Tierhaltung im Landkreis:Die Last mit der Mast

Tierhaltung im Landkreis: Es wird eng: Die hohen Energiekosten treffen die Schweinehalter im Landkreis besonders

Es wird eng: Die hohen Energiekosten treffen die Schweinehalter im Landkreis besonders

(Foto: via www.imago-images.de/imago images/Countrypixel)

Deutlich steigende Futterkosten, hohe Energiepreise und weniger Nachfrage nach Fleisch: So manch ein Schweinehalter in der Region wirft nun das Handtuch.

Von Franziska Langhammer, Ebersberg

Über zwanzig Jahre hat Landwirt Martin Kandler aus Anzing eine Schweinemast betrieben, mit zuletzt 500 Tieren. Vor zwei Monaten dann entschied er sich, erst einmal aufzuhören. Sehr schwer sei ihm die Entscheidung gefallen, sagt Kandler, und nach einer Pause: "Ich hab es eigentlich gern gemacht." Grund sind vor allem die gestiegenen Energiekosten, die Schweinehalter in besonders hohem Maße treffen. Etwa dreimal so hoch sind diese derzeit. In der Schweinemast muss der Stall warm gehalten werden, außerdem muss ständig Frischluft zugeführt sowie potenziell gesundheitsschädliche Stoffe abgeführt werden. Diese Lüfter, so Kandler, seien Stromfresser.

Während es für die Schweinehalter immer teurer wird, kaufen die Kunden Billigfleisch

Nach und nach hat Kandler nun alle Schweine verkauft, der Stall steht derzeit leer. "Ich weiß noch nicht, wofür ich das Gebäude hernehmen soll", sagt er. Vorerst ein Jahr lang will der Landwirt nun abwarten, ob sich eine Wiederaufnahme des Betriebs wieder lohnt. "Ich hab nicht viel Hoffnung", gibt er zu.

Die hohen Energiekosten treffen die Landwirte auch noch von anderer Seite: Weil die gesamte Bevölkerung von ihnen betroffen ist, greifen immer mehr Menschen im Supermarkt zu billigerem Fleisch. Und das, nachdem viele landwirtschaftliche Betriebe in den letzten Jahren kostenaufwendig ihre Haltung umgestellt haben, um dem Tierwohl-Label zu entsprechen. Die Schlachter zahlen an Schweinemäster wie Kandler derzeit zwei Euro pro Kilo - "Das ist viel zu wenig", so der Anzinger Bauer. Eigentlich müssten es drei Euro pro Kilo sein, dass es sich für ihn als Schweinemäster rechne.

Tierhaltung im Landkreis: Landwirt Martin Kandler aus Anzing hat vorerst seine Schweinemast mit 500 Tieren aufgegeben

Landwirt Martin Kandler aus Anzing hat vorerst seine Schweinemast mit 500 Tieren aufgegeben

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ähnliches berichtet Landwirt Andreas Adlberger, ebenfalls aus Anzing: Vor drei Jahren habe er seine Haltung umgestellt, nun seien die Verkaufszahlen von Schweinefleisch rückläufig. "Ich habe den Vorteil, dass ich feste Metzger und Wirtschaften habe, die mir das Fleisch abnehmen", so Adlberger. In Sachen Stromkosten war er früh genug gewarnt und hat über den Maschinenring Ebersberg Verträge bis ins Jahr 2025 hinein geschlossen.

Die aktuelle Krise trifft auf eine Branche mit ohnehin vielen Schwierigkeiten

Von allein vier Betrieben aus Ebersberg und den Nachbarlandkreisen, die in diesem Jahr die Schweinemast aufgegeben haben, weiß Christoph Auer, der für das Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern (LKV) Landwirte berät. Die Energiekrise, so Auer, sei nur das i-Tüpfelchen: "Es war vorher schon schwierig für die Schweinehalter, die Energiekosten sind nicht das Ausschlaggebende." Auch die Futterkosten stiegen generell, und die Veterinärauflagen würden immer mehr. "Viele haben ein zweites Standbein und sagen: Ich hör auf mit der Mast", so Auer. Auch habe der öffentliche Druck Konsequenzen, der in den letzten Jahren immer mehr gestiegen sei, sobald es um Tierhaltung gehe: Auer berichtet, dass Depressionen und Burn-outs weit verbreitet seien unter den Schweinehaltern.

Aus dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg-Erding (AELF) heißt es, auch die gesunkene Nachfrage nach Fleisch aus dem Ausland sei ein Faktor für den schweren Stand der Schweinehalter. Auch deshalb sei der Preis für Ferkel drastisch gesunken. Im Vergleich zum Bundesland Brandenburg jedoch seien die bayerischen Viehhalter noch besser dran: Dort wütete im vergangenen Jahr die Afrikanische Schweinepest. "Auch das kann bei uns noch kommen", so eine Sprecherin. Grundsätzlich sei eine große Unsicherheit bei den Landwirten zu spüren; das neue Bayerische Programm Tierwohl (BayproTier), das die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber Anfang des Jahres auf den Weg gebracht habe, werde in der Region kaum abgerufen. "Investieren in eine bessere Tierhaltung würden viele Landwirte gerne", so die Sprecherin, "aber gerade weiß man nicht, wo es hingeht."

Martin Kandler aus Anzing hält nun ungefähr 80 Tiere auf Stroh - also in einem Stall, in dem keine ständige Lüftung erforderlich ist. Strohschweine sind viel teurer in der Haltung: Sie brauchen mehr Platz, das Stroh muss in einem zusätzlichen Gebäude eingelagert werden, und der Arbeitsaufwand ist um einiges höher. Ganz von den Schweinen verabschiedet hat der Landwirt sich also noch nicht - aber: "Das ist aber eher ein Hobby", so Kandler.

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