Sportartikelindustrie:Adidas wirft Kanye West raus

Angesichts starker Kritik an den antisemitischen Entgleisungen des US-Rappers beendet der Sportartikelhersteller die Zusammenarbeit. Die Produktion der Yeezy-Schuhe wird gestoppt.

Von Uwe Ritzer, Herzogenaurach

Unter dem Druck wachsender Kritik hat der Sportartikelhersteller Adidas seine Zusammenarbeit mit dem umstrittenen US-Rapper Kanye West mit sofortiger Wirkung beendet. "Adidas duldet keinen Antisemitismus und keine andere Art von Hassrede", schrieb das Unternehmen mit Sitz in Herzogenaurach bei Nürnberg am Mittag in einer Erklärung.

Die "jüngsten Äußerungen und Handlungen" des Musikers, der sich neuerdings Ye nennt, seien "inakzeptabel, hasserfüllt und gefährlich. Sie verstoßen gegen die Werte des Unternehmens wie Vielfalt und Inklusion, gegenseitigen Respekt und Fairness." Weshalb sich Adidas "nach eingehender Prüfung" entschlossen habe, die seit 2015 bestehende Zusammenarbeit "mit sofortiger Wirkung zu beenden". Gleichzeitig werden die Produktion von Produkten der Marke Yeezy eingestellt und alle Zahlungen an Ye und seine Unternehmen gestoppt. Adidas werde ab sofort auch keine Yeezy-Produkte mehr verkaufen. Damit folgt die Firma dem Beispiel anderer Unternehmen, die ihre Zusammenarbeit mit Kanye West zuletzt eingestellt haben.

Das wiederum wird tiefe Spuren in der Bilanz des zweitgrößten Sportartikelherstellers hinterlassen. Bis zu 250 Millionen Euro weniger Nettogewinn werde Adidas durch diesen Schritt allein bis Jahresende einfahren. Erst vor wenigen Tagen hatte die Drei-Streifen-Marke zum dritten Mal in diesem Jahr seine Umsatz- und Gewinnprognosen drastisch nach unten korrigiert. Angesichts der hohen Inflation kaufen Menschen in vielen Ländern weniger. Außerdem setzen große Probleme auf dem wichtigen chinesischen Markt Adidas schon länger zu.

Mit der Entscheidung, die Zusammenarbeit mit Kanye West zu beenden, reagierte Adidas auch auf wachsende Kritik aus der ganzen Welt. Anlass dafür waren wiederholte antisemitische Ausfälle von Kanye West in sozialen Netzwerken und auch bei anderen Gelegenheiten. Vieles davon hatte obendrein Züge von Verschwörungsmythen. "Kein noch so toller Sneaker ist es wert, mit den Abgründen verbunden zu sein, in die dieser Künstler eingetaucht ist", hatte am Vormittag auch Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland in der Bild-Zeitung kritisiert und Adidas aufgefordert, die Zusammenarbeit mit Kanye West umgehend zu beenden. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte er: "Die täglich neuen antisemitischen Entgleisungen des Rappers sind für die Jüdinnen und Juden in Deutschland und in aller Welt unerträglich."

Die Beziehungen zwischen dem Unternehmen und dem Rapper sind schon länger angespannt. Wiederholt fiel West in den vergangenen Monaten in öffentlichen und zum Teil wirren Tiraden über Adidas her, bis hin zur Falschmeldung, Vorstandschef Kasper Rorsted sei gestorben. Der Musiker und Designer wirft Adidas vor, die Firma habe seine Design-Entwürfe geklaut. Adidas weist dies zurück. Zur Klarstellung hieß es am Mittag, man sei "der alleinige Inhaber aller Designrechte an bestehenden Produkten sowie an früheren und neuen Farbgebungen im Rahmen der Partnerschaft". Weitere Informationen will Adidas bei der Vorlage der Quartalszahlen am 9. November 2022 bekannt geben.

Vor dem Sportartikelhersteller haben bereits die Produktionsfirma des Musikers, MRC Entertainment, die Modelabels The Gap und Balenciaga sowie die Bank JP Morgan Chase auf die Dienste des im besten Fall exzentrischen Künstlers verzichtet.

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