Europacup:Aufholjagd ohne Happy End

Europacup: Maskenmann ohne Fortune: Ellyes Skhiri (links) reagiert auf das unglückliche internationale Aus des 1. FC Köln.

Maskenmann ohne Fortune: Ellyes Skhiri (links) reagiert auf das unglückliche internationale Aus des 1. FC Köln.

(Foto: Thilo Schmuelgen/Reuters)

Der 1. FC Köln dreht zwar ein 0:2 gegen Nizza in ein 2:2, verpasst aber den Sieg und scheidet als einziges deutsches Team aus dem Europapokal aus. Die Minimalisten von Union Berlin gewinnen zum vierten Mal hintereinander 1:0 und kommen weiter.

1. FC Köln - OGC Nizza 2:2

Der 1. FC Köln ist trotz einer emotionalen Aufholjagd gegen OGC Nizza nicht über ein Remis hinausgekommen und aus der Europa Conference League ausgeschieden. Die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart trennte sich am Donnerstagabend 2:2 (0:2) von den Südfranzosen - sie hätte gewinnen müssen, um weiterzukommen. Die Kölner Treffer von Denis Huseinbasic (48. Minute) und Ondrej Duda (60.) in einer furiosen zweiten Hälfte waren zu wenig.

Der FC, der damit als einziges deutsches Team aus dem Europacup ausgeschieden ist (selbst Leverkusen ist noch dabei), muss sich nach dem Aus im Europapokal und dem Ausscheiden im DFB-Pokal nun auf die Fußball-Bundesliga konzentrieren. Gaëtan Laborde (40.) und Billal Brahimi (43.) erzielten die Tore für Nizza.

Das Hinspiel vor knapp zwei Monaten war von Ausschreitungen auf den Rängen überschattet worden. Diesmal verhinderte die Polizei vor dem Stadion nach eigenen Angaben eine Auseinandersetzung. In der Arena prägten vor dem Spiel Karnevalshits und rheinische Folklore das Geschehen. Die Kölner Fans empfingen ihr Team mit einer großen Choreografie. Und das zeigte seine Wirkung.

Europacup: Erster Schock kurz vor der Halbzeit: Gaetan Laborde erzielt an zwei Kölnern vorbei das Führungstor für Nizza.

Erster Schock kurz vor der Halbzeit: Gaetan Laborde erzielt an zwei Kölnern vorbei das Führungstor für Nizza.

(Foto: Lars Baron/Getty Images)

Die Kölner fanden gut und schnell ins Spiel. Baumgarts Mannschaft trat wie gewohnt zweikampfstark auf. Die technisch versierten Franzosen sollten gar nicht erst ins Spiel gelassen werden. Auch die erste gute Chance hatte Köln. Steffen Tigges (26.) scheiterte mit seinem Kopfball an Torhüter Kasper Schmeichel. Die Gäste blieben dennoch gefährlich. Favres Team hatte einen klaren Plan, es sollte nach Ballgewinnen schnell nach vorne gehen. Zweimal ging es für Köln dann zu schnell. Ein missglückter Klärungsversuch von Pedersen landete bei Laborde, der Ellyes Skhiri ausdribbelte und mit links verwandelte. Drei Minuten später verlor Florian Kainz den Ball an der Mittellinie. Die Gäste nutzten das für einen schnellen Konter, den Brahimi erfolgreich abschloss.

Was für ein Stimmungsdämpfer kurz vor der Pause - hätte man meinen können. Doch anstatt frustriert aus der Kabine zu kommen, stürmten die Kölner mutig nach vorne. Schon in der 47. Minute hatte Sargis Adamyan die Riesenchance, seinen Schuss parierte Schmeichel überragend. Eine Minute später sah der Däne weniger gut aus. Einen Schuss von Huseinbasic aufs kurze Eck konnte er nicht abwehren - 1:2. Und dann nahmen die Kölner das Publikum mit auf eine wilde Fahrt.

Der FC drängte, er wollte es mit Macht. Nach einer flachen Flanke kam Duda im Strafraum an den Ball, drehte sich geschwind und schoss zum 2:2 ins Tor. Jetzt kochte das Stadion. Wenige Sekunden später wurde es noch lauter: Doch das vermeintliche 3:2 durch Adamyan wurde wegen Abseits aberkannt. Das Happy End blieb aus.

Europacup: Fast schon Weihnachtsstimmung in Baku: Ob Abdellah Zoubir (links) und der Freiburger Noah Weißhaupt etwas vom Spiel der Lichter mitbekamen?

Fast schon Weihnachtsstimmung in Baku: Ob Abdellah Zoubir (links) und der Freiburger Noah Weißhaupt etwas vom Spiel der Lichter mitbekamen?

(Foto: Tofik Babayev/AFP)

Qarabag Agdam - SC Freiburg 1:1

Der SC Freiburg hat die Gruppenphase der Europa League nach einem späten Gegentreffer mit einem Remis und ohne Niederlage beendet. Der schon vor dem letzten Spieltag als Gruppensieger feststehende Bundesligist trennte sich auswärts 1:1 (1:0) von Qarabag Agdam, obwohl der Sport-Club über eine halbe Stunde in Überzahl agierte. Die fast komplett umgekrempelten Freiburger profitierten zunächst von einem verwandelten Strafstoß von Routinier Petersen (25. Minute). Ein vermeintlicher Treffer der Gastgeber fand wegen einer Abseitsstellung keine Anerkennung (56.). Zudem nahm der Schiedsrichter kurz zuvor einen Foulelfmeter wieder zurück. Nach dem Seitenwechsel sah Kevin Medina nach einem rüden Einsteigen gegen Kevin Schade die rote Karte (62.). Alle drei Entscheidungen gegen Karabach wurden nach dem Eingreifen des Videoassistenten getroffen. Trotzdem kam der Klub noch zum Ausgleich durch Owusu Kwabena in der Nachspielzeit (90.+1).

Neben den Breisgauern überwintert aus der Gruppe G auch der FC Nantes in der Europa League. Da der französische Pokalsieger im Parallelspiel bei Olympiakos Piräus ebenfalls gewann, fiel Agdam noch auf Platz drei zurück. Gegen wen die Freiburger in der nächsten Runde spielen werden, steht noch nicht fest. Die Auslosung findet am 24. Februar 2023 statt.

Für Freiburg ging es aufgrund der guten Ausgangslage nur noch darum, die Gruppenphase versöhnlich abzuschließen. Trainer Christian Streich machte aber vor dem Abflug klar: "Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass wir alles geben." Schließlich gehe es für die anderen Teams noch um etwas, so Streich.

Dennoch tauschte er im Vergleich zum 2:0-Erfolg beim FC Schalke 04 im zurückliegenden Bundesligaspiel auf zehn Positionen und verschaffte so vielen zuletzt stark beanspruchten Leistungsträgern eine Pause. Nur Kapitän Christian Günter blieb der Startelf erhalten. Lucas Höler, der zum ersten Mal nach überstandenem Mittelfußbruch wieder von Beginn an spielte, tat sich zunächst schwer. Er verlor bei seiner ersten Aktion vor dem eigenen Strafraum den Ball, Owusu Kwabena scheiterte an Noah Atubolu (5.). Der 20-Jährige vertrat Stammtorhüter Mark Flekken.

Die Gastgeber waren die aktivere Mannschaft, weil beim Sport-Club die fehlenden Automatismen klar erkennbar waren. Immer wieder stimmten die Abläufe und Laufwege nicht. Und trotzdem jubelten die Freiburger nach der überstandenen Druckphase. Petersen behielt beim Strafstoß die Nerven und erzielte seinen ersten Pflichtspieltreffer seit dem 10. April.

Bis zum Seitenwechsel hatten Streichs Profis die Partie besser im Griff. In Unterzahl schaffte es Karabach dennoch, sich für die kämpferische Leistung mit dem Unentschieden zu belohnen.

Europacup: Wunderschön und wichtig: Sven Michel erzielt das Siegtor für Union Berlin in Frankreich.

Wunderschön und wichtig: Sven Michel erzielt das Siegtor für Union Berlin in Frankreich.

(Foto: Sebastian Räppold/Matthias Koch/Imago)

Royale Union Saint-Gilloise - Union Berlin 0:1

Die triumphale Saison von Union Berlin geht nach dem vierten minimalistischen Sieg in Serie auch in der Europa League weiter. Der Bundesliga-Spitzenreiter gewann am Donnerstagabend 1:0 (1:0) beim belgischen Vizemeister Royale Union Saint-Gilloise und sicherte sich so den Einzug in die K.-o.-Runde des Wettbewerbs. Vor rund 6000 Zuschauern im Stadion Den Dreef in Leuven - darunter einige Unioner - schoss Sven Michel (6. Minute) die Eisernen bei seinem zweiten Startelf-Einsatz der Saison zum Sieg. Die Köpenicker unter Trainer Urs Fischer belegten damit am Ende der Gruppenphase Platz zwei in Gruppe D hinter den bereits als Gruppensieger feststehenden Belgiern.

Nach einem schwachen Start in die Europa League mit zwei Niederlagen gewann Union vier Spiele nacheinander - alle 1:0. In der K.-o.-Runde im Februar des kommenden Jahres winkt den Berlinern nun ein attraktiver Gegner: Der FC Barcelona, Juventus Turin oder Ajax Amsterdam sind möglich. Die Auslosung findet am kommenden Montag statt.

Eine Klage der Hauptstädter gegen das Betretungsverbot der Stadt Leuven für Union-Fans wurde vor dem Spiel abgewiesen. Auswärtstickets für die Begegnung hatte Union wegen vorheriger Verfehlungen von Teilen des Anhangs nicht vergeben dürfen. Trotzdem waren Union-Fans angereist, einige von ihnen schafften es ins Stadion. In der zweiten Halbzeit waren ihre Gesänge zu hören.

Trainer Fischer bewies ein gutes Händchen, indem er Christopher Trimmel und Michel neu in die Startelf brachte. Kapitän Trimmel rettete in der Anfangsphase einen Ball vor dem Seitenaus in Richtung Sheraldo Becker. Dessen Flanke setzte Michel mit einem eingesprungenen Schuss gegen die Laufrichtung von Saint-Gilloise-Keeper Anthony Moris ins Tor.

Es entwickelte sich ein Spiel mit harten Zweikämpfen und wenigen Torchancen. Die spielstarken Belgier kamen nach rund 20 Minuten besser ins Spiel. Die Köpenicker verteidigten die Angriffe überwiegend souverän, hatten bei einigen technischen Fehlern aber Glück, dass Saint-Gilloise nicht konsequenter agierte. Nach der Pause musste Union den Torwart tauschen: Lennart Grill kam für den verletzten Frederik Rönnow. Der 23-jährige Grill flog kurz nach Wiederanpfiff an einer Flanke vorbei. Der Schuss von Simon Adingra ging am Tor vorbei (51.). Nach einem Fehler in der belgischen Abwehr vergab Becker die große Chance zum zweiten Tor (61.). Die Berliner konzentrierten sich nun zunehmend darauf, das Ergebnis über die Zeit zu bringen. Kurz vor Schluss blockte Robin Knoche in großer Not einen Schuss des eingewechselten Victor Boniface ab.

Das war die letzte Prüfung - danach stand das vierte internationale 1:0 in Serie fest.

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