Kolumne "Ende der Reise":Buße statt Ballermann

Kolumne "Ende der Reise": Der Anblick vom Flugzeug auf Palma de Mallorca ist ein paar randalierenden Urlaubern verwehrt geblieben. Sie mussten bereits in Nürnberg die Maschine wieder verlassen.

Der Anblick vom Flugzeug auf Palma de Mallorca ist ein paar randalierenden Urlaubern verwehrt geblieben. Sie mussten bereits in Nürnberg die Maschine wieder verlassen.

(Foto: Augst / Eibner-Pressefoto via www.imago-images.de/imago images/Eibner)

Ob Malle-Touristen, Multi-Milliardär oder Flugbegleiter aus Pakistan: Die Freiheit über den Wolken ist längst nicht mehr grenzenlos.

Glosse von Dominik Prantl

Vor wenigen Tagen hat ein Pilot von seiner luftpolizeilichen Hoheitsgewalt, wie sie in Paragraf 12 des Luftsicherheitsgesetzes festgeschrieben ist, Gebrauch gemacht und ein paar offensichtlich besoffene Mallorca-Urlauber schon weit vor der Baleareninsel des Flugzeugs verwiesen. Laut diversen Überschriften großer deutschsprachiger Online-Medien sowie dem in Exzesstourismus-Fragen durchaus versierten Mallorca Magazin soll der Kapitän die mit Alkohol und E-Zigaretten ausstaffierten Gäste wahlweise sogar aus dem Ferienflieger der Billigfluggesellschaft Ryanair "geworfen" oder gar "geschmissen" haben, was man sich allerdings keineswegs bildlich vorstellen sollte.

Vielmehr wurden die sechs, als "ausfällig und respektlos" beschriebenen Männer nach Abbruch des Starts offenbar noch am Albrecht-Dürer-Flughafen in Nürnberg von der Polizei aus dem Flugzeug eskortiert, um sie nicht nur mit einem verpassten Ballermann-Trip zu bestrafen. Von einer Geldbuße bis zu einer Höhe von 25 000 Euro ist die Rede. Mit einer Stunde Verspätung konnte das Flugzeug schließlich abheben.

Früher galt das Fliegen als weltmännisch, heute wird es als Klimakiller gesehen

Überhaupt wurde in den vergangenen Tagen wieder einmal sehr deutlich, dass der inzwischen etwa 50-jährige Werbeslogan für den Opel GT "Nur Fliegen ist schöner" eindeutig dem Zeitgeist der Siebzigerjahre entsprang. Während die Transportmittel Auto und Flugzeug damals den sozialen Aufstieg symbolisierten, statt als Klimakiller angeprangert zu werden, fühlt man sich heute als Flugreisender irgendwie ständig verfolgt, und zwar egal, ob alkoholisierter Billigtourist oder weltmännischer Multimilliardär.

So hat der laut Forbes reichste Europäer und Luxusmarkenimperator (unter anderem Louis Vuitton und Moët & Chandon) Bernard Arnault kürzlich seinen Privatjet verkauft. Gemäß einer FAZ-Meldung habe sich der streitbare Franzose und Sarkozy-Freund von Umweltaktivisten beschattet gefühlt. Als Sieg fürs Klima lässt sich dies aber nur bedingt darstellen. Denn aufs Fliegen verzichten - als milliardenschwerer Unternehmer ist es schließlich eine Art gottgegebene Pflicht, von China über Frankreich in die USA jetten zu können - will Arnault natürlich nicht. Stattdessen werde er nach eigenen Angaben regelmäßig Privatjets mieten. Seine Reisebewegungen ließen sich dadurch weniger einfach überwachen.

Wie wenig grenzenlos die Freiheit über den Wolken tatsächlich ist - auch wenn man mal nicht eine Insel für den Saufurlaub oder die Anhäufung des eigenen Vermögens als Ziel hat - zeigt aber am besten ein drittes Beispiel - das der Pakistan International Airlines. Schon zum wiederholten Male erschien eines der Crewmitglieder der Fluglinie nicht zur Rückreise in die Heimat Pakistan, im jüngsten Falle - so meldet das Fachportal aerotelegraph.com - für den Flug von Toronto, Kanada, nach Islamabad. Die kanadische Grenzschutzbehörde geht davon aus, dass der vermisste Flugbegleiter in Kanada einfach ein neues Leben beginnen möchte.

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