Champions League gegen Tottenham:Frankfurt träumt vom goldenen Oktober

Champions League gegen Tottenham: Frankfurts Ansgar Knauff (Mitte) im Spiel gegen Union Berlin.

Frankfurts Ansgar Knauff (Mitte) im Spiel gegen Union Berlin.

(Foto: Hans-Jürgen Schmidt/Imago)

Fünf Spiele, vier Siege: Die Eintracht fühlt sich bereit für den Kracher gegen Tottenham. Der Aufschwung gründet auf einer intensiven Aussprache - und der Rückkehr zur alten Formation.

Von Frank Hellmann, Frankfurt

Es war am Montagmorgen schon wieder alles angerichtet in Frankfurt. Beim Abschlusstraining reichte der für eine Viertelstunde erlaubte Blick hinter die Sichtschutzblenden, um die Vorfreude der Protagonisten zu erspähen. Das Champions-League-Heimspiel gegen Tottenham Hotspur (Dienstag, 21 Uhr) zauberte bei der Pressekonferenz selbst dem erfahrenen Sebastian Rode wieder ein spitzbübisches Lächeln ins Gesicht, als der 31 Jahre alte Kapitän von einer "total geilen Stimmung" und mächtig viel "Gänsehaut" schwärmte.

Gastspiele des Dritten der Premier League sind eben nicht Alltag, sondern Meilensteine in der Evolution des hessischen Bundesligisten - und die Chancen stehen nicht schlecht, dass das zweite Heimspiel in der Königsklasse im Stadtwald nicht so freudlos endet wie die Premiere gegen Sporting Lissabon (0:3).

Nach dem Heimsieg gegen den bis dato ungeschlagenen Tabellenführer Union Berlin (2:0) hat die Eintracht vier der vergangenen fünf Bundesligaspiele gewonnen, zwischendrin auch das von üblen Ausschreitungen überschattete Champions-League-Auswärtsspiel bei Olympique Marseille (1:0) siegreich gestaltet. Frankfurt träumt von einem goldenen Oktober, die Launen des Spätsommers sind abgelegt. Alles wirkt viel gefestigter, besser abgestimmt. "Wir haben unser Spiel gefunden. Mit dieser hohen Intensität können wir gegen jede Mannschaft gewinnen", findet Ansgar Knauff, vom Europa-Verband Uefa in der triumphal verlaufenen Europa-League-Saison 2021/22 zum besten Nachwuchsspieler gekürt.

Der 20-Jährige ist auf der rechten Außenbahn wieder mit allen Freiheiten ausgestattet, seitdem Trainer Oliver Glasner das Vorhaben abgebrochen hat, dem Team die von ihm präferierte Viererkette überzustülpen. Der Österreicher muss einsehen, dass seine Spieler offenbar mit dem von Vorgänger Adi Hütter implantierten Grundmuster samt Dreier-Abwehr besser zurechtkommen. Glasner, 48, gab zu, dass es zwischendrin nach der Heimniederlage gegen den VfL Wolfsburg (0:1) zu einer grundsätzlichen Aussprache gekommen war. Alles sei aber konstruktiv verlaufen: So wie man sich jetzt nach dem Union-Spiel nicht drei Tage in den Armen gelegen habe, "haben wir nicht drei Tage aufeinander eingeschlagen".

Mario Götze fällt gegen Tottenham verletzungsbedingt aus

Das Ergebnis der Unterredung: Makoto Hasebe, inzwischen stolze 38 Jahre alt, bildet seitdem wieder das zentrale Glied der Abwehr und vermittelt seinen 15 Jahre jüngeren Nebenleuten Tuta und Evan Ndicka deutlich mehr Halt. Eine Lobrede auf den unverwüstlichen Japaner als alterslosen Frankfurter Fixpunkt war insofern vom Eintracht-Coach am Tag der Deutschen Einheit durchaus angebracht: "Makoto ist als Spieler und Mensch außergewöhnlich. Ich habe das Glück, dass ich ihn noch kennenlernen durfte. Er ist ein positives Phänomen." Und weil die Crunchtime ja jetzt erst beginne, müsse der Alterspräsident der Bundesliga auch noch nicht geschont werden.

Sowieso immer spielt Kevin Trapp, 32, für Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche aktuell "der beste Torwart" des Landes. Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich der gegen Union erneut bärenstarke Schlussmann zumindest einen Einsatz in den Länderspielen gegen Ungarn oder England erhofft hatte. Man müsse sich aber "nirgendwo reinreden", meinte Trapp.

Der ist auch deswegen als verlässlicher Rückhalt so gefragt, weil sich in der neuen alten Grundordnung beide Frankfurter Flügelspieler permanent nach vorne orientieren, und so wie rechts Knauff überzeugte nun links erstmals Leihgabe Luca Pellegrini, der im Zuge des Verkaufs von Filip Kostic an Juventus Turin gekommen war.

Vorne wiederum bringen sie den Ball dann oft zu Randal Kolo Muani, der vor dem direkten Duell mit Englands Rekordtorjäger Harry Kane in Topform geschlüpft ist. Dass der mit übermäßig viel Talent ausgestattete Franzose, 23, wegen einer gelb-roten Karte im nächsten Bundesligaspiel beim VfL Bochum passen muss, kann fürs Rückspiel in London (12. Oktober) nicht schaden.

Zudem erfreut sich Trainer Glasner gerade sehr an seinen Instinktfußballern, dem flinken Jesper Lindström, dem filigranen Daichi Kamada und auch an Mario Götze, die allesamt gegen Union enorm viel angeboten hätten, wie der Eintracht-Coach herausstrich.

Götze allerdings, Schütze des Führungstores gegen die Berliner, fällt nun verletzt aus; ihn plagen zu große Schmerzen im Sprunggelenk, sagte Glasner. "Es ist schade, dass uns Marios Qualität und Erfahrung fehlt. Aber wir haben genügend Qualität, dass wir das kompensieren können." Ob das auch reicht, um auf Europas großer Fußballbühne gegen ein Kaliber wie Tottenham Hotspur zu bestehen, muss sich freilich noch zeigen.

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