Entsorgungsproblem:Wohin mit dem Hanf?

Lesezeit: 1 min

Hanf wächst schnell, ist aber manchmal verdächtig. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ampfing bleibt nach einem mittelalterlichen Ritterschlachtspektakel auf einer Masse an Hanfpflanzen sitzen, die zur Tarnung von Bauzäunen dienten. Warum niemand das Zeug haben will.

Glosse von Matthias Köpf, Ampfing

Wo genau jetzt die echte Schlacht bei Ampfing beziehungsweise bei Mühldorf beziehungsweise bei Erharting stattgefunden hat, ist eigentlich geklärt, und zwar zuungunsten von Ampfing und Mühldorf. Ungeachtet dessen ist das mit der historisch letzten professionellen Ritterschlacht ohne Feuerwaffen heuer genau 700 Jahre her, und das daran erinnernde Laienritterspektakel " 1322 - Die Schlacht von Ampfing" ist inzwischen auch schon wieder seit ein paar Wochen vorbei. Die Sache war beide Male ein großer Erfolg - einst für Ludwig den Bayern, der damals gegen Friedrich den Schönen gewann, und jetzt für die Ampfinger, die das Stück nach 1922 und 1988 schon zum dritten Mal aufgeführt haben. Ein Problem hat die Gemeinde im Gefolge des Spektakels aber noch: Wohin mit dem Hanf?

Rein mittelaltermäßig ist Hanf ja recht authentisch. So wurden damals nicht nur Textilien und Öl aus der massenweise kultivierten Nutzpflanze gefertigt. Das Zeug soll man sich sogar auf Wunden gelegt haben, wobei sich das bei zahllosen hingemetzelten Teilnehmern der Originalschlacht leider nicht mehr wirklich gelohnt haben dürfte. Auch die mittelalterliche Großmystikerin Hildegard von Bingen, die heute als eine Art Heilpraktikerheilige gilt, wusste mit dem Hanf einiges anzufangen. Und gegen Ende des Mittelalters druckte dann ein gewisser Gutenberg seine Bibel auf Hanfpapier.

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

Die neuzeitlichen Ampfinger nutzten die schnell wachsenden Hanfpflanzen, um den ebenfalls ziemlich neuzeitlichen Bauzaun um ihr Festivalgelände zu kaschieren. Rund 100 Meter lang und zwei bis drei Meter breit ist die Plantage laut einem Bericht des Mühldorfer Anzeigers. Doch die Bauern aus der Gegend wollen den Hanf demnach nicht ernten und in ihre Biogasanlagen werfen. Offenbar ist ihnen die Menge zu klein und das Gelände noch ein bisschen zu bazig für den Einsatz größerer Maschinen.

Jetzt müssen wohl die Leute vom Bauhof das Zeug zur Grüngutsammelstelle schaffen. Denn da hat die Gemeinde Ampfing doch noch einen Fehler gemacht. Ihren Hanf könnte man schließlich nicht nur zu Stoff verarbeiten, sondern auch gut als Joint oder in der Pfeife rauchen. Hätte sie nicht gar so laut gesagt, dass das wegen des geringen Wirkstoffgehalts nichts bringt, dann wäre die Ernte längst erledigt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusFernwärme
:Wo Heizölrechnung und Gaspreis fast keine Rolle spielen

Die oberbayerische Gemeinde Reit im Winkl hat ein eigenes Fernwärmenetz, das sich in der Energiekrise auszahlt. Dabei gab es vor mehr als 20 Jahren große Widerstände gegen das Projekt. Besuch in einem Ort, der sein Glück erst allmählich versteht.

Von Matthias Köpf

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: