Energiepreise und Inflation:Wenn das Leguan-Leben zu teuer wird

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Das grüne Leguan-Männchen "Leopold" lebt seit dem Frühjahr in der Reptilienauffangstation. (Foto: Auffangstation für Reptilien)

Mit den steigenden Preisen wird auch das Halten von Haustieren immer kostspieliger. Besonders Besitzer von exotischen Tieren wollen diese schnell loswerden - doch so einfach ist das nicht.

Von Daniel Thoma

Leguane mögen es warm. Wer eines dieser Reptilien zu Hause halten möchte, braucht daher ein Terrarium mit einer Grundtemperatur von 30 bis 35 Grad. Die richtige Beleuchtung braucht es auch, damit der Leguan sich wohlfühlt. Eine solche Ausstattung kann im Jahr schonmal mehrere tausend Kilowattstunden verbrauchen. Ein teures Vergnügen, das mit den aktuellen Energiepreisen noch mal kostspieliger wird. Für viele Reptilienbesitzer ist das nicht mehr bezahlbar.

Die Auffangstation für Reptilien in München klagt akut, dass sie noch nie so viele Anfragen in so kurzer Zeit erhalten habe, Tiere von Privatpersonen aufzunehmen. "Viele fragen sich gerade, wo sie sparen können. Und das kann man nicht bei seinen Tieren tun, weil die fixe Bedürfnisse haben", sagt Vorstand Markus Baur. Die Folge: Viele Tiere werden abgegeben. Deutlich mehr als die Auffangstation aufnehmen kann.

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Baur und sein Team müssen zahlreiche Tiere abweisen, in dem Wissen, dass viele davon dann von ihren Besitzern einfach ausgesetzt werden. Baur berichtet von zwei Gürtelschweifen, einer seltenen Echsen-Art, die einfach auf der Landstraße freigelassen wurden. Einer wurde überfahren, der andere noch rechtzeitig aufgesammelt. Auch ein drei Meter langer Netzpython wurde gefunden, in einer unbeschrifteten Styroporbox. Viele versuchten auch verzweifelt, ihre Tiere im Internet zu verkaufen. "Tiere, die eigentlich super hochpreisig sind, werden da aktuell zum Schleuderpreis angeboten", sagt Baur.

Markus Baur leitet die Auffangstation. (Foto: Catherina Hess)

Zusätzlich verschärft werde die Lage in der Auffangstation auch durch die vielen Geflüchteten aus der Ukraine. Im Gebiet der ehemaligen Sowjetunion gälten exotische Haustiere als Statussymbol und seien weit verbreitet. Einige Geflüchtete kämen daher mit tierischen Begleitern nach Deutschland, die sie nicht in ihre neuen Unterkünfte mitnehmen können. Schlagzeilen machte das Weißbüscheläffchen Hilde, das im September von einer ukrainischen Familie nach München gebracht und bei Baur und seinem Team abgegeben wurde.

Aber es sind nicht nur Affen- und Reptilienbesitzer, die sich derzeit vermehrt von ihren Tieren trennen. Auch gängigere Haustiere wie Katzen und Hunden wurden in den vergangenen Monaten häufiger abgegeben als früher. "Wir müssen mittlerweile eine Warteliste führen", sagt die Pressesprecherin des Tierschutzvereins München, Kristina Berchtold. "Aktuell warten allein 70 Leute auf einen freien Platz für ihren Hund." Die Tierheime müssten im Moment stark priorisieren, welche Fälle am dringendsten seien. "Oft versuchen wir, mit den Besitzern zu reden, ob man es nicht doch noch mal versuchen möchte mit dem Tier."

Für viele ist das wegen finanzieller Probleme durch die hohe Inflation und die steigenden Energiepreise aber offenbar keine Option mehr. Hinzu kommt vom 22. November an auch noch eine neue Gebührenordnung für Tierarztpraxen. Die meisten Behandlungen sollen dann deutlich mehr kosten. Der einfache Satz für eine allgemeine Untersuchung mit Beratung steigt beispielsweise von 8,93 Euro bei einer Katze beziehungsweise 13,47 Euro bei einem Hund auf jeweils 23,62 Euro.

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