Bürgerversammlung Neubiberg:Sorge vor zu vielen Geflüchteten

Bürgerversammlung Neubiberg: Auf der alten Landebahn im Landschaftspark zwischen Neubiberg und Unterhaching werden gerade die Containerunterkünfte für Flüchtlinge aus der Ukraine aufgestellt.

Auf der alten Landebahn im Landschaftspark zwischen Neubiberg und Unterhaching werden gerade die Containerunterkünfte für Flüchtlinge aus der Ukraine aufgestellt.

(Foto: Claus Schunk)

Auf der alten Landebahn kommen demnächst 432 Menschen aus der Ukraine unter, schon jetzt fürchten Eltern eine Überlastung der Schulklassen. Landrat Göbel und Bürgermeister Pardeller versprechen eine faire Verteilung.

Von Daniela Bode, Neubiberg

Anfangs war die Hilfsbereitschaft groß, doch jetzt mischen sich immer öfter sorgenvolle Töne in die Debatte über ukrainische Kriegsflüchtlinge. So auch am Donnerstagabend auf der Bürgerversammlung in Neubiberg, wo Eltern die Sorge äußerte, die Grundschulen könnten durch die Aufnahme zu vieler geflüchteter Kinder überlastet werden. Er habe ein Kind in der zweiten Klasse, sagte ein Anwohner aus der Pappelstraße, in dieser Klasse werde auch ein Kind aus der Ukraine unterrichtet, das so gut wie kein Deutsch spreche. "Das verlangsamt schon heute, mit nur einem Kind, den normalen Unterricht", schilderte der Vater und fragte, ob es eine maximale Zahl an Kindern gebe, die eine Klasse aufnehmen müsse.

Landrat Christoph Göbel (CSU) beruhigte: Eltern könnten sicher sein, dass der Landkreis und die Gemeinde das Thema ernst nähmen. Schon zu Beginn der Veranstaltung, zu der nur etwa 30 Zuhörer in die Aula der Grundschule gekommen waren und die im Schnitt 20 weitere Bürger per Live-Stream von zuhause aus verfolgten, hatte Göbel betont: "Wir werden in Zusammenarbeit mit dem Schulamt sorgsam darauf achten, dass nirgendwo eine Überforderung auftritt." Er sagte das besonders vor dem Hintergrund, dass in Neubiberg auf der alten Landebahn eine Containeranlage für bis zu 432 Geflüchtete aus der Ukraine - es dürften vor allem Frauen und Kinder kommen - errichtet wird. Laut Landrat ist geplant, die ukrainischen Schüler auch Schulen außerhalb des Sprengels zuzuteilen.

Bürgermeister Thomas Pardeller (CSU) sagte, auch er hätte Willkommensklassen wie an den weiterführenden Schulen besser gefunden, das Kultusministerium habe aber anders entschieden. Die Gemeinde werde aber mit Geld und Logistik helfen. So habe man etwa bereits die Jugendsozialarbeit an der Schule aufgestockt. Auch würden Ehrenamtliche unterstützen. Sowohl Mitglieder des Helferkreises Asyl als auch über das Seniorenzentrum akquirierte Senioren würden Kindern an beiden Grundschulen beispielsweise beim Lesen helfen. Pardeller zeigte sich bei Bedarf auch für weitere Arbeitsgemeinschaften offen. "Wir sind zu vielem bereit, aber es wird eine Herausforderung." Er appellierte an die Bürger, zusammenzustehen. Das sei auch eine "moralische Verpflichtung". Wie viele Kinder letztlich nach Neubiberg kommen werden, konnten weder Pardeller noch Göbel vorhersagen. Neben der Aufnahme von Schülern werde in jedem Fall aber auch die Integration von Kindern im Kindergartenalter eine Herausforderung angesichts des Erziehermangels.

"Die Zeiten, dass Grundschüler mittags nach Hause gehen, sind vorbei"

Die ersten Geflüchteten werden wohl Ende November in die Wohnanlage auf der Landebahn einziehen können, deren Nutzung auf zwei Jahre angelegt ist. Die Container stehen mittlerweile. Laut Bürgermeister wird es eine Security- und eine Sanitätsstation geben, auch der Helferkreis wird sich an Ort und Stelle um die Menschen kümmern. Pardeller dankte bei der Gelegenheit, wie zuvor Landrat Göbel, dem Helferkreis für dessen "wahnsinnig tolle Arbeit". Beide dankten auch den vielen Menschen, die in Neubiberg privat ukrainische Geflüchtete aufgenommen haben. Göbel beziffert die Zahl der Menschen, die aus der Ukraine im Landkreis untergekommen sind, aktuell auf 3000 bis 4000. In Neubiberg sind es - noch - 89, es waren aber auch schon einmal 180. Neben Schutzsuchenden aus der Ukraine leben weitere 3000 Flüchtlinge aus anderen Ländern im Landkreis, viele von ihnen seit Jahren in Flüchtlingsunterkünften.

Wie bei Bürgerversammlungen üblich hatte der Rathauschef von vielen Projekten in der Gemeinde zu berichten. So hob er etwa hervor, dass bei Sanierung und Erweiterung des Rathauses alles zeitlich nach Plan laufe. Beim Thema Nachmittagsbetreuung für Grundschüler sprach Pardeller von einem großen Bedarf. An der Grundschule in Neubiberg nutzten 79 Prozent der Schüler das Angebot, an der Grundschule Unterbiberg sogar 99 Prozent. "Die Zeiten, dass Grundschüler mittags nach Hause gehen, sind vorbei", sagte der Bürgermeister.

Auch die vielen Aktivitäten der Gemeinde für den Klimaschutz sprach Pardeller an. Er verwies auf das Klimaschutzförderprogramm, das von 250 000 Euro deutlich auf 450 000 Euro aufgestockt wurde. Die Straßenlaternen am Ort sollen zudem 2023 auf LED umgestellt werden, dadurch werde viel Energie eingespart.

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