Soziale Medien:Musk übernimmt Twitter und feuert Chefriege

Soziale Medien: Nach einem monatelangen juristischen Drama hat Elon Musk die Leitung des Kurznachrichtendiensts Twitter inne. Die Entlassungen von Führungskräften hat nicht lange gedauert.

Nach einem monatelangen juristischen Drama hat Elon Musk die Leitung des Kurznachrichtendiensts Twitter inne. Die Entlassungen von Führungskräften hat nicht lange gedauert.

(Foto: Adrien Fillon/dpa)

Der Milliardär kauft den angeschlagenen Kurznachrichtendienst nach monatelangem öffentlichen und juristischen Gerangel. Seine erste Amtshandlung: Führungskräfte entlassen.

Von Claudia Koestler, Portland

"The bird is freed", "Der Vogel ist befreit". Mit diesen Worten hat Tesla-Chef Elon Musk nach monatelangem juristischen Gerangel verkündet, dass er den Twitter-Konzern übernimmt. Die gerichtliche Frist wäre an diesem Freitag abgelaufen. Mit dem 44 Milliarden Dollar teuren Deal hat der Milliardär nun die Leitung des angeschlagenen sozialen Netzwerks inne.

Musk will unter anderem lebenslange Sperren für Nutzer bei Twitter abschaffen, von der zum Beispiel der frühere US-Präsident Donald Trump betroffen ist. Ob dies auch die Position von Trump verändern würde, sei noch unklar.

Die Aktionäre erhalten 54,20 Dollar pro Aktie, und Twitter wird nun als Privatunternehmen geführt. Musks erste Amtshandlung war die Entlassung der Chefriege: CEO Parag Agrawal, Chief Financial Officer Ned Segal und andere Top-Manager mussten gehen. Auch die für den Kampf gegen Hassrede und falsche Informationen zuständige Top-Managerin Vijaya Gadde sei unter den Entlassenen.

Damit endet eine verworrene Geschichte, die im Januar damit begann, dass der Milliardär in aller Stille eine große Beteiligung an dem Unternehmen erwarb. Im April unterbreitete er erstmals ein Kaufangebot, doch er wurde zunehmend verärgert darüber, wie Twitter geführt wurde. Schließlich schloss er eine Fusionsvereinbarung ab, die er später monatelang wieder rückgängig zu machen versuchte. Musk begründete dies mit der Anzahl von Bots und gefälschten Konten auf der Plattform. Die Anwälte von Twitter argumentierten später, dass das Bot-Problem "nur ein Vorwand" für ihn gewesen sei, um von dem Geschäft zurückzutreten.

Die Regeln von Twitter werden wohl geändert

Musk hat bereits deutlich gemacht, dass er künftig große Veränderungen bei dem Social-Media-Unternehmen anstrebt. Er hat sowohl bei öffentlichen Auftritten als auch in privaten Nachrichten wiederholt erklärt, dass er die Moderationsregeln von Twitter lockern möchte und dass er keine permanenten Verbote mag. Zudem steht im Raum, dass er weitere Mitarbeiter entlassen könnte, auch wenn er den Angestellten bereits gesagt hat, dass die Stellenstreichungen nicht so hoch ausfallen sollen wie die 75 Prozent, von denen kürzlich berichtet wurde.

Auch für die Nutzer von Twitter könnte sich unter Musks Führung vieles verändern. Musk will den Twitter-Algorithmus öffnen, damit die Nutzer die Empfehlungen besser verstehen können. Gleichzeitig hat er Werbetreibenden bereits versichert, dass Twitter die "am meisten respektierte Werbeplattform der Welt" werden soll.

Als Reaktion auf Musks angekündigte Lockerung der Nutzungsrichtlinien mahnte der europäischer Kommissar Thierry Breton den Milliardär. "In Europa fliegt der Vogel nach unseren Regeln", schrieb der EU-Politiker auf Twitter und verwies auf eine Besprechung, die beide zusammen im Mai geführt hatten, um sich auf EU-Regelungen für Plattformen wie Twitter zu einigen.

Musk plant eine "App für alles"

Musk, der oft über seinen Wunsch gesprochen hat, dass Twitter "ein Beschleuniger für die Entstehung von X, der App für alles" sein soll, ähnlich wie Wechat in China, wird wahrscheinlich auch nach Wegen suchen, um die Einnahmen zu erhöhen. So hat der Unternehmer bereits die Idee geäußert, von Unternehmen Gebühren für das Einbetten von Tweets zu verlangen.

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