Mobilität im ländlichen Raum:Zukunft in rot-weiß

Mobilität im ländlichen Raum: Fahren ohne Fahrer: der autonome Shuttle-Bus, der bald durch Grafing kreisen soll, bei seiner ersten Präsentation im Gewerbegebiet Schammach.

Fahren ohne Fahrer: der autonome Shuttle-Bus, der bald durch Grafing kreisen soll, bei seiner ersten Präsentation im Gewerbegebiet Schammach.

(Foto: Christian Endt)

Das selbst fahrende Elektroshuttle wird beim "Tag der Innovation & Tradition" im Grafinger Gewerbegebiet erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Rot-weiß kommt er angefahren. Doch so, dass der EHC Klostersee den Shuttlebus in seinen Vereinsfarben angemalt hätte, ist es nicht. Passender wäre ja ohnehin eine Lackierung in schwarz-gelb gewesen, den Farben der Stadt Grafing. Denn dort sollen elektrische Shuttles dieser Art bald fahren, und zwar autonom. Beim "Tag der Innovation & Tradition" im Gewerbegebiet Schammach wurde er - inklusive Mitfahrgelegenheit entlang einer 600-Meter-Schleife durch das Areal - am Sonntag erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

"Planung intermodaler Mobilitätsangebote basierend auf 3D-Stadtmodellen" lautet der Name des vom Bayrischen Wirtschaftsministerium geförderten Verbundforschungsprogramms. Die Federführung liegt beim Grafinger Simulationsspezialisten Cadfem, aber auch die Lehrstühle für Verkehrstechnik und Geoinformatik der Technischen Universität München (TUM) sind eingebunden sowie die DB Regio Bus als möglicher späterer Betreiber der Shuttles.

Das besondere an dem Projekt ist, dass ein Großteil der Entwicklungs- und Zulassungsarbeit nicht real auf der Straße, sondern digital auf den Cadfem-Rechnern abläuft. "Wir weichen auf ein virtuelles Testfeld mit einer Schnittstelle zwischen der Shuttle-Software und einem digitalen urbanen Zwilling der Stadt aus", hatte Cadfem-Senior Günter Müller zum Projektstart vor etwa eineinhalb Jahren erklärt.

In dieser virtuellen Testumgebung lassen die Entwickler den Bus wochenlang zwischen Grafing und Grafing Bahnhof kreisen. Jede Vorfahrtsregel ist in die virtuelle Umgebung implementiert, jedes Straßenschild, jede Ampel, jeder denkbare Verkehrsteilnehmer. Oder ein über die Straße rollender Fußball. Alles muss die Kamera- und Lasersensorik auf dem E-Shuttle verlässlich detektieren - und dann die Shuttle-Steuerung die richten Schlüsse daraus zu ziehen. Im Nebel. Bei Schneegestöber. Wenn ein Fenster neben der Straße das Sonnenlicht reflektiert. Trotzdem ist Umweg über die Simulationen eine Abkürzung: In realer Straßenumgebung würde die Shuttle-Erprobung Jahre dauern.

Wenngleich die Route einmal von Grafing Bahnhof übers Gewerbegebiet und rund um den Marktplatz wieder zurück gehen soll: Alleine um Grafing geht es bei dem Projekt nicht. Wenn das Modell hinter der Erprobung einmal validiert ist, kann und soll es als Basis dienen für viele ähnliche Vorhaben im ländlichen Raum.

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:Ein selbstfahrendes Elektroshuttle für Grafing

Das Projekt schreitet voran. In Kürze könnte es erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

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