, habe in einem Schreiben den Stadtrat aufgefordert, bis Ende des Jahres eine Zusage für den Neubau einer bundesligatauglichen Halle zu geben, erzählte Hartmann sarkastisch. Er habe daraufhin bei der Volleyball Bundesliga GmbH nachgefragt, inwieweit sich diese am Neubau beteiligen könne. Die Antwort habe er erst kurz vor der Sitzung erhalten. Hartmann: "Sie können sich leider finanziell nicht beteiligen."

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