"Black Adam" im Kino:Heldenwut

"Black Adam" im Kino: Nenn mich nicht Superheld, ich bin ein Gott: Dwayne Johnson als "Black Adam".

Nenn mich nicht Superheld, ich bin ein Gott: Dwayne Johnson als "Black Adam".

(Foto: Warner/WB)

Der immens populäre Dwayne Johnson könnte jede Art von Superheld spielen, aber er wählte "Black Adam", den großen Choleriker im DC-Universum. Dahinter steckt ein Plan.

Von Susan Vahabzadeh

Black Adam ist der Choleriker unter den Superhelden, obwohl er selbst ja darauf besteht, er sei gar kein Superheld, sondern ein Gott. Als Comicwesen erblickte er schon kurz nach dem Krieg das Licht der Welt, 1945, aber den Starruhm eines Superman hat er bislang nicht erlangt, obwohl er aus dem selben Universum stammt. Nicht aus unserem, aus dem von Superman, DC Comics.

Dwayne "The Rock" Johnson spielt ihn nun im Film "Black Adam" und macht seinem Beinamen alle Ehre, in jedweder Hinsicht. Johnson verfügt über viel Charisma und wenig Mimik. Die Reste einer steinernen Statue thronen über der Stadt Kahndaq, bei der man nie so recht kapiert, ob sie jetzt eigentlich nur die Haupstadt ist oder schon alles, was das Land an Stadt zu bieten hat. Kahndaq, mit zerstörter antiker Altstadt und ärmlichen Wohnsilos, liegt auch nicht in unserem Universum, hat hier aber jede Menge Verwandte: Bagdad, Beirut, Sanaa. Ein Ort in Nahen Osten, für den sich der Westen vornehmlich unter Rohstoff-Gesichtspunkten interessiert.

Kahndaq steht unter einer Art Besatzung nach Kolonialherrenart, die Bevölkerung wird unterdrückt, die Besatzer lassen sie ein magisches Metall abbauen und führen es aus - und das geht schon seit Tausenden von Jahren so, seit Black Adam noch ein Mensch war. Man sieht am Anfang, wie in der Antike Adam und sein Volk an einem Berg schuften. Da hat er einen fiesen Besatzer-König besiegt, mit Zauberkräften, die ihm verliehen wurden, als ein Aufstand begann - so besagt es jedenfalls die Legende.

Als die Archäologin Adrianna (Sarah Shahi), die nebenberuflich den Widerstand in Kahndaq organisiert, auf der Suche nach einer geheimnisvollen Krone in Bedrängnis gerät, befreit sie ihn in ihrer Not aus seinem Grab. Codewort: Shazam! Danach hängt er mit seinen Goldstiefelchen in der Moderne herum, pflückt Kampfhubschrauber und Raketen vom Himmel und sagt dazu Sätze wie "Eure Magie ist schwach". Das mit dem Hängen ist ernst gemeint: Black Adam hängt dauernd sinnierend im Nichts, irgendwo am Himmel, und lässt den Blick in die Ferne schweifen. Vielleicht nur so eine Angewohnheit.

Jaume Collet-Serra ("Unknown Identity") hat "Black Adam" inszeniert, und nachdem jetzt schon mehrere Superheldenfamilien in Truppenstärke im Kino antreten, wäre es nett gewesen, wenn er nicht so täte, als müsse man alle Figuren kennen. Im fernen Amerika, wo man mit der Besatzung von Kahndaq nichts zu tun hat, setzt sich die Justice Society in Bewegung: Der seherische Kent alias Doctor Fate (Pierce Brosnan), Hawkman alias Carter Hall (Aldis Hodge) und zwei Novizen, ein geniales Mädchen und ein tapsiger Junge, der bei Bedarf sehr groß wird, aber nicht weniger tapsig.

Die Justice Society kommt, mit Verlaub und dem wunderbaren Pierce Brosnan zum Trotze, ein bisschen rüber wie die Avengers für Arme. Aber immerhin bekommt sie es mit einem sterblichen Volk zu tun, das seine Freiheit verlangt. Showdown folgt auf Showdown, die Hintergrundgeschichte hat dazwischen nur kleine Gastauftritte. Die Kampfszenen sind allerdings von lähmender Gleichförmigkeit, und eigentlich entsteht in ihnen gar keine Interaktion - es knallt halt so schön. Das ist inzwischen in den meisten Superhelden-Filmen so, wird aber durch Gewöhnung nicht spannender.

Ist der Film die heimliche Vorbereitung einer Präsidentschafts-Kandidatur?

Im Gefüge des Superheldentums ist das Durchschnittsware, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Die Geschichte hat allerdings so eine Art politischen Nachhall, und der verdient in diesem Fall besondere Aufmerksamkeit. Weil sich nämlich das Gerücht hartnäckig hält, Johnson - auch Produzent von "Black Adam" und in den USA einer der größten Stars überhaupt - liebäugele mit einer Präsidentschaftskandidatur, und Umfragen im vergangenen Jahren besagten, er hätte damit beachtliche Erfolgsaussichten.

Nun ist "Black Adam" sicher kein außenpolitisches Bekenntnis, aber für Superheldenfilm-Verhältnisse macht er es sich erstaunlich schwer mit der Einteilung in Gut und Böse. Des einen Terroristen ist des anderen Freiheitskämpfer, so ungefähr lautet die Prämisse, und auch die Figur selbst ist kein strahlender Held, sie kämpft mit ihrer größten Schwäche - einem Anger Management-Problem. Adam bekommt seine Wutausbrüche nicht in den Griff.

Die Justice Society soll das Gleichgewicht wieder herstellen, hat aber keinen blassen Dunst, was das heißt - und will deswegen Adam aus dem Verkehr ziehen, damit er aufhört, die Besatzer zu pulverisieren. Für Ruhe und Ordnung sorgen würde in diesem Fall bedeuten, die Menschen in Kahndaq weiter der Unterdrückung auszuliefern, und Adam und Adrianna haben ihre Mühe, Kent & Co das beizubiegen. Adam beginnt im Gegenzug daran zu zweifeln, ob Rache eine sinnvolle Motivation ist.

Das war's, tiefer wird hier nicht geschürft. Was genau will eigentlich Adriannas Widerstand, und wozu dient das magische Metall, wenn man gerade keine neue Krone schmiedet? Egal. Die Justice Society möchte dauernd Leben retten, Adam will nur bestimmte Leben retten, die beiden Positionen bleiben so stehen. Und was steckt hinter der Besatzungsmacht, irgend etwas Staatliches oder der Auswuchs eines wildgewordenen Kapitalismus? Bleibt im Dunkeln.

Black Adam, USA 2022 - Regie: Jaume Collet-Serra. Drehbuch: Adam Sztykiel, Rory Haines, Sohrab Noshirvani. Kamera: Lawrence Sher. Mit: Dwayne Johnson, Pierce Brosnan, Sarah Shahi, Aldis Hodge, Noah Centineo. Warner, 124 Minuten. Kinostart: 20. 10. 2022.

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