Münchens junge Kreative:Laufen, tanzen, malen

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(Foto: Robert Haas)

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Simon Bitterlich.

Von Leila Herrmann

Mal bemalt er Leinwände, mal Tapeten in leer stehenden Wohnungen. Mal benutzt er Lackroller, mal Sprühdosen. Mal hört er dabei "Haftbefehl", mal "Sam Cooke". Simon Bitterlich, 23, zeigt, dass sich Gegensätze nicht nur anziehen, sondern auch kombinieren lassen. Die vielen Facetten des menschlichen Seins spiegelt er auch in seiner Kunst wider.

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(Foto: Robert Haas)

Simon wurde schon als Kind an die Kunst herangeführt. Seine Mutter ist Kunstlehrerin, seine Oma war Plakatmalerin, sein Opa Ölmaler. Da er starkes ADHS hatte und sich beschäftigen musste, hat seine Mutter ihm oft Bleistift und Papier gegeben. Im Alter von elf Jahren hat er den Film "Graffiti-Wholetrain" gesehen - das hat ihn stark beeindruckt. Vor drei Jahren hat er das Künstlerkollektiv Broke.Today mitgegründet und mit dem Malen begonnen.

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(Foto: Robert Haas)

Als er mit Malen angefangen hat, haben sich viele in seinem Freundeskreis verändert. Und das hat er in seinen Bildern reflektiert. "Du kannst meine Bilder jahrelang anschauen und findest immer wieder Sachen, die dir gefallen oder nicht gefallen", sagt er - weil so viele unterschiedliche Farben und Strukturen eingebaut werden. "Bei manchen habe ich nur komplett gerade gemalt und wirklich versucht, die Farbe gerade darauf zu werfen, bei manchen habe ich komplett durchgeknallt gemalt", sagt er. "Du lernst das Bild immer wieder anders kennen, so wie einen Menschen."

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(Foto: Robert Haas)

Da anfangs nur Acrylfarbe und Lackwalzen in seinem Atelier lagen und Simon "kein Material und keine Kohle hatte", hat er aus der Not heraus seine ersten Bilder mit dem gemalt, was ihm zur Verfügung stand. Das hat sich dann zu seiner Technik entwickelt. Erst baut er seine Bilder in einer Kreuzstruktur auf, benutzt dunklere Farben und bemalt größere Flächen. Dann werden die Bilder immer detaillierter und heller. Er legt seine Leinwände immer auf den Boden. "Dann laufe ich, springe ich, tanze um diese Bilder herum. Ich bin dann ein richtiger Freak, wenn ich male", sagt er.

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(Foto: Robert Haas)

Seit über drei Jahren ist Simon Teil des Künstlerkollektivs Broke.Today. Alle paar Monate bezieht er mit seinen Künstlerfreunden eine neue Zwischennutzung, hat ein neues Atelier.Broke.Today stellt Räume für andere Künstlerinnen und Künstler zur Verfügung. "Broke.Today beeinflusst mich in meiner eigenen Kunst, weil ich dadurch viele Künstlerinnen und Künstler treffe und das meine Ideen und Kreativität extrem fördert", sagt er.

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(Foto: Robert Haas)

"Ich versuche, das Neue mit Altem zu kombinieren", sagt Simon . Er meint damit das Sprayen und das Malen. Zwar arbeitet er noch bei einer Bar an der Tür, er hat sich aber zum Ziel gesetzt, dass er in fünf Jahren von der Kunst leben kann und weiterhin Projekte im Kollektiv macht. "Broke.Today. ist mein Leben. Ich stehe auf mit Broke.Today und gehe schlafen mit Broke.Today."

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