SZenario:Wie es sich stilvoll mit hochdekorierten Ehrenbürgern feiern lässt

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Gruppenfoto im Alten Rathaus mit Bürgermeister, Bürgermeisterin und Alt-Oberbürgermeister: (von links) Ali Kilic aus Istanbul, Verena Dietl und Christian Ude bei der Geburtstagsfeier. (Foto: SZ)

Zu seinem 75. Geburtstag lässt eine illustre Gesellschaft Münchens Alt-Oberbürgermeister Christian Ude hochleben. Dieser freut sich besonders über einen einstigen Widersacher als Gast.

Von Ulrike Heidenreich

Ehrenbürger oder Ehrenbürgerin in München zu sein, ist eine feine Sache. Man darf kostenlos mit Tram, Bus oder U-Bahn durch die Stadt kutschieren. Der eigene Name wird verewigt auf Ehrentafeln im Foyer des Alten Rathauses, wo man sich dann in prominenter Gesellschaft bewundern darf - von Richard Strauss bis Franz Josef Strauß, von Leo von Klenze bis Philipp Lahm. Ach ja, und dann darf man auch noch den schönen großen Saal oben nutzen, für Festivitäten aller Arten. Bei Christian Ude war es am Freitagabend ein Festmenü anlässlich des 75. Geburtstags des Alt-Oberbürgermeisters (was übrigens auch ein Ehrentitel ist und nicht mit dem Alter zusammenhängt).

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Es war eine illustre Gesellschaft, die sich an langen Tafeln versammelte, die Köpfe über passierte Steinpilz-Maronensuppe beugte und die Gläser auf den Jubilar erhob. Der SPD-Politiker, der einen kleinen Rekord aufgestellt hat, nämlich über 20 Jahre, länger als jeder andere, Oberbürgermeister zu sein, hat augenscheinlich beste Drähte in hochdekorierte Kreise. Zwei Tische waren gespickt mit anderen Ehrenbürgern - von den Schauspielerinnen Michaela May und Jutta Speidel, der Literaturhändlerin Rachel Salamander, dem Herzchirurg Bruno Reichart bis Bürgermeisterin a.D. Gertraud Burkert. Dazu Ehefrau Edith von Welser-Ude und die versammelte SPD-Prominenz aus Stadtrat und Landtag, dazwischen versprengte schwarze Tupfer, viele Ehemalige aus der Grünen-Fraktion - und eigens persönlich begrüßt: Udes einstiger CSU-Antipode Peter Gauweiler. 1993 hatten die beiden darum gekämpft, Oberbürgermeister zu werden und sich wenig bis gar nichts dabei geschenkt. Jetzt ist so etwas wie eine respektvolle Annäherung daraus entstanden. "Man kann sich streiten, dass die Fetzen fliegen. Aber dass man danach zu Weggefährten wird und gemeinsam Bücher schreibt, das geht nur in München", freute sich Christian Ude bei der - für seine Verhältnisse kurzen - Begrüßungsrede.

Wer in seinen vielen Jahren als Chef im Münchner Rathaus zu echten Freundinnen und Freunden wurde, zeigte sich auch an den anderen Tischen, wo Simone Rethel, Schauspielerin und Witwe von Johannes Heesters saß, Mercedes und Dieter Hanitzsch, SPD-Aussteiger Florian Post oder Christian Scharpf, der mal als persönlicher Mitarbeiter in Udes Büro angefangen hatte und inzwischen Karriere als Oberbürgermeister von Ingolstadt gemacht hat.

SPD-Bürgermeisterin Verena Dietl jedenfalls sagte in ihrer Geburtstagslaudatio, das "die Ära Ude ein Glücksfall für München" gewesen sei und dass man es dem Jubilar zu verdanken habe, dass man eine "vielfältige Stadtgesellschaft habe". Als es danach einen wirklich langen, rhythmischen Applaus im Saale gab, wurde der Ehrenbürger Ude ganz still und meinte später: "Als Gast muss man sich schweigend feiern lassen."

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Alt-Oberbürgermeister Christian Ude wird 75. Immer noch hat er einen vollen Terminkalender. Er engagiert sich beim Aufbau eines Messezentrums in Istanbul, schreibt Bücher, macht Kabarett. Und er kann jetzt kochen - zumindest Kaffee und Pilzgerichte.

Von Martina Scherf

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