Konzerte & Performance:Schmerzensreich

Die Boxer Mandela Osborn und Floris Roltsch kämpfen im Boxwerk zu klassischer Musik. (Foto: Max Ott)

Das junge Münchner Hidalgo-Festival 2022 startet in seine zweite Etappe. Bis 29. Oktober lässt es Klassik-Musiker in den Boxring steigen und bürstet sämtliche Traditionen gegen den Strich.

Von Susanne Hermanski

Der spanische Hidalgo ist ein Draufgänger, ein Freigeist. In München leiht er seinen Namen seit fünf Jahren einem denkbar unkonventionellen Klassik-Festival, das unter der Schirmherrschaft von Christian Gerhaher steht. In diesem Jahr hat es sich das Motto "Klassik upcycled" verliehen. Die Veranstalter geben verwegene Parolen aus: "Hereinspaziert in die Werkstatt der abgelagerten Töne! Wir polieren die Dreiklänge und flexen die Koloraturen. Wir schrauben Licht- und Klangkunst dran, packen Sport und Politik und Mut und Wut drauf und schauen uns das gute Stück im Schwarzlicht an."

Die spartenübergreifenden (Konzert-)Formate des Festivals tragen Titel wie "Song & Slam" und "Loop of Love". Dafür geht es in allerlei Locations wie das Maschinenhaus und den Container-Club "Bahnwärter Thiel". Zudem wird ein Duo-Gesangswettbewerb in der Trafohalle des Gasteig HP8 ausgetragen - genauer: ein Song-Battle im K.-o.-System mit Publikumsjury.

Im Box-Salon: Sopranistin Andromahi Rapis. (Foto: Max Ott)

Der künstlerische Leiter des Festivals Tom Wilmersdörffer ist Teil eines Kollektivs. Im seinem "Box-Salon", um ein Beispiel für die wild-unterhaltsamen Formate zu geben, präsentieren die Sopranistin Andromahi Rapis und die Pianistin Rebeka Stojkoska Lieder von John Dowland und Kurt Weill, während im Ring gekämpft wird. Die Intention der Sache beschrieb der österreichische Radiosender A3 Kultur so schön: "Stimmlich und mimisch körperlich spürbar eintauchen in diesen Schmerz, der einem widerfährt, wenn man verlassen und voller Trauer am Boden liegt" und dann doch "wieder hoffnungsvoll und am Ende mit Narben" aufsteht.

Hidalgo Festival bis 29. Oktober, hidalgofestival.de

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