Ambulante Betreuung:"Ich war so frustriert, dass ich dann wahllos Nummern gewählt habe"

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Wer in München eine Hebamme sucht, muss Geduld mitbringen und früh in der Schwangerschaft anfangen. (Foto: Caroline Seidel/dpa)

Zu wenige Hebammen, zu viele Kinder: Seit vielen Jahren ist die Versorgungslage in München angespannt. Jetzt hat die Stadt ein Förderprogramm verlängert, um Hebammen zu entlasten und eine flächendeckende Versorgung zu ermöglichen.

Von Nicole Graner

Freiberufliche Hebammen zu finden, die Mütter nach der Geburt drei Monate lang begleiten, ist sehr schwer. Seit vielen Jahren ist die Versorgungslage in München angespannt. Zu wenige Hebammen, zu viele Kinder. Die Kapazitäten unterscheiden sich auch nach Stadtvierteln.

Nun hat der Gesundheitsausschuss des Stadtrats entschieden, das Förderprogramm Geburtshilfe bis 2025 zu verlängern, das seit 2018 in der Landeshauptstadt umgesetzt wird. Ziel des vom bayerischen Gesundheitsministerium aufgelegten "Zukunftsprogramms Geburtshilfe" ist es, die Kommunen finanziell zu unterstützen, damit eine "flächendeckende" geburtshilfliche Hebammenversorgung ermöglicht wird. Im Rahmen der "Richtlinie zur Förderung der Geburtshilfe in Bayern" stehen jährlich 900 000 Euro an Zuwendungen zur Verfügung. Die Stadt beteiligt sich mit zehn Prozent an diesen Kosten.

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Die Hebammensuche sollte frühzeitig erfolgen. Darauf verweisen viele Internet-Portale. "Frühzeitig" - diesen Hinweis hat sich Iris Schreck, 32, zu Herzen genommen. Schon in der siebten Schwangerschaftswoche hat sie sich auf die Suche gemacht. Hat, wie sie sagt, auf mehreren Portalen nach Hebammen gesucht, richtige Listen mit Namen angelegt. Erst habe sie gezielt nach Hebammen gesucht, die für den Stadtteil Schwabing zuständig sind und ihr auch zusagen. Sie führte viele Telefonate. Keine Chance. "Ich war so frustriert", sagt sie, "dass ich dann wahllos Nummern gewählt habe." Eine Hebamme, die nicht für Schwabing zuständig sei, habe ihr dann angeboten, sie online zu unterstützen. Keine Option für Iris Schreck.

Unterversorgt sind der nördliche und der westliche Stadtrand

484 freiberufliche Hebammen gibt es in München. Das Gesundheitsreferat hat sie zwischen Januar und Juli zu ihren Leistungen und Angeboten sowie zu ihrer persönlichen Arbeitssituation befragt. Dauerhafte Überlastung ist ein Ergebnis der Umfrage. Das andere: ungleiche Verteilung der Hebammenkapazitäten in den Stadtvierteln. Unterversorgt sind demnach besonders Aubing-Lochhausen-Langwied am westlichen Stadtrand und Feldmoching-Hasenbergl am nördlichen.

Gesundheitsreferenten Beatrix Zurek (SPD) nennt als einen der Gründe für die Engpässe die steigenden Geburtenzahlen in und um München: "Im Jahr 2021 kamen in München rund 24 000 Kinder zur Welt, im Jahr davor waren es rund 1000 Geburten weniger", sagt sie. Dazu kämen auch noch räumliche Kapazitätsengpässe in der stationären Geburtshilfe. Mit der Verlängerung des Förderprogramms könnten zum Beispiel medizinische Fachangestellte finanziert werden, die den Hebammen fachfremde Aufgaben abnehmen.

Iris Schreck hat nach langer Suche eine Hebamme gefunden, die regelmäßig vorbeikommt. Und - sie ist sehr froh darüber - "eine gute".

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