Wissenschaftliche Auszeichnung:Medizin-Nobelpreis für Evolutionsforscher Svante Pääbo

Wissenschaftliche Auszeichnung: Svante Pääbo ist Direktor und Wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie.

Svante Pääbo ist Direktor und Wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie.

(Foto: Friedrun Reinhold/dpa)

Der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin geht an den schwedischen Mediziner und Biologen Svante Pääbo. Er forscht und arbeitet in Leipzig.

Der Nobelpreis für Medizin geht in diesem Jahr an den in Leipzig forschenden Schweden Svante Pääbo für seine Erkenntnisse zur menschlichen Evolution. Das teilte das Karolinska-Institut am Montag in Stockholm mit.

Pääbo ist Direktor und Wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie. Er sequenzierte unter anderem als erster Forscher das Neandertaler-Genom. Pääbo gilt als einer der meist zitierten Forscher der Gegenwart. Er studierte an der Universität Uppsala Ägyptologie und Medizin.

Den Forschungszweig der Paläogenetik hat er selbst auf den Weg gebracht. Paläogenetiker erforschen die Genome alter Organismen und ziehen daraus Rückschlüsse auf den Verlauf der Evolution. 1984 gelang ihm als Doktorand erstmals die Klonierung der DNA einer ägyptischen Mumie. 1997 sequenzierten Pääbo und sein Team erstmals kleine Teile der DNA eines Neandertalers.

"Jeder von uns trägt etwa ein bis zwei Prozent vom Neandertaler in sich"

Das Ergebnis: Die DNA des Neandertalers unterschied sich deutlich von der heutiger Menschen, womit erwiesen war, dass Neandertaler nicht die direkten Vorfahren jetziger Menschen sind. 2010 rekonstruierte das Team eine erste Version des Genoms der Neandertaler aus Knochen. 2014 wurde diese Arbeit abgeschlossen. Pääbos Vergleiche des Neandertaler-Genoms mit dem Erbgut moderner Menschen ergaben, dass sie bei ihrem Zusammentreffen vor rund 50.000 Jahren gemeinsamen Nachwuchs gezeugt haben müssen, zu einem Zeitpunkt, als moderne Menschen Afrika verließen und nach Europa und Asien auswanderten. Die Folge: "Jeder von uns trägt etwa ein bis zwei Prozent vom Neandertaler in sich", sagt Pääbo.

2012 gelang Pääbos Team ein weiterer Durchbruch: Es entschlüsselte das Genom aus einem Knochen, den es in der Denisova-Höhle im westsibirischen Altai-Gebirge gefunden hatte, und entdeckte, dass er von einer bis dahin unbekannten Urmenschen-Gruppe stammte. Die so getauften Denisova-Menschen waren entfernt mit den Neandertalern verwandt.

Der Nobelpreis gilt als eine der höchsten Ehrungen in der Wissenschaft. Er ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen dotiert, das entspricht etwa 920 000 Euro.

Mit dem Medizin-Preis startete der Nobelpreis-Reigen. Am Dienstag und Mittwoch werden die Träger des Physik- und des Chemie-Preises benannt. Am Donnerstag und Freitag folgen die Bekanntgaben für den Literatur- und den Friedensnobelpreis. Die Reihe endet am folgenden Montag, 11. Oktober, mit dem von der schwedischen Reichsbank gestifteten sogenannten Wirtschafts-Nobelpreis.

Der Medizin-Nobelpreis wird traditionell als Erstes bekannt gegeben. Im vergangenen Jahr waren die Molekularbiologen David Julius und Ardem Patapoutian für ihre Entdeckung von Rezeptoren für Temperatur und Berührung im Körper geehrt worden.

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