SZ-Kolumne "Mitten in ...":Käpt'n Charming

Eine SZ-Redakteurin verheddert sich bei einem Segeltörn in Kroatien mit ihrem Boot in fremden Tauen. Hilfe kommt ausgerechnet von einem vermeintlichen Schnösel. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Poreč

SZ-Kolumne "Mitten in ...": Illustration: Marc Herold

Illustration: Marc Herold

Segeltörn in Kroatien, beim Ablegen in Poreč heftiger Wind und wenig Platz. Eh wir uns versehen, hängt das Schiff quer in den Mooringleinen der gegenüberliegenden Motorboote. Was tun? Da taucht einer dieser Dickschiff-Kapitäne an Deck auf, nackter Oberkörper, sonnengebräunt, schulterlanges Haar. In breitem Wienerisch beruhigt er die Lage: "Bloß kaan Stress." Eine lange Leine wäre die Lösung, um uns rauszuziehen, die haben wir aber nicht. Da winkt von gegenüber ein Italiener mit extralangem Tauwerk. Wie kriegen wir das an Bord? "Woarts, i spring eini", ruft der Österreicher, reißt sich die Shorts vom Leib und hechtet in Unterhose ins Wasser. Er bringt das eine Ende der Leine schwimmend zu unserem Schiff. Mit Manneskraft ziehen wir uns aus der Falle. Und schwören uns: Nie wieder werden wir irgendetwas über protzige Motorboote sagen. Versprochen. Martina Scherf

Mitten in ... New York

SZ-Kolumne "Mitten in ...": Illustration: Marc Herold

Illustration: Marc Herold

Die beiden mittelgroßen, mittelalten Männer mit den mittelschicken schwarzen Lederjacken laufen schon eine Weile durch Manhattan, und vor allem der New Yorker von den beiden wird das Gefühl nicht los, dass sie für 80er-Jahre-Filmdetectives gehalten werden wegen der Jacken, der Jeans, der Frisuren. Sie werden sogar von Cops gegrüßt. Dann kommen sie in Soho an eine belebte Kreuzung, mitten auf der Straße liegt ein Obdachloser, nichts geht mehr, aber niemand unternimmt etwas. Also fassen die beiden falschen Detectives den Mann unterm Arm und tragen ihn auf den Bürgersteig. Dort sagt er nicht thanks, sondern: Money! Der New Yorker sagt: No! We just helped you! Da beschimpft der Mann die beiden Helden und schlurft zurück auf die Kreuzung, um sich dort wieder hinzulegen. New York ist ein hartes Pflaster für Laien-Polizisten. Harald Hordych

Mitten in ... Aschaffenburg

SZ-Kolumne "Mitten in ...": Illustration: Marc Herold

Illustration: Marc Herold

Ich war seit einigen Stunden auf der Autobahn unterwegs und hielt mich damit wach, die Kennzeichen anderer Autos den richtigen Städten zuzuordnen. B, Berlin. HB, Bremen. EU, Euskirchen. MTK, Main-Taunus-Kreis. HSK, Hochsauerlandkreis. A ... hm. A? Ich grübelte. Konnte doch nicht so schwer sein. Aschaffenburg? Da war ich gerade dran vorbeigefahren. Aber die Stadt ist zu klein für einen einzigen Buchstaben. Aachen? Hat AC, das wusste ich. Ahlen? Aalen? Aurich? Ich kam und kam nicht drauf. Bis es mir endlich, nach bestimmt einer halben Stunde Nachdenken, doch noch einfiel. A wie Augsburg - wo ich mal anderthalb Jahre gewohnt und danach das Kennzeichen trotz Umzugs behalten habe. Bis heute. Anderthalb Jahre waren für mein Gedächtnis wohl zu wenig. A wie Augsburg also - und wie das Kennzeichen auf meinem eigenen Auto. Marc Schürmann

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